Mit einem interkommunalen Modellprojekt sind die Städte Verl und Schloß Holte-Stukenbrock Ende 2023 an den Start gegangen: Das „Soziale Duo“ unterstützt Menschen, die aus dem sozialen Netz zu fallen drohen. Das kann die alleinstehende Frau sein, die sich immer mehr zurückzieht und ihren Alltag nicht mehr allein zu bewältigen scheint. Oder das kinderlose Ehepaar, das dringend Pflege benötigt, aber mit den Anträgen auf Hilfeleistungen überfordert ist. In solchen Fällen kann Janine Weiß beraten, unterstützen und koordinieren.
Seit November ist sie mit einer halben Stelle im Dienst. Finanziert wird das Modellprojekt, das auf fünf Jahre ausgelegt ist, zu 90 Prozent vom Land Nordrhein-Westfalen. Die restlichen zehn Prozent teilen sich die beiden Kommunen, wo auch die gemeinsame Idee für das „Soziale Duo“ entstanden ist. Denn in beiden Sozialämtern gab es immer wieder Fälle, in denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne geholfen hätten, die aber „aus dem Raster“ fielen – sprich: für die es keine Zuständigkeiten gab. „Auch wenn wir die Not gesehen haben, waren uns die Hände gebunden“, macht Christiane Vornholt, Leiterin des Fachbereichs Soziales der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock, deutlich.
Diese „Lücke“ füllt nun das „Soziale Duo“. „Einfach mal anklopfen und fragen, wie es ist“, hatte NRWMinisterin Ina Scharrenbach es auf den Punkt gebracht, als sie im Sommer den Förderbescheid überreichte. Mit Janine Weiß wurde eine geeignete Kraft für diese Aufgabe gefunden. Nach Abschluss ihres Studiums Pädagogik der Kindheit an der Fachhochschule Bielefeld war sie zunächst in der Jugendhilfe und anschließend im Berufsbildungswerk Bethel tätig.
„Bisher habe ich vorwiegend mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen gearbeitet. Am Sozialen Duo hat mich unter anderem gereizt, dass es hier um eine andere Zielgruppe geht“, beschreibt sie einen ihrer Beweggründe für die neue Herausforderung. Vor allem aber ist es die Vielfalt, die sie an ihrer Aufgabe schätzt: „Jede Anfrage ist anders und damit auch jeder Tag“, sagt sie. Manchmal bekommt sie Hinweise von Menschen, die sich um Nachbarn oder Bekannte Sorgen machen, manchmal melden sich auch Hilfesuchende selbst. Dann nimmt Janine Weiß in der Regel erst einmal telefonisch Kontakt auf, um einen Besuch zu vereinbaren und im Gespräch zu klären, ob und welche Hilfe benötigt wird.
Das braucht oft Zeit. „Ich muss ja erstmal eine Beziehung aufbauen“, erläutert Janine Weiß. Es komme auch vor, dass ihre Hilfe abgelehnt werde. „Denn die Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation ist beim Betroffenen oft ganz anders als der Blick der Außenwelt.“ Doch die meisten, denen sie Hilfe anbiete, seien froh darüber. Ob die Suche nach geeigneten therapeutischen Möglichkeiten, die Organisation von Fahrdiensten oder Haushaltshilfen, die Vermittlung in eine ambulante Betreuung, die Überprüfung von Leistungsansprüchen oder die Begleitung zu Terminen beim Jobcenter oder Behörden: Die Unterstützung erfolgt stets individuell und schnell. „Manchmal geht es auch nur darum, ein bisschen Anschub zu geben, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen“, berichtet Janine Weiß.
Schon nach den ersten knapp vier Monaten steht fest: Der Bedarf ist da und das neue Angebot spricht sich herum. Auch bei anderen Kommunen: „Viele fragen nach dem Modell und wollen mehr wissen. Aber wir müssen erstmal weiter Erfahrungen sammeln“, sagt Christiane Vornholt. Die Verler Beigeordnete Katrin Vilmar begrüßt vor allem den interkommunalen Gedanken: „Hier können wir Kräfte bündeln und über die eigenen Stadtgrenzen hinaus schauen“, hebt sie hervor.
Zu erreichen ist Janine Weiß im Kreisfamilienzentrum Schloß Holte-Stukenbrock (2. OG, Raum 201, Holter Straße 266). Montags bis donnerstags ist sie von 9 bis 14 Uhr telefonisch unter 0151 / 54236314 erreichbar. Eine Sprechstunde nach Terminvereinbarung bietet sie mittwochs von 11 bis 14 Uhr an. Per E-Mail ist sie unter sozduo@gt-net.de zu erreichen.