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HSBI-Projekt „ViRDiPA“ abgeschlossen:

VR zieht in die Pflegeausbildung ein

Stürze, Reanimationen oder epileptische Anfälle – Studierende und Auszubildende in Pflegeberufen können den richtigen und eigenverantwortlichen Umgang mit solchen schwierigen Situationen in ihrer Praxis oft nur bedingt üben. Mit diesem Manko beschäftigte sich das Projekt ViRDiPA an der Hochschule Bielefeld. Zusammen mit den Partnern Universität Bielefeld, Hochschule Emden/Leer und dem Verein „Neue Wege des Lernens e.V.“ entwickelte das Team ein VR-gestütztes Fortbildungskonzept, mit dem komplexe Ausbildungsinhalte jetzt realitätsnah geübt werden können.

Lehrende an Pflegeschulen dazu befähigen eigenständig realitätsnahe VR-Übungsszenarien zu entwerfen und sie in ihre Ausbildungspraxis einzubauen war das Ziel von “ViRDiPA”. (Foto: P. Pollmeier/HSBI)

Bielefeld (hsbi). Mit dem Ende seiner Projektlaufzeit hat das interdisziplinäre Verbundprojekt ViRDiPA („Virtual Reality basierte Digital Reusable Learning Objects in der Pflegeausbildung“) seine Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. In dem über eine Gesamtlaufzeit von dreieinhalb Jahren durch die BMBF Förderlinie „DigiMed“ geförderten Projekt entwickelten die wissenschaftlichen Partner Hochschule Bielefeld (HSBI), Universität Bielefeld, Hochschule Emden/Leer und der Verein „Neue Wege des Lernens e.V.“ zusammen mit Praxispartnern ein Fortbildungskonzept für den Einsatz von Virtual Reality (VR) basierten Lernmethoden in der Pflegeausbildung. Die Praxispartner des Projekts waren die Gesundheitsschulen im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB), die Akademie für Gesundheitsberufe der Mühlenkreiskliniken (MKK) und der Bildungscampus St. Johannisstift Paderborn.

Verbundprojekt schafft den Transfer von Pflegewissenschaft und Praxis
Das Konzept, das sich maßgeblich an Lehrkräfte und Praxisanleitende der drei Praxispartner richtet, wurde nun in der frei zugänglichen „Working Paper“-Reihe des Projekts publiziert. Nach der Entwicklung des Fortbildungskonzeptes zu Beginn des Projektzeitraumes wurde es in der zweiten Projektphase erfolgreich implementiert und abschließend evaluiert. 14 Lehrende und Praxisanleitende aus den Bildungseinrichtungen der Praxispartner schlossen die Fortbildung innerhalb des Projekts erfolgreich ab und erwarben ein Zertifikat. Claus Werner, der das Projekt als Pflegepädagoge für den Praxispartner Mühlenkreiskliniken begleitete, lobt die stimmige Verknüpfung von Wissenschaft und Pflegepraxis im Projekt: „Beide Seiten konnten sich hervorragend mit ihren Kompetenzen und Bedarfen in das Projekt einbringen. Durch die gemeinsame Arbeit an den VR-Lernszenarien wurden die Herausforderungen der jeweils anderen Seite erfahrbar und sind in unsere Ergebnisse eingeflossen.“

Eine App und eine 360° Kamera bildeten die Grundlagen für die Entwicklung der Virtual Reality (VR)-Übungsszenarien durch die Teilnehmenden des Projekts. (Foto: P. Pollmeier/HSBI)

Unterschiedliche Kompetenzen und Bedürfnisse bringen die gemeinsame App-Entwicklung voran
Kern des Fortbildungskonzepts sind digitale Lernmaterialien und die Entwicklung von 360°-VR-Szenarien, mit denen bestimmte Ausbildungsinhalte in einem geschützten virtuellen Raum realitätsnah erprobt werden können. Durch die Offenheit des von einem Team der Hochschule Emden/Leer entwickelten Tools PaneoVR können die entwickelten Szenarien künftig außerdem individuell erweitert und auf wechselnde Bedarfe angepasst werden. Das paneoVR-Tool unterstützt die Nutzerinnen und Nutzer von der Konzeption ihrer Lernszenarien bis zur Ausspielung auf einer VR-Brille mit Controllern. Auf Basis der Rückmeldungen der Fortbildungsteilnehmenden wurde die PaneoVR-App während des Projekts beständig weiterentwickelt und steht mit ihrem aktuellen Entwicklungsstand zum kostenlosen Download bereit. Auch die auf Basis der App entwickelten 360°-Lernszenarien sind als Open Educational Ressources (OER) frei abrufbar. Prof. Dr. Annette Nauerth, die das Projekt als Leiterin im Fachbereich Gesundheit der HSBI verantwortete, sieht in der realistischen Simulation das wichtigste Projektergebnis: „Typische Situationen des Stationsalltags wie Stürze, Reanimationen oder epileptische Anfälle können durch VR-Anwendungen in einem abgesicherten Rahmen erfahren werden. Die Nutzerinnen und Nutzer können hier selbst Entscheidungen treffen, ohne dass dies im Falle eines Irrtums negative Konsequenzen für echte Menschen hat.“

Behutsames Vorgehen und Reflektionsphasen prägen die Projektarbeit
Um den Weiterbildungsbedarf der Praxispartner möglichst passend mit dem Fortbildungskonzept in Einklang zu bringen, wurde zu Projektbeginn eine Bedarfsanalyse durch die Pflegeschulen durchgeführt. Auf Basis ihrer Ergebnisse wurde anschließend die Fortbildung für die Lehrkräfte und Praxisanleitenden geplant, die Lernmaterialien entwickelt und erprobt. Außerdem bildeten die eingebundenen Lehrkräfte und Praxisanleitenden Tandems und konnten den Umgang mit der für die meisten Teilnehmenden neuen VR-Technologie im Team erlernen und reflektieren. In der Praxis bedeutete dieses behutsame Vorgehen: ständigen Austausch, Feedback und Evaluation des Erlernten, die zu wichtigen Bausteinen des Projekts wurden. Zum Abschluss dieser Konzept- und Praxisphase wurden die erarbeiteten VR-Szenarien und Aufgaben im April dieses Jahres auf einer hybriden Abschlusstagung der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Als Keynotesprecher konnte dafür Prof. Dr. Klaus Müller von der Frankfurt University of Applied Sciences gewonnen werden, der mit seinem Lernaufgabenkonzept eine der wichtigsten pflegedidaktischen Referenzen des Projekts vorstellte.

Blicken auf eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Pflegeschulen zurück: das Team des Projekts “ViRDIPA”. (Foto: P. Pollmeier/HSBI)

Evaluiertes Fortbildungskonzept findet Eingang in die Wissenschaftliche Weiterbildung
Einen weiteren Baustein von ViRDiPA stellte die fortlaufende Evaluation der entwickelten Fortbildungsinhalte und der darin erlernten Kompetenzen durch die Lehrenden, Praxisanleitenden,  aber auch Auszubildenden als Nutzende der Lernmaterialien dar. Die teilnehmenden Lehrenden und Praxisanleitenden erkennen den Zuwachs an eigener Mediennutzungskompetenz als unmittelbare positive Auswirkung der Fortbildung. Darüber hinaus verbessert die Nutzung von VR-Technik für die meisten Teilnehmenden den Theorie-Praxis-Transfer und sollte deshalb künftig fest in die Pflegeausbildung implementiert werden. Auf Seiten der Auszubildenden stand der immersive und spielerische Charakter der VR-Szenarien im Vordergrund der Projekterfahrung. Sie fühlten sich besser auf bestimmte Praxissituationen vorbereitet, insbesondere, wenn diese mit Übungssequenzen im Skills Lab der Hochschule Bielefeld verknüpft werden. Gelobt wurde außerdem die multimodale und strukturierte Lernumgebung der VR-Szenarien, die kollaboratives und eigenverantwortliches Lernen ermöglichen. Ein großer Teil der Evaluationsergebnisse des Projekts wurde bereits in der frei zugänglichen „Working Paper“-Reihe des Projekts veröffentlicht.

In angepasster Form findet das erfolgreiche ViRDiPA-Konzept außerdem ab dem kommenden Semester Eingang in das Studienangebot der HSBI: Unter dem Titel „Virtuelle Realität in der gesundheitsberuflichen Bildung“ wird das Fortbildungskonzept als Zertifikatsstudiengang dann im Bereich wissenschaftliche Weiterbildung buchbar sein.

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