Gütersloh. Seit 50 Jahren gibt es den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Im Jubiläumsjahr waren auch Schülerinnen und Schüler aus Gütersloh erfolgreich. Andreas Gibner aus dem letzten Abschlussjahrgang der Freiherr-vom-Stein-Schule erhielt einen Förderpreis für einen Beitrag zu seiner deutsch-kasachischen Familiengeschichte. Und zwei Klassen des Städtischen Gymnasiums werden auf der Landespreisverleihung NRW am kommenden Montag in Bonn sogar als Landessieger ausgezeichnet
In einer 13teiligen Podcastreihe beschäftigten sich die damaligen Klassen 9b und 9e im vergangenen Schuljahr mit „Wohnen in Gütersloh im Wandel“. Eine Schülergruppe ging den Wohnbedingungen von Tagelöhnern und Hilfsarbeitern während der Industrialisierung nach, eine andere beleuchtet das Leben von Vertriebenen und Geflüchteten, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Gütersloh kamen.
Der Einsatz von Zwangsarbeiterinnen in Gütersloher Betrieben, das Leben britischer Soldaten in und außerhalb der Kasernen oder die Einrichtung des ersten Frauenhauses sind weitere Themen, denen sich die Schülerinnen und Schüler in ihrer mehrmonatigen Projektarbeit widmeten. „Zwei Klassen und insgesamt 43 Teilnehmende zu koordinieren, war nicht immer einfach. Aber es hatte den Vorteil, dass wir zu ganz vielen Themen recherchieren und auf die unterschiedlichen Interessen der Schülerinnen und Schüler eingehen konnten “, erklärt Britta Jünemann. Die stellvertretende Schulleiterin des Städtischen Gymnasiums betreute mit ihrer Kollegin Charlotte Läzer das erfolgreiche Projekt als Tutorin. Mit dem Einsprechen und Schneiden der Podcasts oder der Redaktion eines Instagram-Profils mit historischen Fotos zum Thema begeisterten die beiden Lehrerinnen auch diejenigen, die Geschichte nicht unbedingt zu ihren Lieblingsfächern zählen.
Vor der Produktion stand die historische Recherche. An vier Vormittagen kamen die Klassen zur Gruppenarbeit im Stadt- und Kreisarchiv Gütersloh zusammen. Dank guter Vorbereitung konnten sie dort gleich mit der Arbeit an Originalquellen beginnen. „Die Klassen hatten ihre Themenlisten schon im Vorfeld verschickt, so dass wir in Ruhe überlegen konnten, welche Akten oder Zeitungen für die jeweilige Gruppe interessant sind“, erinnert sich Dr. Franz Jungbluth. Der Archivpädagoge des Kreisarchivs und Stadtarchivarin Julia Kuklik hatten die Recherchetage des Projekts gemeinsam vorbereitet und betreut. So konnten beide Archive die Auswahl aus ihren Beständen aufeinander abstimmen und die Gruppen hatten gleich mehrere Ansprechpersonen für Rückfragen oder wenn einmal Schwierigkeiten beim Lesen alter Schriften auftauchten. In der Schule und in den Archiven steckte also jede Menge Teamwork hinter der Podcastreihe, über deren Erfolg sich Julia Kuklik besonders freut: „Stadtarchiv und Städtisches Gymnasium sind schon seit Jahren offizielle Bildungspartner und haben einige historische Projekte mit Schülerinnen und Schülern auf den Weg gebracht. Schön, dass diese Arbeit durch den Erfolg beim Geschichtswettbewerb jetzt über Gütersloh hinaus bekannt wird!“