Gütersloh (gpr). „Die Kriegstoten – egal in welchem Krieg und egal aus welchem Land, aus Deutschland, Frankreich, Polen, der Ukraine und ja: auch die aus Russland – sie alle sind jemandes Sohn, Tochter, Ehefrau, Vater oder Mutter“, so Dr. Nils Wigginghaus, Mitglied des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., in seiner Ansprache zum Volkstrauertag. Und er sagte weiter: „Vernichtet ist immer ein besonderer Charakter, eine besondere Beziehung zu diesem oder jenem, eine Ausbildung, eine besondere Fähigkeit, ein Engagement in einem Verein. Kurzum: ein einzigartiges Geschöpf. Unersetzbar. Jeder dieser vielen Toten ist eine einzelne Katastrophe und nicht etwa deswegen weniger schlimm, weil es so viele sind.“ Mit diesen eindrücklichen Worten sprach er zu den rund 50 Gästen und den Fahnenabordnungen der Gütersloher Vereine, die trotz anhaltenden Regens der Einladung der Stadt Gütersloh und des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge gefolgt waren. Sie hatten sich am Gräberfeld für getötete Zivilisten und Soldaten auf dem Friedhof „Unter den Ulmen“ neben der St.-Pankratius-Kirche versammelt, um gemeinsam der Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken. Auch in den Stadtteilen Spexard, Avenwedde und Isselhorst waren anlässlich des Volkstrauertags Menschen zusammengekommen.
Durch die musikalische Gestaltung des Symphonischen Blasorchesters der Feuerwehr Gütersloh erhielt die Veranstaltung einen würdigen Rahmen. Prof. Dr. Rolf Wischnath begrüßte die Gäste als Ortsgruppenvorsitzender des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und führte durch die Gedenkstunde. Dr. Nils Wigginghaus und Pfarrerin Wiebke Heine legten für den Volksbund einen Kranz nieder. Gleiches taten die Erste stellvertretende Bürgermeisterin Ingrid Hollenhorst, die das Totengedenken verlas, und Altbürgermeisterin Maria Unger für die Stadt Gütersloh.
Mit Worten, die die Anwesenden sichtlich berührten, schilderte Dr. Nils Wigginghaus in der Hauptansprache der Gedenkfeier, wie wichtig es sei, der Kriegstoten zu gedenken. Nicht etwa, um ihren Tod zu verherrlichen, sondern um zu spüren, wie unendlich grausam der Krieg sei. Wigginghaus hielt fest: „Nichts ist glorreich am Krieg. Es ist kein Heldentot, den man stirbt, wenn einem das Artilleriegeschoss die Beine weggerissen hat und keine medizinische Versorgung verfügbar ist und man langsam verblutet. Es ist auch kein Outdoor-Abenteuer mit Kumpels, wenn man gemeinsam im Schützengraben liegt und es lediglich eine Frage des Zufalls ist, wo die nächste Granate einschlägt und man zum lieben Herrgott betet, diese Hölle doch bitte irgendwie zu überstehen.“ Seine Ansprache endete mit der Hoffnung auf Frieden, auch im Hinblick auf die vielen aktuellen Kriege im Jahr 2024: „Ich verneige mich vor den Toten aller Kriege, überall auf der Welt, auf, dass ihr Tod nicht vergebens sei. Ich verneige mich vor den Angehörigen der Toten, auf, dass ihr Schmerz nicht vergebens sei. In der Hoffnung, die allerdings in mir seit frühester Kindheit nicht gestorben ist, auch heute nicht, im so kriegerischen gewalttätigen Jahr 2024, dass die Menschheit aus diesen Katastrophen, die noch jeden Tag geschehen, lernen und irgendwann gemeinsam fordern wird: Nie wieder Krieg.“