FOTOS & TEXT: DANIELA TOMAN
Das Weltkulturerbe in der Havel Die Pfaueninsel ist nur mit einer Fähre und damit ausschließlich für Fußgänger erreichbar. Schon vom Anleger am Festland aus sieht man viel Grün mit mächtigen Eichen, Linden und Buchen.
Die Gestaltung der Pfaueninsel begann zum Ende des 18. Jahrhunderts unter König Friedrich Wilhelm II. Er ließ nach englischen und französischen Vorbildern das weiße Schloss und die Meierei im Ruinenstil errichten. Sein Sohn, König Friedrich Willhelm III., und Königin Luise ließen die Insel in eine ästhetisch geprägte Felderwirtschaft umwandeln. Auf einigen bisher bewaldeten Partien der Insel wurden nach landschaftsgärtnerischen Gesichtspunkten verschiedene Ackerflächen angelegt. Alte Eichen wurden dabei geschont und auf den Flächen belassen. Es entstand ein Musterbeispiel der »ferme ornée« (einer »geschmückten«, also gärtnerisch gestalteten »Landwirtschaft«). Kurz darauf legte der Gartengestalter Peter Joseph Lenné von 1816 bis 1834 hier einen seiner malerischen Landschaftsparks an.
DIE GROSSE FONTÄNE
Peter Joseph Lenné prägte fast ein halbes Jahrhundert die Gartenkunst in Preußen, aber auch in vielen weiteren Teilen Deutschlands. Er gestaltete große Parkanlagen nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten. Wichtige Merkmale dieser Anlagen sind Sichtachsen, geschwungene Wegeführungen, sanfte Bodenmodellierungen, weite Rasenflächen und kulissenartig gestellte Baumgruppen. Überraschung, Vielfalt, Schönheit und Spannung sind die wichtigsten Eckpunkte dieser Art der Parkgestaltung.
Vom Potsdamer Ufer aus sieht man bereits das weiße Schloss Pfaueninsel und nimmt es als architektonischen Akzent in der grünen Landschaft wahr. Ist man erst auf der Insel, durchwandert man diese auf den geschwungenen Wegen. Diese bieten die Möglichkeit, alle Bauten zu erleben und immer wieder Blickbeziehungen in die Umgebung zu erhaschen. Vom südlich gelegenen Fähranleger aus führt der Weg vorbei an der Kastellanswohnung und dem Schweizer Haus zum weißen Lustschloss. Es geht weiter entlang des ehemaligen Palmenhauses, dessen Grundriss durch vier Steinsäulen markiert wird. Hier werden immer noch verschiedene Blattpflanzen wie Palmen und Bananen kultiviert.
Auf dem Weg über die Insel erreicht man das Kavalierhaus und von dort die Meierei im Stil einer gotischen Klosterruine. Die Meierei ist ein ehemaliger Bauernhof am nördlichen Ende der Insel. Von hier aus hat man eine direkte Sichtbeziehung zum Luisentempel, der zur Erinnerung an die Königin in Form eines griechischen Tempels angelegt wurde. Weiter passiert der Weg das östliche Ufer der Insel und nach wenigen Metern erreicht man den direkt am Ufer gelegene Beelitzer Jagdschirm, ein mit Borke verkleideter Jagdunterstand.
Etwas ansteigend tangiert der Weg die Volieren. Sie werden hauptsächlich zum Schutz der Jungpfaue genutzt, damit sie nicht Füchsen zum Opfer fallen. Die erwachsenen Pfauen leben frei auf der Insel. Früher gab es hier auf der Insel auch eine Menagerie zur Haltung exotischer Tiere wie Affen, Löwen und Kängurus. Von verschiedenen Punkten auf den Wegen sieht man im dichten Baumbestand eine ca. 8 Meter hohe Fontäne mit einem großen Becken zur Wasserbevorratung. Weiter geht es zum Rosengarten. Schon 1821 wurde unter Lenné eine umfangreiche private Rosensammlung angekauft und in diesem Gartenteil aufgepflanzt. Sie war die erste Einrichtung dieser Art in Preußen. Von hier aus führt der Weg wieder zum Fähranleger.
Die kontinuierliche Nutzung der Pfaueninsel durch die preußischen Könige endete, als Friedrich Wilhelm III. 1840 starb. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm IV. teilte das Interesse seines Vaters an dieser Insel nicht. Zum Glück sind die Strukturen und Gebäude bis heute erhalten geblieben, sodass sich ein Besuch der Pfaueninsel auf jeden Fall lohnt.