FOTO & TEXT: DANIELA TOMAN
Eine botanische Sammlung im hohen Norden Hoch oben in Island, in der Hauptstadt des Nordens in Akureyri, liegt ein außergewöhnlicher Garten. 1910 gründeten einige Frauen den sogenannten Parkverein, um zur Verschönerung der Stadt eine Grünanlage zu gestalten.
Ab 1912 wurden auf einer Fläche von einem Hektar oberhalb des Ufers des Eyjafjörður zahlreiche Bäume gepflanzt. Der Lystigarður war damit der erste öffentliche Park des Landes. Im Jahr 1953 übernahm die Stadt Akureyri die Grünanlage und erweiterte sie nach und nach auf 3,6 Hektar.
1957 wurde der Botanischen Garten im Lystigarður gegründet. Er ist damit der zweite Botanische Garten des Landes (nach Skrúd á Núpi in Dýrafjörður) und zählt zu den nördlichsten Botanischen Gärten der Welt. Der nördlichste liegt in Tromsø in Norwegen. Die meisten im Garten angepflanzten Arten haben ihre natürlichen Vorkommen in arktischen oder nördlichen Regionen oder in den hohen Bergen dieser Welt. Der Hauptteil der isländischen Flora, etwa 400 Arten, befindet sich in verschiedenen Teilen der Anlage. Es sind etwa 80 % der in Island vertretenen Pflanzen. Insgesamt werden etwa 7.000 Pflanzenarten kultiviert.
Auf dem Gelände stehen verschiedene Gebäude. Das älteste Haus ist Eyrarlandsstofa. Es wurde 1848 erbaut und 1986 renoviert. Hierin befindet sich der Sozialraum für die Angestellten. Nordöstlich dieses Gebäudes liegt ein Café, das Kaffi LYST. Das Haus wurde 2012, im 100. Jubiläumsjahr von Lystigarður, eröffnet. Im März 2013 wurde es für die Architektur mit dem DV Culture Award ausgezeichnet.
Mit Unterstützung der Akureyri Horticultural Society – vielleicht kennen Sie noch die britische RHS – Royal Horticultural Society aus meinem Artikel über Wisley – wurde 1999 ein neues Gewächshaus in Betrieb genommen. Dort werden Sommerblumen und Stauden kultiviert. Und es gibt noch Johns Haus, in dem die Verwaltung ihren Sitz hat. Es ist nach Jón Rögnvaldsson benannt, der von 1954 bis 1970 Direktor der Anlage war und zu Beginn seine private Pflanzensammlung mit einbrachte.
Verschiedene Statuen und Büsten zeigen berühmte Persönlichkeiten, die mit Lystigarður in Verbindung stehen. Die Büste von Matthías Jochumson ist die älteste Statue. Sie wurde am 11. November 1915 zum achtzigsten Geburtstag des isländischen Nationaldichters enthüllt. Eine weitere Büste zeigt Margarethe Schiöth. Sie gehörte zu den Frauen, die den Parkverschönerungsverein gegründet haben. Für alle Frauen, die hunderte von Stunden in den Bau des Parks gesteckt haben, gibt es eine niedrige Plastik, die an die selbstlose Arbeit erinnern soll. Auch der ehemalige Direktor Jón Rögnvaldsson hat hier ein Andenken aus Bronze gefunden. Seid Ihr mal in Island zu Besuch, dann fahrt unbedingt in den Norden nach Akureyri in den Botanischen Garten. Der Eintritt ist frei!