Gütersloh. Was gibt’s als erstes auf die Gabel? Wahlweise Soja-Lasagne oder Hähnchengeschnetzeltes, so viel sind die Macher der Vesperkirche Gütersloh bereit, vorab zu verraten. Zubereitet von Cultina, den Köchen von Bertelsmann. Im übrigen aber komme es auch bei der achten Auflage, die am Sonntag, 2. Februar, in der Martin-Luther-Kirche beginnt, auf etwas anderes an: Begegnungen. Mit wem auch immer. Hauptsache zwanglos.
Um 12 Uhr wird die Vesperkirchen-Herberge öffnen. Und von da an jeden Tag, bis einschließlich Sonntag, 9 Februar. Acht Tage lang wird die umgebaute Kirche wieder zu einem Ess- und Wohnzimmer für alle. In den vergangenen Jahren nutzten jeweils mehrere tausend Gäste dieses Angebot – quer durch alle Gesellschaftsschichten. Manche bewirteten, andere aßen, manche machten mal dies, mal das. So soll es auch diesmal sein – tagsüber, vormittags, abends. Beim Frühstück, beim Mittagessen, bei Kuchen und Bütterchen.
Dass die Idee der Vesperkirche zieht, zeigt die wachsende Resonanz in anderen Landesteilen. Vor kurzem eröffnete in Hattingen die erste Vesperkirche im Ruhrgebiet, seit Jahren gibt es schon eine im nahen Rheinland (Velbert & Wülfrath). In Ostwestfalen und im Kreis Gütersloh (Rheda-Wiedenbrück, Harsewinkel) etablieren sich ebenfalls immer mehr. Der Anfang für diese Verbreitung war gemacht, als das Gütersloher Organisatorenteam 2019, ein Jahr nach der Premiere, zum Deutschen Evangelischen Kirchentag nach Dortmund geladen worden war, um dort das Projekt vorzustellen. Eine Reihe bilateraler Gespräche sollte folgen.
Foto: Vesperkirche
Friseur-Innung bietet einen Haarschnitt, Helfer vom FC Gütersloh bewirten
Der Ablauf der Vesperkirche 2025 ähnelt dem des vergangenen Jahres. Von 7.45 bis 10 Uhr wird das Frühstück serviert, von 12 bis 14 Uhr das Mittagessen, von 15 bis 18.45 Uhr der Kuchen und die belegten Brote. Dazwischen und währenddessen gibt es die Impulse: Kurzvorträge, geistiger Input. Die ersten beiden hält am Sonntag Nils Wigginghaus, Notar und Gründer der Vesperkirche. Nachmittags, wenn im Helferteam unter anderem Fußballer des FC Gütersloh samt Trainer Julian Hesse die Gäste bewirten, folgt ein weiterer Impuls, dann von Ranghild Raumann. Zwischen Mittagessen und Kuchen (wie jeden Tag): Auftritt von Musikern der Musikschulen.
Zuvor, am Sonntag, 10 Uhr, wird ein interreligiöser Gottesdienst mit Menschen aus verschiedenen Religionen und Konfessionen gefeiert: muslimisch, katholisch, evangelisch. Diesmal werde es darum gehen, sich dem Geheimnis Gottes über die 99 Gottesnamen Allahs zu nähern, berichtet Pfarrer Stefan Salzmann. Musikalisch gestaltet werde der Eröffnungsgottesdienst vom Duo Klaus Windel und Stefan Grollmann (Orgel und Klarinette) sowie dem Chor After Eight unter Leitung von Petra Heßler.
Soft-Opening und Spieleabend schon am Samstag
Doch vor diesem Gottesdienst gibt es ein weiteres Zuvor: ein Soft-Opening am Samstagabend, 1. Februar. Das ist neu. Ab 18 Uhr, kaum dass die Kirche fertig umgebaut ist, kann kommen, wer mag, um auf die neue Saison anzustoßen. Den Picknickkorb mit Getränken, Snacks und eigenem Geschirr bringe jeder bitte selbst mit, geboten werde aber auch ein wenig: Hintergrundmusik, Brettspiele (zur Verfügung gestellt vom Laden „Wolpertinger“), eine Tanzvorführung. „Ein lockerer, entspannter Eröffnungsabend, mehr soll es gar nicht werden“, sagen Tanja Turac und Ludger Osterkamp, zwei der Organisatoren. Gemeinsam bei Wein und Spielen sitzen, ein wenig plaudern, das sei schon alles.
Eine weitere Neuerung folgt direkt am Sonntag: Haare schneiden. Friseurmeister Andreas Drenkelforth und seine Kollegen von der Innung spendieren einen feschen Schnitt. Von 12 bis 17 Uhr können Gäste auf einem der drei Stühle Platz nehmen und sich stylen lassen. Eine Bitte äußern die Friseure allerdings: Es wäre gut, wenn die Gäste mit bereits gewaschenen Haaren kämen.
Was gibt’s noch Neues? Den Familientag am Samstag, 8. Februar. „Das geht schon mit dem Frühstück los“, berichten Dörte Sonnabend und Bettina Kirchner vom Orga-Team. Ausnahmsweise sei dann auch Schoko-Aufstrich erlaubt. Mittags werde ein Oliven- und Rosenkohlverbot verhängt und stattdessen etwas serviert, was auch Kindern munde. Nachmittags kommen Waffeln auf den Teller, es gebe Spiel- und Bastelecken und Vorleser. Abends Familienkino auf der großen Doppelleinwand.
Foto: Vesperkirche
Info-Block
Um die Vesperkirche zu ermöglichen, haben sich wieder mehrere hundert Helfer angemeldet, darunter Firmenbelegschaften. Geld kommt über Sponsoren und den freiwilligen Beitrag von Gästen herein.
Begleitet wird die Vesperkirche wieder von Angeboten für Beratung (Wohlfahrtsverbände) und Seelsorge (Kirche).
Das Abendprogramm: Alle Veranstaltungen sind kostenlos, alle beginnen um 20 Uhr. Ausnahme: Das Soft-Opening am Samstag schon ab 18 Uhr.
Das Veranstaltungsprogramm startet direkt am Eröffnungs-Sonntag mit einem Klassiker: Stummfilm mit Klavierbegleitung von Jens Hullermann. Die Leinwände dafür sind wieder auf beiden Seiten des Kirchenschiffes gespannt. Am Montag, 3. Februar, folgt die „Lego-Clhallenge“: Es gilt, gemeinsam mit den Tischnachbarn kniffelige Fragen zu lösen.
Am Dienstag, 4. Februar, ist Kinoabend. Gezeigt wird ein deutscher Film. Am Donnerstag, 6. Februar, geht es mit einem Diskussionsabend weiter: Gesprochen wird über „Verbindendes und Verbindliches“. Moderatorin Helena Ernst möchte mit den Gästen darüber nachdenken, was uns trotz aller Alltagshektik wirklich verbindet. Am Freitag, 7. Februar, folgt ein Musik-Kabarett: Holger Blüder, Leiter der Kreismusikschule, nimmt die Gäste mit auf eine gedankliche Zeitreise. Tags darauf, Samstag, folgt abends Kino mit einem familientauglichen Film.
Während der Vesperkirche läuft zudem eine Kunstaktion, begleitet von Reinhard Michel. Die Gäste sind aufgerufen, an einer „Wunschkammer“ mitzubasteln.
An den beiden Sonntagen finden interreligiöse Gottesdienste statt, jeweils ab 10 Uhr.
