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  • 22.11.2024
  • Ausgabe 105
  • RegioCarl

Grenzen überwinden:

Mit dem Fahrrad von Deutschland nach Portugal
Regina Meier zu Verl Redakteurbild

Regina Meier zu Verl

Content-Redakteurin

TEXT: REGINA MEIER ZU VERL FOTOS: ALBATRIT HAJDINI

Albatrit Hajdini ist nicht nur ein leidenschaftlicher Abenteurer, sondern auch ein Freigeist, dessen größter Wunsch es ist, die Welt zu entdecken und andere zu inspirieren. »Mein Talent ist es, Erfahrungen zu sammeln und weiterzugeben«, sagt er, und genau das hat den 33jährigen zu seiner außergewöhnlichen Reise per Fahrrad von Süddeutschland bis ins portugiesische Porto motiviert.

Die Reise startete am 12. Juli 2024 und endete am 26. August 2024. Mit Zelt, Schlafsack und Fahrrad ausgestattet, war ihm von Anfang an klar, dass er in ungewisse Gefilde aufbrechen würde. Wo er am Ende landet, war ihm weniger wichtig als die Tatsache, dass er sich dieser Herausforderung stellte. Die Reise begann am Bodensee, wo er einen ersten Moment der Ruhe in der schönen Kulisse Süddeutschlands genoss. Von dort aus führte ihn der Weg durch die Schweiz – ein anstrengender Abschnitt, der ihn bei drückender Hitze über steile Hügel führte. Doch die Anstrengung wurde belohnt, als er die herzliche Gastfreundschaft einer schweizerischen Bäuerin erlebte. Sie nahm ihn kurz vor einer Operation bei sich auf und schaffte es, trotz eigener Sorgen, Humor und Herzlichkeit zu verbreiten.

Albas Reise führte ihn weiter nach Italien und Frankreich, wo er in Nizza erneut eine Grenzerfahrung machte. Die steilen Anstiege von bis zu 1.400 Metern waren eine Herausforderung, die er nicht alleine bewältigen konnte. Doch ein unbekannter Mitreisender half ihm durch Gestik und Mimik und teilte sogar seine Blaubeeren mit Alba. Eine Herzensgeste, die ihn ebenso nachhaltig berührte wie das zufällige Treffen mit einem 63-jährigen Mann, der sich ebenfalls auf einer abenteuerlichen Radtour befand und mit ihm Geschichten austauschte.

Im weiteren Verlauf seiner Reise begegnete Alba den unterschiedlichsten Menschen, deren Geschichten ihn bereicherten. Ein philippinischer Kampfkünstler, den er traf, beeindruckte ihn besonders. Dieser Meister der Selbstverteidigung lehrte Alba die Bedeutung von Respekt, Konzentration und innerer Ruhe – eine Begegnung, die ihn tief berührte und ihm zeigte, wie vielseitig der Weg zum eigenen Selbst sein kann.

 

Eine besonders herzerwärmende Begegnung hatte Alba in Frankreich, als ihn eine französische Frau mit dunkler Hautfarbe, die selbst einige Herausforderungen zu bewältigen hatte, zu sich einlud. Sie teilten ein köstliches Hähnchengericht mit Paprika und eingelegtem Gemüse – ein kulinarisches Erlebnis, das Alba sich immer gewünscht hatte. »Sie war gläubig und hatte eine Stärke, die auf mich fast mystisch wirkte«, erinnert er sich. Mit Hilfe ihres Handys konnten sie sich verständigen und eine tiefe Verbindung zueinander aufbauen.

Doch nicht jede Etappe verlief so harmonisch. Auf Schotter- straßen und unter glühender Hitze von bis zu 150 Kilometern am Tag kämpfte er gegen Lastwagen und Staubwolken und stieß körperlich wie mental an seine Grenzen. Er litt unter Ohrenschmerzen vom Wind und erkannte, dass Einsamkeit ein ständiger Begleiter dieser Reise ist.

Im Nationalpark Gran Paradiso machte Alba einen Zwischen – stopp und campte ein paar Tage. Dann erfüllte er sich im 2. Anlauf seinen Traum vom Aufstieg auf den Berg Gran Paradiso, der 4.061 m hoch ist.

Einen weiteren Zwischenstopp legte er in der kleinen Stadt Nazare ein, wo er wegen Fieber und Husten eine Pause einlegen musste. „Das war wohl eine von Gott verordnete Auszeit“, sagt Alba schmunzelnd. Doch die letzten Kilometer führten ihn schließlich doch nach Porto, wo ihn ein Franzose und ein Brasilianer willkommen hießen und ihm halfen, die letzten Tage seiner Reise entspannt und in guter Gesellschaft zu genießen.

Nun plant Albatrit Hajdini schon das nächste Aben – teuer, möglicherweise mit einem Team. Die Rückkehr nach Hause war für ihn wunderbar, aber das Bedürfnis, die Welt zu erleben und andere an seinen Erlebnissen teilhaben zu lassen, bleibt ungebrochen. Albas Reise zeigt, wie viel uns das Unbekannte lehren kann – wenn wir den Mut haben, uns darauf einzulassen.

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