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„Psyche und Film“ für die seelische Gesundheit

Bürgerstiftung fördert neue Filmreihe des Recovery College im Bambi-Kino

Gütersloh. Krisen, Kriege und Katastrophen verunsichern und ängstigen viele Menschen, bringen sie aus der Balance. „Das Thema psychische Gesundheit brennt aktuell mehr denn je“, sagt Professor Dr. Michael Schulz vom LWL-Klinikum. Deshalb geht das dort angesiedelte Recovery College, das Gütersloher „Fitnessstudio für die Seele“ jetzt mit einem weiteren Angebot an die Öffentlichkeit und bietet in Kooperation mit dem LWL-Klinikum und dem Bambi-Kino die neue Reihe „Psyche und Film“ an. Die Bürgerstiftung Gütersloh fördert das Projekt mit 5000 Euro. In regelmäßigen Abständen werden immer mittwochs ab 19 Uhr Filme zu Themen der psychischen Gesundheit, der seelischen Erschütterung, der Hoffnung und der Zuversicht gezeigt.  Nach jeder Vorführung hat das Publikum Gelegenheit, mit ausgebildeten Fachleuten sowie Experten mit persönlicher Krisen- und Genesungserfahrung zum jeweiligen Thema ins Gespräch kommen.

Psyche und Film: Zur neuen Filmreihe des Recovery College Gütersloh-OWL im Bambi-Kino laden (v. l.) Prof. Dr. Michael Schulz vom LWL-Klinikum, Katrin Meyer, Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung, und Bambi-Betreiber Oliver Groteheide ein.

„Gerade Letzteres ist uns wichtig, denn das Recovery College versteht sich mit seinen vielseitigen Seminaren und Workshops nicht nur als eine Fortbildungseinrichtung für alle Interessenten und Betroffenen, sondern möchte vor allem ein Lern- und Begegnungsort sein, an dem man durch gute, tragfähige Beziehungen zu anderen wieder den Weg zu einem selbstbestimmten, zufriedenen Leben findet“, erklärt Prof. Schulz. Ziel des Filmprojekts ist es daher, eine innovative Form des Zusammenkommens, ein offenes Forum für alle Besucher zu schaffen, um ihnen einen weiterbringenden Austausch über für sie relevante Themen zu ermöglichen.

Brillant besetzter Auftakt zur neuen Filmreihe „Psyche und Film“: Am 31. Januar ist Anthony Hopkins als dementer Senior in „The Father“ zu sehen.

„Psychische Gesundheit ist nicht nur ein akutes Thema, sondern eines, das unsere Gesellschaft auch in Zukunft verstärkt vor Herausforderungen stellen wird“, erklärt Katrin Meyer, Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung. Daher habe die Stiftung nicht nur in der Vergangenheit das Recovery College finanziell unterstützt, sondern fördere jetzt auch die neue Filmreihe. Denn: „Mit Prävention und niedrigschwelligen Angeboten wie mit diesem kann man viel erreichen.“

Regisseurin Andrea Rothenburg steht am 20. März zur Diskussion über ihren Film „Ich bin mehr als meine Diagnose“ im Gütersloher Bambi-Kino zur Verfügung.

Dass das Medium Film vieles zu bieten hat, weiß Bambi-Kinobetreiber Oliver Groteheide, der seit 1991 unter anderem mit der Reihe „filasofia“ immer wieder Aktionen und Projekte vorgestellt hat, die wichtige Impulse gegeben haben. Zusammen mit Prof. Dr. Schulz und Prof. Dr. Klaus-Thomas Kronmüller, dem ärztlichen Direktor des LWL-Klinikums, sowie den Projektmitarbeitern und Genesungsbegleitern des Recovery College Susanne Schmedthenke und Eckhard Sallermann bildet er die Arbeitsgruppe, die für die inhaltliche Zusammenstellung und Organisation von „Psyche und Film“ verantwortlich zeichnet.

Zum Thema Psychose zeigt Regisseur Lukas Röder sein berührendes Kammerspiel „Langer, langer Kuss“ in der Reihe „Psyche und Film“. Er wird am 18. September zum anschließenden Gespräch erwartet.

Start der Filmreihe ist am Mittwoch, 31. Januar, 19 Uhr, mit dem mehrfach ausgezeichneten Film „The Father“, in dem der oscarprämierte Anthony Hopkins so beeindruckend wie bewegend einen an Demenz erkrankten Mann spielt. „Demenz betrifft immer mehr Familien und bringt sie in große Not“, erläutert Professor Schulz. „Sie erleben eine regelrechte Erosion ihres Alltags.“ Als Gesprächspartner stehen an dem Abend der Gerontopsychiater Bernd Meißnest sowie Uwe Rethage und Silke Altemeier, die Demenz aus ihrem privaten Umfeld kennen und damit als Experten aus Erfahrung das Thema beleuchten, zur Verfügung.

Karten für „Psyche und Film“ sind an der Abendkasse sowie online unter bambikino@t-online.de erhältlich. Weitere Infos zur Filmreihe sind auf der Homepage des Recovery College zu finden: www.rcgt-owl.de

Programm

Mittwoch, 31. Januar: „The Father“. Regisseur Florian Zeller erzählt eine eindringliche Vater-Tochter-Geschichte: Anne sorgt sich um ihren Vater, einen stolzen, an Demenz erkrankten Mann, der sowohl die Betreuung durch eine Pflegekraft als auch den Wechsel in ein Pflegeheim kategorisch ablehnt.

Mittwoch, 28. Februar: „Inception“, ein Film über die Beeinflussung des Bewusstseins durch gemeinsames Träumen. Regisseur Christopher Nolan lässt Leonardo diCaprio in die Träume anderer eindringen, um den Opfern dort Ideen zu stehlen oder auch einzupflanzen.

Mittwoch, 20. März: „Ich bin mehr als meine Diagnose“. Andrea Rothenburg lässt in ihrer Dokumentation krisenerfahrene Menschen zu Wort kommen, die sich aufgrund ihrer psychischen Erkrankung von der Gesellschaft abgestempelt und – nur auf ihre Diagnose reduziert – stigmatisiert fühlen oder sich selbst stigmatisieren. Die Regisseurin wird anwesend sein.

Mittwoch, 17. April: „Auerhaus“. In Neele Leane Vollmars Film geht es um vier Jugendliche, die der bundesrepublikanischen Tristesse der 1980er-Jahre entfliehen wollen und – um ihr Anderssein ausleben zu können – eine WG gründen. Ein ebenso berührender wie unterhaltsamer und lebensbejahender Film. „Ein wichtiger Beitrag in unserer Reihe“, betont Prof. Michael Schulz angesichts der steigenden Zahl junger Menschen mit psychischen Störungen. „Viele haben ein Riesenproblem mit ihrer Identitätsfindung und dem Einstieg ins Erwachsenenleben.“

Mittwoch, 22. Mai: „Sur l’Adamant“. Das Adamant ist eine Tagesklinik, die mitten in Paris auf der Seine schwimmt. Dort erhalten Menschen mit psychischen Problemen Hilfe zur Orientierung im Alltag und individuelle Unterstützung, damit sie den Mut nicht verlieren und sich wiederfinden können. Das Team dort versucht nicht nur, gegen die Verschlechterung der Patientenzustände anzukämpfen, sondern auch gegen die Entmenschlichung der Psychiatrie. Als Experten für die anschließende Diskussion stehen sowohl Mitarbeiter als auch Nutzer einer Gütersloher Tagesklinik bereit.

Mittwoch, 19. Juni: „Wochenendrebellen“. Regisseur Marc Rothermund erzählt mit besondere Familiengeschichte. Es geht um einen Vater, der mit seinem autistischen Sohn Janson einen Lieblingsfußballverein für ihn finden will. Mit liebevoller Ironie werden Jasons Einschränkungen, aber auch seine besonderen Fähigkeiten beleuchtet.

Mittwoch, 18. September: „Langer, langer Kuss“. Nach der Sommerpause wird Lukas Röders berührendes, bei der Berlinale 2023 uraufgeführtes Kammerspiel gezeigt. Es thematisiert mentale Gesundheit und Psychose. Der Regisseur wird sich zusammen mit anderen Experten der anschließenden Diskussion stellen.

Mittwoch, 8. Oktober: „Der weise Schmerz der Seele“ am 9. Oktober ist eine Dokumentation über den kanadischen Bestsellerautor, Palliativmediziner und Experten für Trauma und Sucht, Dr. Gabor Maté. Der Film zeigt, warum unsere westliche Gesellschaft mit Depressionen und Angsterkrankungen konfrontiert ist und welche Rolle Traumatisierung dabei spielt.

Mittwoch, 22. November: „Barbie“. Das pinkfarbene Universum der in diesem Film überaus lebendig gewordenen Spiel-Ikone wird als künstlerischer Beitrag zu den Themen Identität und Geschlechterrollen gezeigt. In der anschließenden Diskussion wollen die Filmreihe-Macher die psychoanalytischen Aspekte des Films beleuchten und über das Frau- und Mannsein ins Gespräch kommen.

Mittwoch, 18. Dezember: Der vom Recovery College geplante Weihnachtsfilm steht noch nicht fest.   

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