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Neue Chance für „gut integrierte“ Menschen in Gütersloh

Flüchtlingsberatung der Diakonie Gütersloh hat seit Anfang des Jahres 112 Geduldete beraten

FlüchtlingsbeGütersloh, 30. Dezember 2023. Arbeitskräfte werden dringend gesucht.* Zugleich leben viele gut integrierte geflüchtete Menschen in der Stadt Gütersloh, die nur geduldet sind und nicht in ihr Heimatland zurückkehren können. Seit Januar 2023 erhalten diese Menschen eine neue Chance: Sie können eine „Aufenthaltserlaubnis auf Probe“ beantragen. Die Flüchtlingsberatung der Diakonie Gütersloh unterstützt sie dabei. Nun sind die ersten „Chancenaufenthalte“ bewilligt.ratung der Diakonie Gütersloh hat seit Anfang des Jahres 112 Geduldete beraten.

18 Monate Zeit, um dauerhaft aus der Duldung herauszukommen: Diese Möglichkeit bietet der sogenannte Chancenaufenthalt für Personen, die schon seit mehr als sechs Jahren in Deutschland leben; straffrei und mit dem Willen, sich zu integrieren. Am Ende dieser anderthalb Jahre können sie einen Aufenthalt für gut integrierte Erwachsene beantragen. Dazu brauchen sie ein Deutsch-Zertifikat – mindestens auf dem Niveau A2. Außerdem müssen sie nachweisen, dass sie Arbeit gefunden haben, und einen gültigen Pass vorlegen.
In der Stadt Gütersloh hat die Flüchtlingsberatung der Diakonie seit Anfang Januar 112 Erwachsene zum Chancenaufenthalt beraten und dabei geholfen, die entsprechenden Anträge für sie und insgesamt 63 Kinder zu stellen.

Zalina Ablieva (2. v. l.) und Alreza Jafari (2. v. r.) gehören zu den Ersten in Gütersloh, deren Antrag auf einen Chancenaufenthalt bewilligt wurde. Unterstützt hat sie die Flüchtlingsberatung der Diakonie Gütersloh mit Katharina Stein (l.) und Fatma Aydin-Cangülec (r.). © Diakonie Gütersloh.

„Wichtig, die einzelnen Schicksale zu kennen“

Wie lässt sich einschätzen, wer „gut integriert“ ist? Die FlüchtlingsberaterInnen kennen die meisten AntragstellerInnen und deren Familien seit geraumer Zeit. Dies sei ein Pluspunkt bei der ohnehin guten und engen Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde der Stadt Gütersloh. Letztere muss die Anträge prüfen und darüber entscheiden. „Dazu ist es wichtig, die Einzelschicksale zu kennen, um die betroffenen Menschen zu verstehen und ihnen dabei zu helfen, die geforderten Kriterien zu erfüllen“, erläutert Katharina Stein.
Einen festen Arbeitsplatz finden

Alireza Jafari ist einer der ersten Antragsteller in Gütersloh, die nun einen Chancenaufenthalt erhalten haben. Er stammt aus Afghanistan und wuchs als Flüchtlingskind im Iran auf. Ihm drohte die Abschiebung nach Afghanistan. „Deshalb ist Herr Jafari 2015 nach Deutschland geflohen“, so Katharina Stein. „Hier wurde sein Asylantrag abgelehnt, aber er kann nicht nach Afghanistan abgeschoben werden.“
Die lange Zeit der Kettenduldungen hat der 34-Jährige aktiv genutzt: Er absolvierte einen Integrationskurs und spricht inzwischen sehr gut Deutsch. Nach einer Weiterbildung zum Altenpflegehelfer begann er eine dreijährige generalistische Pflege-Ausbildung und steht kurz vor der Abschlussprüfung. Später möchte Alireza Jafari weiter in der Altenpflege arbeiten: „Die Arbeit macht mir Spaß“, sagt er. „Ich habe großen Respekt vor alten Menschen.“ Durch den Chancenaufenthalt bieten sich ihm nun viel bessere Möglichkeiten, eine Wohnung zu mieten und nach der Ausbildung einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu bekommen.
Ihre Tochter wird Zahnarzthelferin

Auch Zalina Ablieva befindet sich im Chancenaufenthalt.
Die 38-jährige Tschetschenin lebt seit 2016 mit ihren beiden Kindern in Gütersloh. Ihre Tochter S. hat die Realschule abgeschlossen und macht eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten. Zalina Ablieva selbst hat unter anderem einen ehrenamtlich geführten Sprachkurs der Ev. Kirchengemeinde Gütersloh besucht. Außerdem engagiert sie sich als Übungsleiterin im Willkommenscafé für Ukrainerinnen der Diakonie Gütersloh. Dort hilft sie auch bei Übersetzungen. „Der Chancen-Aufenthalt macht es möglich, dass Zalina ab Dezember einen regulären Integrationskurs besuchen kann“, erläutert Katharina Stein. „Außerdem sucht sie nach einer Arbeit in einer Reinigung oder in der Pflege.“
„Einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten“
„Wir freuen uns sehr, dass diese Menschen, die schon lange in Deutschland angekommen sind, endlich aus der ständigen Angst vor Abschiebung befreit werden“, erklärt Marvin Hemkendreis von der Flüchtlingsberatung. „Jetzt können sie beweisen, wie ernst es ihnen mit der Integration in Deutschland ist und dass sie einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten.“

Auf die FlüchtlingsberaterInnen kommt mit jeder Aufenthaltserlaubnis weitere Arbeit zu, etwa Hilfe bei der Suche nach Deutschkursen. Und wenn am Ende alle Auflagen erfüllt sind, kann der nächste Antrag auf die ersehnte Aufenthaltserlaubnis gestellt werden.

* Bundesweit 1,73 Millionen offene Stellen gab es im dritten Quartal 2023. Das hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ermittelt

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