30 Jahre Übergabe der Erntekrone an den Kreis Gütersloh – dieses Jubiläum wurde in einem Festakt im Kreishaus in Gütersloh gefeiert. Der landwirtschaftliche Berufsstand überreichte am Donnerstag (28.9.202) eine besonders stattlich geschmückte Erntekrone an den Landrat Sven-Georg Adenauer. Zahlreiche Gäste aus Politik und Wirtschaft waren zur Jubiläumsfeier gekommen. Das Prachtstück gebunden hatte diesmal der Ortslandfrauenverband Harsewinkel-Greffen-Marienfeld und der Landwirtschaftliche Ortsverband Harsewinkel. Sie hatten auch das Foyer des Kreishauses dekoriert. Weiter sorgten die Maryfield Linedancer für musikalische Umrahmung.
Zeitreise durch 30 Jahre Landwirtschaft
Die Idee für diese mittlerweile 30- jährige lebendige Tradition hatten damals Karl-Heinz Grundmann, ehemaliger Kreisverbandsvorsitzender und Leni Bühlmeyer, ehemalige Kreislandfrauenvorsitzende. Zu diesem besonderen Anlass beleuchteten sie an dem Abend die Anfänge vor 30 Jahren. In einer Talkrunde mit den beiden Ideengebern sowie Kreislandwirt Heiner Kollmeyer, Beate Hanfgarn vom Vorstandsteam des Kreislandfrauenverbandes und Kreisverbandsvorsitzender Andreas Westermeyer; unternahmen sie eine unterhaltsame Zeitreise durch 30 Jahre Landwirtschaft.
Mit Erntekorne möchte grüner Berufszweig Verbundenheit mit Bewohnern im Kreis ausdrücken
„Am 30. September 1993 wurde das erste Mal das Erntesymbol an den Landrat Franz Josef Balke und an Oberkreisdirektor Günther Koslowski überreicht, damals noch am Kreishaus Wiedenbrück“, erzählt Grundmann. „Die Erntekrone gebunden und die Aktion mitgestaltet hatten der Ortsverband und die Ortslandfrauen aus Spexard.“ Seitdem werde diese Veranstaltung jährlich weitergeführt von 1995-1999 mit der Landrätin Ursula Bolte und ab 2000 mit Sven Georg Adenauer. Das Anliegen so die beiden Initiatoren: Den Besuchern die Verbundenheit der Landwirtschaft mit der Bevölkerung des Kreises Gütersloh zum Ausdruck zu bringen. Am Abend bekräftigte auch Landrat Adenauer das gute Miteinander von Kreisverwaltung und Landwirtschaft.
Landwirtschaft Teil der Lösung
In den 30 Jahren Zeit hat sich auch die Gesellschaft verändert. „Die Ansprüche an die Landwirtschaft sind im Hinblick auf Umwelt, Tierschutz und Biodiversität immer mehr gewachsen“, stellt Kreislandwirt Kollmeyer fest. Der Klimaschutz sei hinzugekommen, erläutert Kollmeyer und verdeutlicht zugleich: Die Landwirtschaft sei Teil der Lösung beim Klima-, Umwelt- und Artenschutz. Eine heimische, regionale Landwirtschaft sei systemrelevant. „Die Bauernfamilien hierzulande gewährleisten eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln“, erklärt der Kreislandwirt. Diese sei Garant für Frieden und Wohlstand in unserer Gesellschaft – und das mit so sicheren und qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln wie nie zuvor. Doch man müsse den Landwirten die Luft zum Atmen lassen, sonst hielten die Höfe das wirtschaftlich nicht aus. Er warnt: Hier dürfe sich die Politik nicht in einseitige Abhängigkeiten von instabilen Weltregionen und -staaten begeben.
Herausfordernde Zeiten für die Höfe
Sorgen bereiten den Teilnehmer der Talkrunde die immer mehr werdenden Gesetze, Auflagen, Vorgaben und Bürokratie. Mit Blick auf die aktuelle politische Lage mahnt Westermeyer mehr Pragmatismus und Augenmaß seitens der Politik an: „Die derzeitige Politik läuft Gefahr, den Wirtschafts- und Landwirtschaftsstandort Deutschland erheblich zu schwächen und das Vertrauen der Menschen zu verlieren“, so der Vorsitzende. „Wir brauchen Perspektiven für die Landwirtschaft und die Menschen in den ländlichen Räumen.“ Die Landwirtschaft sei bereit, sich aktiv den großen Herausforderungen unserer Zeit zu stellen, sie habe sich immer im Wandel befunden. Diese Krisen könnten aber nicht mit pauschalen Auflagen, Verboten oder mehr Bürokratie bewältigt werden, „sondern mit Innovationen, Technologieoffenheit und Unternehmergeist“, hebt Westermeyer hervor.
„Bauern feiern Erntedank ohne eine Perspektive für Morgen.“
Kreislandfrau Beate Hanfgarn schildert in der Gesprächsrunde, dass in diesen Tagen viele Bäuerinnen und Bauern Erntedank feiern würden, „aber ohne eine Perspektive für Morgen.“ Sie fordert: Es brauche Mut die Landwirtschaft neu für die Zukunft aufzustellen, in diesen für die Bauernfamilien sehr unsicheren politischen Zeiten. Auch sie bekräftigt, dass stattdessen Politik und Verbraucher auf immer mehr Vorgaben für Tierwohl, Pflanzenschutz, Düngung und Vieles mehr setzten „und das, ohne die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu regeln und ohne die Bereitschaft für diesen Mehraufwand auch zu bezahlen.“ Dann würden lieber die billigen Lebensmittel aus dem Ausland gekauft, die unter weitaus geringeren Standards erzeugt würden und auf langen Transportwegen zu uns gelangen würden, dies sei ganz und gar nicht nachhaltig.