Die Fähigkeit von Grundschulkindern stärken, lesen und das Gelesene verstehen zu können – das ist das Ziel des Projekts „Lies mit“, das die Reinhard Mohn Stiftung zusammen mit Kooperationspartnern aus Hamburg und Umgebung in den Kreis Gütersloh transferiert hat. Ergebnisse von regelmäßigen Lesetests bestätigen die positive Wirkung des Projekts, wie die Stiftung mitteilt.
Ob allein, zu zweit oder in der Gruppe, ob laut vorlesen oder einem Hörbuch folgen: Fünfmal in der Woche in der Grundschule 20 Minuten lang zu lesen, wirkt. Die Kinder lernen auf diese Weise deutlich schneller lesen und das Gelesene auch zu verstehen. Das ist das eindeutige Ergebnis des Projekts „Lies mit“, das die Reinhard Mohn Stiftung zusammen mit Kooperationspartnern aus Hamburg und Umgebung in den Kreis Gütersloh transferiert hat und das sie in ihrem jüngsten Jahresbericht ausführlich darstellt.
Demnach konnten im Projektzeitraum von August 2022 bis Dezember 2023 die Schülerinnen und Schüler der teilnehmenden Grundschulen im Kreis Gütersloh in einem Lesetest deutlich mehr richtige Antworten geben, als es nach der Norm des Tests zu erwarten gewesen wäre; als Referenzwert dient hier das „Salzburger Lese-Screening“. „Das entspricht einem Lernvorsprung im Lesen von acht Monaten“, zeigt sich Christoph Mohn, Vorstandsvorsitzender der Reinhard Mohn Stiftung, zufrieden mit der bisherigen Bilanz des Projekts. Lesen steht dabei auf dem Stundenplan der Schulen, gelesen wird in ganz verschiedenen Fächern – nicht nur im Deutsch- oder Sprachunterricht. In allen Klassen werden dafür Bücherkisten bereitgestellt. Alle drei Monate testen die Schülerinnen und Schüler ihre Lesegeschwindigkeit und ihr Leseverstehen erneut.
Zahl der Schulen wächst
„Lesen ist eine Basiskompetenz“, sagt Christoph Mohn. „Lesen trägt zum Lernerfolg in allen Fächern bei, ermöglicht soziale Teilhabe, digitale Kompetenzen, beruflichen Erfolg – und noch viel mehr.“ Insofern sei es der Reinhard Mohn Stiftung und ihm persönlich ein Anliegen, die Lesekompetenz von klein auf zu fördern, wie es jetzt mit „Lies mit“ erfolgreich gelungen sei. Und die Zahl der Schulen, die das Projekt umsetzen, wächst: Waren es 2022 noch fünf und ein Jahr später 15 Grundschulen im Kreis Gütersloh, sind es 2024 bereits 65 Grundschulen weit über den Kreis Gütersloh hinaus. Insgesamt haben nach Angaben der Stiftung mehr als 12.000 Schülerinnen und Schüler in Ostwestfalen ihre Lesefähigkeiten schneller ausbauen können, davon mehr als 4.000 Schüler:innen an den 20 teilnehmenden Gütersloher Schulen.
Kooperationspartner der Reinhard Mohn Stiftung in der Bildungsregion sind das Zentrum für Bildung und Chancen für den Kreis Gütersloh, die Schulaufsicht der Grundschulen und das Regionale Bildungsbüro und Bildungsmanagement für den Kreis Gütersloh. Sie haben gemeinsam in einer Allianz das Hamburger Projekt „Leseband“ nach Gütersloh geholt und mit Unterstützung der Hamburger Akteure sowie unter wissenschaftlicher Begleitung an die Schulen gebracht. „In diesem Frühjahr haben wir die Evaluationsergebnisse für die ersten fünf Schulen in Gütersloh erhalten“, berichtet Christoph Mohn. „Und diese Ergebnisse sind genauso überzeugend wie in Hamburg. Damit ist der Nachweis erbracht, dass das Konzept – und die Erfolge – transferierbar sind.“ Das sei im Bildungsbereich keineswegs selbstverständlich, hebt er hervor.
Weitere Kreise in OWL hinzugekommen
Das Projekt verbreitet sich weiter: Die Obere Schulaufsicht für die Grundschulen im Regierungsbezirk Detmold hat ergänzend dazu die Schulaufsichten aller Landkreise eingeladen, das Projekt „Lies mit“ kennenzulernen. So sind nach dem Kreis Gütersloh inzwischen auch die Kreise Herford, Höxter, Lippe und Minden-Lübbecke beteiligt. „Es ist eine große Freude, dass wir in Kooperation mit den Schulaufsichten in OWL und der Bezirksregierung noch einmal 40 Schulen gewinnen konnten, die das Projekt erfolgreich umsetzen“, so Christoph Mohn.
Auch Arndt Geist, Schulrat bei der Schulaufsicht für die Grundschulen im Kreis Gütersloh, unterstützt die Grundschulen bei der Teilnahme an „Lies mit“: „Schon nach wenigen Wochen merken die Kinder, dass sie besser lesen können“, stellt er fest. „Sie haben soviel Freude daran, dass sie die tägliche Lesezeit einfordern.“ Und Ulrike Laubinger, Schulleiterin der Grundschule Blankenhagen, ergänzt: „Das Hörbuch-Lesen zum Beispiel hat bei den Kindern große Lesebegeisterung geweckt. Sie fanden es toll, sich selbst aufzunehmen und hören zu können. Lesen ist positiv besetzt.“
Übertragung in weitere Bundesländer
Die Reinhard Mohn Stiftung unterstützt das Projekt „Lies mit“ in Gütersloh für die Laufzeit von 2022 bis 2027 mit 318.000 Euro. Für den Transfer des Projektes „Leseband“ aus Hamburg hatte die Reinhard Mohn Stiftung weitere 142.000 Euro bereitgestellt. Gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern ist die Stiftung nach eigenen Angaben dabei, „Lies mit“ in weitere Regionen und Bundesländer, unter anderem Bremen und Schleswig-Holstein, zu übertragen.
Die Reinhard Mohn Stiftung verfolgt das Ziel, die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, unabhängig von ihrer Herkunft oder der sozialen Lage. Der regionale Fokus der Stiftungsarbeit liegt in Ostwestfalen-Lippe. Projekte werden in der Regel in Kooperation mit Partnern in der Region durchgeführt. Mehr Informationen zum Projekt „Lies mit“ erhaltet ihr unter den angehängten Links in einem Blog mit Oliver Vorndran von der Reinhard Mohn Stiftung und Anika Krumhöfner, Mitarbeiterin beim Zentrum für Bildung und Chancen, sowie auf den Seiten der Reinhard Mohn Stiftung.