Gütersloh (gpr). „Ach Elslein, liebes Elselein mein!“ – Das vierstimmige Liebeslied aus der Feder Ludwig Senfls, das 1534 erstmals publiziert worden ist, eröffnet am sonnigen Sonntagnachmittag das lyrisch geprägte Weltstadtmusik-Event in der sattgrünen Kulisse des Wapelbads. Das Ambiente eignet sich wie gemalt für Band und Auditorium, um den klangvollen Zeitsprung gemeinsam zu vollziehen. Das im Raum Stuttgart beheimatete Quartett „Fior“ – die althochdeutsche Vokabel steht für den Zahlenwert „vier“ – spielt sich mit diesem in „teutscher“ Sprache verfassten Madrigal direkt in die begeistert lauschenden Herzen. Die Formation hat originelle Vintage-Instrumente im Gepäck, die den urtümlichen Sound exakt rekonstruieren.
Regina Kunkel spielt die „Nyckelharpa“, die sogenannte Schlüssel-Fidel. Sie ist ein Streichinstrument, das mit einem kurzen Bogen angestrichen wird. Das Verändern der Tonhöhe auf den Spielsaiten, was bei einer Geige durch das Abgreifen auf dem Griffbrett geschieht, wird bei der Nyckelharpa durch Tasten mit Tangenten erreicht, zusätzlich sorgen Resonanzsaiten für einen Hall-Effekt. Sebastian Elsner musiziert auf der mechanisierten Drehleier, bei der die Saiten von einem eingebauten Rad angestrichen werden, das mittels einer Kurbel gedreht wird. Die schwingende Länge einer oder mehrerer Melodiesaiten wird über Tasten verkürzt, um die Tonhöhe zu verändern.
Das Instrument ist seit dem Mittelalter bestens bekannt. An seiner Seite tritt der Multiinstrumentalist und Frontsänger Rick Krüger auf. Krüger singt mit emotionaler Leidenschaft, obendrein bedient er diverse Dudelsäcke wie die schottische Backpipe, die schwedische Säckpipa oder die deutsche Schäferpfeife. Er flötet auf unterschiedlich getunten Tin Whistles, auch Schnabelflöten genannt, und spielt virtuos die Klarinette. Der vierte im Fior-Bunde ist der akkordverdächtige Gitarrist Björn Kaidel, der auch die vom Walzer geprägte Komposition „Allgemeines Wandern“ nach einem Gedicht von Joseph von Eichendorff realisiert hat. Das upgedatete Stück folgt an nächster Position, es begann mit sanften Tönen und gipfelte in einem aufbrausenden Gewitter.
Dann folgte die Gedichtvertonung von Theodor Fontanes „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“. „Der Weg vom deutschen Folk Song zum Deutsch-Rap war selten so kurz wie in diesem Song“, moderierte Rick Krüger das Live-Play an. Zugleich erläuterte er die schottischen Tanzschritte, um das Publikum zum Tanz oder zum Schunkeln zu animieren.
Schon war es an der Zeit, die zärtlich wehende „Nordluft“ zu intonieren, die der aus Niedersachsen stammende Komponist Rick Krüger onomatopoetisch notiert hat. Als Zugabe erschallte später der Song „Corgi“, der das Hopsen der Hunderasse durch tiefen Schnee beschreibt. Allen Songs, die auch auf Fiors aktueller CD „Manuskript“ abhörbar sind, folgte das Weltstadtmusik-Publikum mit schunkelnder Begeisterung und lobte das sensationell Gehörte mit dem Prädikat „Ohrenweide“.