Kew Gardens: Botanisches Juwel im Südwesten Londons
Entdeckungsreise durch die ältesten Gärten der Welt
Im Südwesten von London, zwischen Richmond upon Thames und Kew, liegt einer der ältesten Gärten der Welt. Der Ursprung war ein von Baron Capel of Tewkesbury im 17. Jahrhundert angelegter exotischer Garten. Unter Prinzessin Augusta von Sachsen-Gotha-Altenburg wurde dieser zu den Botanischen Gärten ausgebaut und Mitte des 19. Jahrhunderts zu den National Royal Botanic Gardens ernannt. Gut 160 Jahre später wurde diese heute rund 132 Hektar groß Anlage von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die Gärten besitzen die weltweit vielfältigste Sammlung mit über 50.000 lebenden Pflanzen und widmen sich u.a. der Umweltbildung, der Forschung und dem Naturschutz.
Eins der ersten Gebäude war Kew Palace im Norden des Geländes. König Georg II. kaufte diesen Palast im 19. Jahrhundert und er gehört bis heute zu Kew Gardens. Wegen seines flämischen Aussehens wird der Palast Dutch House (holländisches Haus) genannt. Hinter dem Gebäude befindet sich der Queen‘s Garden (Garten der Königin) mit einem Laubengang bepflanzt mit wunderbar gelb blühendem Goldregen. Weiterhin gibt es für die Besucher einen Parterregarten, einen Kräutergarten und eine akkurat geschnittene Hainbuchenkastenallee.
Bereits 1762 plante William Chambers als Geschenk für Prinzessin Augusta eine achteckige Ziegelstein-Pagode nach chinesischem Vorbild. Nach dem Erklimmen von 253 Stufen hat man, vom obersten der 10 Stockwerke, einen wunderbaren Ausblick auf Kew Gardens und die Innenstadt von London.
Die Ecken des achteckigen Gebäudes zierten früher bunt bemalte Drachen aus Holz. In den 1780er Jahren wurden diese bei Reparaturmaßnahmen entfernt. Heute gehen Historiker davon aus, dass das Holz im Lauf der Jahre verrottet war. 2018 kamen Experten auf die Idee, die Drachen mittels 3D-Druckverfahren nach den Originalvorbildern neu aufleben zu lassen. Sie sind deutlich leichter und haltbarer als die einstigen.
In Sichtweite zur Pagode liegt die japanische Landschaft mit dem Tor des kaiserlichen Gesandten. Das Chokushi-Mon ist eine verkleinerte Nachbildung des Karamon (»chinesisches Tor«), dem Haupteingang des Nishi Hongan-ji in Kyoto. 1910 im Rahmen der Japanisch-britischen Ausstellung in London erbaut, wurde es danach demontiert und in Kew wieder errichtet. Umgeben ist das Tor von einem japanischen Steingarten im Stil des 16. Jahrhunderts. Diese Landschaft besteht aus drei Teilen, dem »Garten des Friedens«, dem »Garten der Aktivität« und dem »Garten der Harmonie«. Hier werden jeweils verschiedene Aspekte japanischer Gärten dargestellt.
Um Kew aus der Vogelperspektive beobachten zu können gibt es den 2008 eröffneten Treetop Walkway, einen 18 Meter hohen Baumwipfelpfad. Von hier aus hat man einen guten Blick in das obere Baumstockwerk. Über die gesamte Parkanlage findet der Besucher Partien zu bestimmten Gewächsen, wie der Rosengarten, der Bambusgarten, die Rhododendronpflanzung oder der Fliedergarten. Eindrucksvoll ist die Sammlung der vielen ‚alten‘ Gehölze. So wurden dort vor rund 200 bis 250 Jahren Platanen, Blutbuchen und Kastanienblättrige Eichen und viele mehr gepflanzt. Für botanisch interessierte Besucher sind die Gehölze fast alle namentlich ausgezeichnet.
Auf dem Gelände des Botanical Gardens sind in unterschiedlichen Jahrzehnten verschiedene Glashäuser errichtet worden. Beeindruckend sind sie alle. Das Palmenhaus ist jedoch das älteste existierende viktorianische Gewächshaus.
Hier werden Palmen und Pflanzen der feuchten Tropen aus Afrika, Amerika, Asien und Australien gezeigt. Im Untergeschoss befinden sich Aquarien mit exotischen Fischen und andere Wasserlebewesen. Das 1852 daneben erbaute Waterlily House zeigt Exemplare der nach der englischen Königin benannten Amazonas-Seerose (Victoria amazonica) und andere tropische Wasserpflanzen mit Blätter mit bis zu 2,5 Meter Durchmesser.
Im fast 5.000 qm² großen Temperate House (erbaut um 1860), und damit dem größten der Gewächshäuser, finden sich Pflanzen aus Südafrika, Australien, Amerika, Neuseeland, Asien und der Lord Howe Insel.
Das Haus wurde im Mai 2018 frisch renoviert wiedereröffnet. Das drittgrößte Glashaus ist das Princess of Wales Conservatory. 1987 wurde es in Gedenken an die Gartenbegründerin Prinzessin Augusta von Prinzessin Diana eröffnet und beherbergt Pflanzen aller zehn tropischen Klimazonen, von den Wüsten bis hin zu den immerfeuchten Regenwäldern.
Ein Tag reicht nicht aus, um die gesamte Anlage zu erforschen. Also planen sie mehr Zeit für die Botanik ein. Sie sollten auf jeden Fall auch nach Wakehurst fahren, die Aussenstelle von Kew Gardens, und dort die Millenium Seed Bank (siehe Blog Part 15 hier im Carl Magazin) erkunden.Ein Besuch in Kew könnte ein schönes Weihnachtsgeschenk für einen lieben Menschen sein!