Gütersloh (gpr). Statt den Bereich rund um den renaturierten Teil der Dalke weiterhin mechanisch zu mähen, hat die Stadt Gütersloh jetzt zum ersten Mal ganz besondere Landschaftspfleger engagiert. Damit die wertvollen Biotope an dieser Stelle weiterhin gut geschützt werden, beweiden ab jetzt Schafe die Flächen. Die ersten 25 von insgesamt 45 Tieren sind am Dienstag von ihrer Halterin Kathryn Deertz rund einen Kilometer an ihren neuen „Arbeitsplatz“ getrieben worden. Bei diesem ersten Schafzug seit langem für die Stadt Gütersloh zog die Herde von der Straße Im Füchtei etwa einen Kilometer bis zum Biotop unterhalb der Kläranlage Putzhagen über den Dalkewanderweg, geleitet und begleitet von Schäferin Kathryn Deertz mit ihren Hütehunden der Rasse „Working Kelpies“ Trudy, Dan und Myla und weiteren Helferinnen und Helfern. Das war nicht nur ein schöner Anblick, sondern ist auch sehr praktisch: Statt die Schafe einzufangen und mit einem Transporter zu befördern, ging es umweltfreundlich „zu Fuß“ die Dalke entlang.
„Schafe eignen sich besonders, weil sie in die entlegensten Winkel der Biotopflächen gelangen, wo ein Trecker nicht hinkäme“, erklärt Helmut Barteldrees, beim städtischen Fachbereich Grünflächen zuständig für die Biotope. Zudem verursachen die Tiere natürlich keine tiefen Fahrspuren wie eine schwere landwirtschaftliche Maschine. „Häufig werden ein paar Ziegen hinzugesetzt, weil die sehr gern junges Astwerk mögen“, erläutert Barteldrees. „Dadurch wird insbesondere der junge Gehölzaufwuchs begrenzt und das ist für das Offenhalten der Flächen sehr wichtig. Die Schafe sind außerdem positiv für das Landschaftsbild.“
Im Rahmen der Dalkerenaturierung wurden im Gebiet Im Füchtei / Putzhagen / Herzebrocker Straße große Biotopflächen geschaffen, die eine Fläche von etwa 12 Hektar umfassen. Das Gebiet ist damit fast 18 Fußballfelder groß. Neben der Wasserrückhaltung, der Verbesserung der Gewässerqualität und der Erholungsnutzung war es auch ein Ziel, wertvolle Biotope mit hoher Biodiversität anzulegen. Einige Flächen wurden der natürlichen Rückkehr von Tier- und Pflanzenarten in das Ökosystem überlassen, um sich im Laufe der Jahre zu einem Wald entwickeln zu können. Andere Teile werden offengehalten, um wichtige Lebensräume für Vogelarten und Insekten zu schaffen.
Bisher wurden die offenen Flächen ein bis zwei Mal im Jahr mechanisch gemäht. Entsorgungskosten und der große Aufwand schlugen sich im Preis nieder. Zudem führte der Einsatz von Maschinen zu Fahrspuren und Bodenverdichtungen. Jetzt werden die Flächen von einer Schafherde gepflegt. Das ist kostengünstiger und vermeidet die bisher aufgetretenen Nachteile. Bei der Schafbeweidung muss der mobile Weidezaun zwar regelmäßig versetzt und die Tiere müssen täglich mit frischem Wasser versorgt werden, insgesamt ist es aber deutlich effizienter als das mechanische System. Der große Vorteil davon, dass die Tiere nur eine kurze Zeit auf einer Teilfläche bleiben und dann weiterziehen, ist, dass die abgefressenen Pflanzen so in Ruhe wieder nachwachsen können und nicht dauerhaft geschädigt werden. Ende des Jahres wird dieser erste „Versuch“ zusammen mit der Gütersloher Schafhalterin ausgewertet und je nach Ergebnis eine Zusammenarbeit dann im nächsten Jahr ausgeweitet.
Schäferin Kathryn Deertz betont: „Mir liegt die naturschutzfachliche Beweidung sehr am Herzen, denn dadurch wird die Biodiversität gesteigert. Es gibt mehr Insekten, mehr Schmetterlinge und oft mischen sich auch Greifvögel unter die Schafherde in der Hoffnung, dass durch das Hufgetrappel eine Maus aus ihrem Versteck getrieben wird.“ Die examinierte Kinderkrankenschwester im Kinderzentrum Bethel und im Kinder- und Jugendhospiz Bethel betreibt seit fünf Jahren die Schaf- und Ziegenhaltung, vorrangig für die Gewinnung von qualitativ hochwertiger Wolle. Diese wäscht, spinnt und verarbeitet Kathryn Deertz selbst. Vor allem die Wolle der Finnschafe ist sehr begehrt, da sie noch weicher ist als die bekannte Merinowolle.