Am 14. 4., um 16.00 Uhr findet im Marta-Forum eine Filmvorführung mit anschließendem Gespräch statt. Gezeigt wird Sohrab Shahid Saless‘ Film Empfänger unbekannt (1983), der einen intimen Blick in die BRD der 1980er Jahre und die von Diskriminierung geprägte Situation gegenüber Einwander*innen eröffnet.
Nach einer Begrüßung durch Marta-Direktorin Kathleen Rahn sprechen im Anschluss an die Filmvorführung Vivien Buchhorn (Shahid Saless Archive) und Nina Tabassomi (Direktorin Taxispalais, Innsbruck) über Saless‘ filmisches Werk und damit verbundene gesellschaftliche sowie aktuelle Fragen (kostenfrei, ohne Anmeldung).
Der Film Empfänger unbekannt spielt zur Zeit der Regierung Helmut Kohls, gezeichnet von endendem Wirtschaftsaufschwung und den Folgen des Anwerbestopps für ausländische Arbeitnehmer*innen (1973) und der beginnenden Wirtschaftskrise. Eine Frau verlässt ihre gutsituierte Familiensituation mit Mann und zwei Kindern, um mit einem Architekten türkischer Herkunft zusammenzuziehen. Dadurch erlebt sie erstmals Rassismus, Diskriminierung und den Ausländerhass dieser Zeit und setzt sich damit auseinander. Der Film entfaltet sich als eine Art Briefroman zwischen ihr und ihrem Ehemann. Ihre Ehekrise ist eng mit den Lebensverhältnissen aufgrund der Wirtschaftskrise verflochten.
„Ich möchte bei diesem Film nicht auf Rührseligkeit setzen, damit man sagt: Um Gotteswillen, die sollen und müssen bei uns bleiben. Das ist für den Film nicht maßgeblich. Maßgeblich wird es, wenn Gastgeber und Gäste sich bewusst aus dem Weg gehen und gar nichts miteinander anzufangen wissen: Für diese Menschen ist der Film. Damit ein Gespräch stattfindet und sich auf beiden Seiten eine Vorstellung von Mitmenschlichkeit einprägt.” (Sohrab Shahid Saless)
Der Filmregisseur und Drehbuchautor Sohrab Shahid Saless (1944–1998) brachte im Iran viele Dokumentarfilme und erste preisgekrönte Spielfilme hervor. 1974 verließ er als Gegner des Schah-Regimes seine Heimat. Im Exil in Deutschland entstanden weitere 13 Filme, die u.a. in Berlin, Cannes und auf der Documenta 6 gezeigt und ausgezeichnet wurden. Für „Das kleine Fernsehspiel“ drehte Saless „Reifezeit“ (1976) und „Empfänger unbekannt“ (1983), der auch im Forum der Berlinale lief. Den Adolf-Grimme-Preis erhielt er 1981 für „Grabbes letzter Sommer“. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Saless in den USA. Sein Werk ist im Filmschaffen der Zeit in Deutschland einzigartig, seine oft düsteren Filme sind geprägt von Themen wie Einsamkeit und Unterdrückung, einem Blick auf alltägliche Momente, erzählt in ruhigen, aber auch hypnotischen Bildern.