Rietberg. Auf großen Plakaten werben derzeit eine Reiterin, Tennisspieler, Gardetänzerin, Fußballer, Schütze, Theaterdarsteller und Landjugend-Funktionärin aus allen sieben Stadtteilen für die Bürgerstiftung Rietberg. Aus gutem Grund: Vor genau 20 Jahren, im Herbst 2003, wurde diese besondere Initiative in Rietberg aus der Taufe gehoben. Getragen von der Idee des damaligen Bürgermeisters André Kuper sollte die Bürgerstiftung Rietberg nicht nur das soziale Leben und ehrenamtliches Engagement in der Stadt fördern. Es sollte auch als Schutzschild dienen, wenn finanzielle Engpässe bei der Stadt womöglich freiwillige Leistungen für Bürger und Vereine bedrohten.
Ihren finanziellen Grundstock erhielt die Bürgerstiftung durch die Übertragung eines Aktienpaketes der RWE aus den »stillen Reserven« der Stadt. Hinzu kam die Unterstützung der ersten 125 Gründungsstifter, die jeweils mindestens 500 Euro in das Stiftungsvermögen einbrachten.
Seitdem ist viel passiert. Die Bürgerstiftung Rietberg zählt inzwischen 173 Stifterinnen und Stifter, darunter Einzelpersonen, Familien und Unternehmen. Das Stiftungsvermögen beläuft sich mittlerweile auf fast zwei Millionen Euro, womit sie zu den größeren der 118 Bürgerstiftungen in Nordrhein-Westfalen zählt. Heute ist Rietbergs Bürgermeister Andreas Sunder der Vorsitzende des Vorstands der Bürgerstiftung. Sunder: „Ich freue mich, dass die Bürgerstiftung nach wie vor so rege ist und sich immer wieder für die Einrichtungen und Vereine in allen sieben Ortsteilen engagiert. Sie greift immer dort ein, wo die Stadt mit ihren Möglichkeiten an Grenzen stößt. Insofern ist die Bürgerstiftung ein nicht mehr wegzudenkender Baustein unserer Stadtgesellschaft.“
In den zwei Jahrzehnten ihres Bestehens sind mehr als 500 Projekte und Einzelmaßnahmen für über 100 Vereine, gemeinnützige Organisationen, Schulen und Kindergärten gefördert worden. Insgesamt wurden rund 700.000 Euro an Fördergeldern ausgezahlt. Besonders schulische Projekte und Kindergärten erhielten viel Unterstützung. Aber auch die karitativen Organisationen und zahlreiche Sport- und Schützenvereine wurden regelmäßig gefördert. Außerdem natürlich die vielfältige musikalische Welt Rietbergs sowie zahlreiche weitere Projekte und Maßnahmen aus unterschiedlichen Bereichen und für verschiedenste Organisationen.
Die Bürgerstiftung verfügt über ein Kuratorium, bestehend aus neun Mitgliedern und ihren Stellvertreterinnen und Stellvertretern, das über die Förderanträge entscheidet. Eine klare Förderrichtlinie bildet die Grundlage für diese finanziellen Hilfen, die besonders die Werte Ehrenamt, Bildung, Jugend- und Altenhilfe, Kultur, Umwelt, Sport und Völkerverständigung unterstützen will.
„Nicht nur für unsere geförderten Maßnahmen ist das Ehrenamt von zentraler Bedeutung, sondern auch für die Stiftung selbst“, sagt Norbert Laumeier, Vorsitzender des Kuratoriums. „Ohne die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer bei uns wäre diese Unterstützung für Rietberg so nicht zu leisten. Dafür gebührt ihnen ein großer Dank.“
Ein erfolgreiches Kapitel in der Geschichte der Bürgerstiftung Rietberg war das jährliche Entenrennen, die »Schnatter-Regatta«. Erstmals wurde es 2014 im Rahmen der 725-Jahr-Feier der Stadt ins Leben gerufen, letztmalig 2019. Dieses unterhaltsame Rennen auf der Ems, bei dem die teilnehmenden Enten für den guten Zweck verkauft wurden, hat beträchtliche Mittel für die Stiftung gesammelt und ihre Förderungen weiter gestärkt.
Ein weiterer Meilenstein war 2017 die Einführung des Adventskalenders. In dieser Zeit waren die Kapitalerträge zurückgegangen. Angestoßen von Anja Rodenbeck (Kuratorium) und Frank Ehlebracht (Vorstand), bietet der jährliche Kalender im Advent nicht nur täglich die Aussicht auf wertvolle Gewinne, sondern ermöglicht auch eine wichtige Einnahmequelle für die Stiftung. Dank des Einsatzes zahlreicher Helfer, Sponsoren und Spender hat der Kalender bisher mehr als 200.000 Euro an Spendenmittel für Rietberg generiert.
Die Bürgerstiftung Rietberg feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. Die Stifterratssitzung im November bekommt daher einen den besonderen Charakter einer Feierstunde. Das Jubiläum nehmen Vorstand und Kuratorium zum Anlass, den Schwung der vergangenen zwei Jahrzehnte aufzugreifen. „Wir wollen die Bekanntheit der Stiftung weiter steigern und gern eine neue Generation von Stiftern und Spendern für das Gemeinwohl der Stadt begeistern“, sagt Kuratoriumsvorsitzender Laumeier, der die beeindruckende Erfolgsgeschichte so auch in Zukunft weiterführen möchte.