Der Bildhauer hat einen alten Granitstein, der in den Besitz des Friedhofs übergegangen war, zu einem zeitgemäßen Kunstwerk umgearbeitet: Mit goldenen Sternen, die schon von weitem leuchten. Ein bunter Regenbogen weist zum Himmel hin, und der Psalmvers auf der Rückseite fasst es in Worte: „Gott heilt die zerbrochenen Herzen. Er zählt die Sterne und nennt sie alle mit Namen“.
Zweimal im Jahr werden die still geborenen Kinder aus dem Klinikum Gütersloh, deren Eltern sich nicht für eine individuelle Bestattung entschieden haben, in einer gemeinsamen Urne auf dem Kindergrabfeld des Stadtfriedhofs beigesetzt. Pastorin Anette Kleine, evangelische Krankenhausseelsorge im Klinikum Gütersloh: „Ich finde, der Stein ist sehr schön geworden. Es ist uns wichtig, dass es auch für diese kleinen Menschen, die während der Schwangerschaft oder Geburt gestorben sind, eine feierliche Beerdigung gibt. Das hilft den Eltern auf dem Weg der Trauer.“ Manche Familien kommen von weit her und kennen sich auf dem Friedhof nicht aus. „Hoffentlich finde ich das Grab später wieder“, sagte eine junge Mutter, die sich vorgenommen hatte, noch öfter herzukommen, um hier mit ihren Gedanken bei ihrem Kind zu sein, dass zu krank war, um leben zu können.
“Wir haben uns einen Erinnerungsstein gewünscht, damit für alle gut zu erkennen ist: Hier sind die Sternenkinder begraben, sagt Pastorin Kleine. Die Bürgerstiftung Gütersloh hat bei der Umsetzung, mit einer sehr großzügigen Spende von gut 12.000 Euro unterstützt. So ist mitten auf dem Friedhof ein guter Erinnerungsort entstanden für Eltern, die ihr Kind verloren haben. Der Gärtner hat neben dem Stein ein Apfelbäumchen gepflanzt. Im Frühjahr wird es dort blühen. Zusätzlich ist eine Bank aufgestellt worden für Menschen, die in Ruhe ihren Gedanken und Gefühlen nachgehen oder mit anderen, die sich dazu setzen, ins Gespräch kommen möchten.
Am 14. Dezember, dem Weltgedenktag für die verstorbenen Kinder, lädt die Ev. Krankenhausseelsorge Gütersloh zu einer Erinnerungsandacht ein: Für Eltern, die ein Kind während der Schwangerschaft oder während der Geburt verloren haben, auch wenn der Verlust schon lange zurückliegt und auch wenn die Kinder nicht hier beerdigt sind. Geschwister, Großeltern, Zugehörige sind ebenfalls herzlich willkommen. Pastorin Anette Kleine: „Wir beginnen um 15.00 Uhr mit einem Lichterritual in der Friedhofskapelle und gehen dann gemeinsam zur Grabstätte. Wie gut, dass auch die dunklen Nächte unseres Lebens nicht ohne Sterne sind.“
Die Erinnerungsandacht für die Sternenkinder findet am Sonntag, 14. Dezember um 15.00 Uhr in der Friedhofskapelle, Friedhofsstraße 44 statt. Kontakt: Pastorin A. Kleine, Tel. 05241-83 29140

Ein Gedenkstein für still geborene Kinder: v.l. Susanne Laab (Leitung des Evangelischen Friedhofs), Annette Kleine (Pfarrerin für Krankenhausseelsorge in Gütersloh) Katrin Meyer (Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Gütersloh) und Peter König, (Presbyter der Ev. Kirchengemeinde Gütersloh) haben sich für einen Ort stark gemacht, an dem Eltern um ihre Kinder trauern dürfen.
Erläuterungen:
- Der Bildhauer ist Horst-Jürgen Hoburg, Verl
- Sternenkinder oder still geborene Kinder sagen wir heute lieber als „Totgeburten“, „Fehlgeburten“. Es handelt sich um einen kleinen Menschen, um ein Kind, auch wenn es nach dem Augenschein nur ein „Hauch von Leben“ gewesen ist.
- Anders als früher (Jahrhundertelang wurden tot geborene Kinder überhaupt nicht beerdigt, dann noch sehr lange erst ab einem Geburtsgewicht von 500gr) haben die Eltern das Recht, ihr Sternenkind zu bestatten, unabhängig vom Gewicht und von der Größe. Die Krankenhäuser bieten den Eltern Gemeinschaftsbestattungen an, die v.a. aus Kostengründen von vielen gerne angenommen werden. Im Klinikum Gütersloh ist es die Ev. Krankenhaus-Seelsorge, die zweimal im Jahr die betroffenen Angehörigen zur Sternenkinder-Beerdigung auf dem Ev. Stadtfriedhof einlädt.
- Die Trauer von Sternenkinder-Eltern wird von Außenstehenden leicht übersehen oder bagatellisiert, obwohl jede 5. Frau mindestens einmal im Leben ein Kind tot zur Welt bringt.
- Das Sternenkinder-Erinnerungsdenkmal in Gütersloh soll dazu beitragen, das Thema aus der Tabu-Zone zu holen und leichter besprechbar zu machen,
- ebenso der erstmalig in Gütersloh stattfindende Gottesdienst am weltweiten Gedenktag für die verstorbenen Kinder („Worldwide Candle Lighting“), der immer am zweiten Sonntag im Dezember begangen wird.
- Die Ev. Kirchengemeinde, das Klinikum Gütersloh und die Ev. Krankenhausseelsorge bedanken sich bei der Bürgerstiftung Gütersloh, deren großzügige Förderung den Sternenkinder-Erinnerungsstein ermöglicht hat
- Beim Pressetermin waren anwesend: Annette Kleine, Pfarrerin für Krankenhausseelsorge in Gütersloh Peter König, Presbyter der Ev. Kirchengemeinde Gütersloh, Friedhofsbeauftragter Susanne Laab, Leitung des Evangelischen Friedhofs Gütersloh Katrin Meyer, Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Gütersloh (und/oder Nina Spallek, Geschäftsführerin der Bürgerstiftung Gütersloh)




