Gütersloh (gpr). Wer war Hermann Simon, der erste Leiter des heutigen LWL-Klinikums? Kriegsteilnehmer, Arzt, Eugeniker – Revolutionär der Arbeitstherapie? Und: Ist die Benennung einer Straße nach ihm heute noch zeitgemäß? Am Samstag, 22. Juni, wird im Stadtarchiv in der Moltkestraße 47 um 17 Uhr die Ausstellung „Hermann Simon – Das Erbe eines Psychiaters“ eröffnet, die Antworten auf diese Fragen finden möchte. Zur Ausstellungseröffnung findet ein Diskussionsforum statt, in dem über die erinnerungskulturelle Bedeutung und bleibende Ehrung von Hermann Simon diskutiert wird. Geladen sind dafür unter anderem Prof. Dr. Franz Werner Kersting, der sich bereits viele Jahre mit der Person Hermann Simon beschäftigt, sowie Vertreter aus Politik, Gesellschaft und dem Klinikum. Aber auch das Publikum ist eingeladen, sich an der Diskussion um die Frage zu beteiligen, wie heute an Hermann Simon erinnert werden soll.
In der Ausstellung werden bisher unveröffentlichte Dokumente gezeigt, die ein neues Licht auf die Person Hermann Simon werfen könnten. Einerseits verwirklichte er in den 1920er Jahren eine aktivere Krankenbehandlung für Patientinnen und Patienten – auch Arbeitstherapie genannt – wodurch sich die Gütersloher Klinik zu einer der fortschrittlichsten psychiatrischen Einrichtungen in Europa entwickelte. Andererseits forderte Hermann Simon schon vor der Herrschaft der Nationalsozialisten Zwangssterilisierungen. In einer Denkschrift aus dem Jahr 1931 schrieb er: „Ein fundamentaler Irrtum ist die Lehre der Gleichwertigkeit der Menschen.“ Auch seine bisher wenig erforschte Rolle im Nationalsozialismus wird thematisiert. Die Ausstellung ist das Jahresprojekt des diesjährigen Freiwilligen des Stadtarchivs, Lasse Stoevesandt. Eintritt und Teilnahme sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.