„Wenn ein Patient eingeliefert wird und über plötzlich eintretende Schmerzen im Brustraum und Luftnot klagt, eine hohe Atemfrequenz und niedrigen Blutdruck hat, müssen wir sofort handeln“, erklärt Dr. med. Dilek Yüksel, leitende Oberärztin der Klinik für Kardiologie im Klinikum Gütersloh.
Mithilfe einer Computertomographie der Lungengefäße können die Ärzte feststellen, ob eine Lungenembolie vorliegt. Ursächlich für eine Lungenembolie sind in der Regel Blutgerinnsel, die ein oder mehrere Lungengefäße verstopfen. Die Gerinnsel stammen oft aus den Venen des Beines oder des Beckens und haben sich über den Blutkreislauf in den Lungenarterien festgesetzt. Die Folge: Die Durchblutung der Lungen ist gestört und es kommt zu Sauerstoffmangel im gesamten Körper. Wenn der Verschluss zu spät oder gar nicht erkannt und behandelt wird, droht Herzversagen.
Bei einem drohenden Herz-Kreislaufstillstand infolge einer Lungenembolie ist die bisherige Standardtherapie ein sehr starkes Blutverdünnungsmittel, das in die Vene gegeben wird, um die Gerinnsel aufzulösen. Der Nachteil dieser Therapie ist, dass das Medikament nicht nur in den Lungengefäßen, sondern im gesamten Blutkreislauf ankommt. Daher ist diese Methode nicht ohne Risiko, weil sie bei manchen Patienten Blutungskomplikationen im ganzen Körper auslösen kann, auch im Gehirn. „Den Patienten, für die eine medikamentöse Therapie ein zu großes Risiko darstellt oder bei denen sie nicht anschlägt, können wir eine schonende Alternative anbieten“, sagt Kardiologin Dilek Yüksel.
Bei dieser neuen, sehr effektiven Therapieform führen die Kardiologen unter lokaler Betäubung einen Katheter-Schlauch über eine Punktion der Leistenvene zum Herzen vor und weiter zur Lungenarterie. Kardiologin Dr. med. Dilek Yüksel: „Über das neue Katheter-System erzeugen wir in den Lungengefäßen einen Unterdruck, mit dem wir die Gerinnsel möglichst vollständig absaugen können.“ Das neue Verfahren ist im Klinikum Gütersloh bereits mehrfach eingesetzt worden – mit sehr guten Ergebnissen.
Amjad Daaboul, Oberarzt in der Klinik für Kardiologie des Klinikum Gütersloh: „Den Patienten geht es unmittelbar nach dem Eingriff im Herzkatheterlabor viel besser. Sie bekommen wieder ordentlich Luft und der Kreislauf erholt sich, da das Blut nach dem Eingriff ungehindert durch die Lunge strömen kann. Den Erfolg können wir während der Untersuchung bereits messen.“
Zwei bis drei Tage nach dem Eingriff können die Patienten die Klinik wieder verlassen. Zu den typischen Risikofaktoren für eine Embolie gehören langes, häufiges Sitzen oder Liegen, Gerinnungsstörungen, Übergewicht und Rauchen.