Gütersloh. Der Fernmeldeturm am Bahnhof ist das höchste Gebäude in Gütersloh. Aber unerreicht ist seine Spitze nicht, denn Gütersloher Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen haben seit August 2023 so viele Bücher in ihren Schulmediotheken ausgeliehen und gelesen, dass sie gestapelt die Spitze des Fernsehturms erreichen.
Vor der Rückgabe der Bücher scannen die Schülerinnen und Schüler die Mediennummer und speichern damit automatisch Seitenzahl und Buchdicke auf next-level-lesen.de. Virtuell werden die gelesenen Bücher aufeinandergestapelt, um die Leseleistung sichtbar zu machen. Klassen können gegeneinander antreten und die Schulen sehen jederzeit, wie hoch ihr Stapel der gelesenen Bücher ist. Alle Bücher der teilnehmenden Schulen zusammen ragen bis zur Spitze des Fernmeldeturms am Gütersloher ZOB.
Besonders schnell: Daniel Chrispens aus der 5b des Städtischen Gymnasiums. Er ist der Erste, der mit über 25.000 gelesenen Seiten das oberste Level bei next-level-lesen.de geschafft hat. Schulbibliothekarin Susanne Brinkmann ist beeindruckt: „Daniel ist täglich in der Mediothek und auch die Stadtbibliothek besucht er häufig. Er ist begeisterter Manga-Leser, aber seine Leselust ist breit gefächert. Daniel motiviert Mitschülerinnen und -schüler zum Mitmachen, gibt Lesetipps und hat auch für unseren Bestand immer wieder neue Ideen. “
Das Team Schulmediotheken, das zusammen mit einem Programmierer das Leseförderungsprogramm entwickelt hat, evaluiert die Ergebnisse. Vor der Anmeldung beantworten die Schülerinnen und Schüler einige Fragen, beispielsweise ob Deutsch ihre Erst- oder Zweitsprache ist, ob sie Lesevorbilder in ihrer Familie haben oder wie sie selbst ihre Lesefähigkeit einschätzen. „Wir freuen uns, wenn es uns gelingt, Kinder und Jugendliche für das Lesen zu begeistern. So haben in diesem Jahr 49 Teilnehmende mit Deutsch als Zweitsprache jeweils über 1.000 Seiten gelesen. Das ist ein hervorragendes Ergebnis und motiviert besonders, sich aktiv für die Leseförderung einzusetzen“, freut sich Julia Borner, Teamleitung der Schulmediotheken. „Im Vergleich zum letzten Jahr haben sich die Zahlen der Teilnehmenden mehr als verdreifacht und statt des Wasserturms konnte der Fernmeldeturm „geknackt“ werden. Die Kinder haben nicht nur Spaß am Lesen, sondern auch daran, dass sie immer weitere Level erreichen können.“
Das Klischee, dass es eher die Mädchen sind, die viel lesen, wird von next-level-lesen.de nicht bestätigt. Unter den Top Ten sind fünf Jungs und fünf Mädchen, bei den Top Dreißig sind die Jungs sogar knapp in der Überzahl. „Der Gaming-Charakter mag für einige ausschlaggebend sein“, so Borner. „Aber jedes gelesene Buch schult die Leseflüssigkeit, fördert die Fantasie, Empathie und vor allem die Konzentrationsfähigkeit.“