Josef Honcias Traum: Ray Charles live
JazzCityGT erinnert an Charles’ Erbe
»Obwohl Ray Charles in extreme Armut hineingeboren wurde (und bereits im Alter von 6 Jahren unheilbar erblindete), schuf er über fünf Jahrzehnte hinweg ein einzigartiges Werk. Er beherrschte zahlreiche Stile, seine Aufnahmen sind reich an Blues, Jazz und Country, und er wurde oft als der beste Rock-’n‘-Roll-Sänger, der beste Jazzsänger und der beste Popsänger der USA bezeichnet, wobei seine Vormachtstellung nur von Frank Sinatra in Frage gestellt wurde. Häufig imitiert und während seiner Karriere mit zahllosen Auszeichnungen geehrt, bleibt Ray Charles am besten als »Father of Soul« in Erinnerung.«
Mit diesen Worten begann die Würdigung von Ray Charles nach seinem Tode 2004 im Fachblatt ROLLING STONE. Drei Jahre davor war es Josef Honcia gelungen, sich und anderen Musikfans nach der (zweimaligen) Verpflichtung von Miles Davis einen weiteren Jugendtraum zu erfüllen. Auch hier gab es bei Freunden, denen er von seinen Plänen berichtete, zunächst ungläubige Reaktionen, aber er hatte sich diesmal von Beginn an einflussreiche Unterstützung besorgt: Der damalige Stadtkämmerer Klaus Wigginghaus war mindestens ein ebenso großer Fan von Ray Charles wie Josef und tat von Beginn an alles in seiner Macht stehende, um den Superstar in die Heimatstadt zu holen.
Das Konzert in Gütersloh wurde natürlich das erwartete Großereignis:
Die Eintrittskarten waren schon wie gewohnt innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, es gab erneut viel Trubel, auch wieder mit der überregionalen Presse.
Zum ersten Male in Europa trat Ray Charles übrigens mit der weiblichen Gesangsgruppe »The Raelettes« auf und natürlich fehlte beim Konzert kein alter Hit wie »Hit the Road, Jack«, »Born to Lose« oder »Georgia on my Mind«. Unvergesslich wieder eine Episode mit dem Weltstar: Auf der Liste mit all den geforderten »Accessoires« backstage fand sich u.a. eine Flasche Dom Perignon, einer der edelsten Champagnermarken.
Nach dem Konzert öffnete der (blinde) Meister selbst die Flasche, wie er es offenbar immer zu tun pflegte, um sich allein vom Klang des Korkens beim Öffnen von der Echtheit der Flasche zu überzeugen… Natürlich hatte Josef die gewünschte Flasche besorgt, sie wurde als echt anerkannt und Josef durfte mit dem Meister auf ein gelungenes Konzert anstoßen.
Ein großes Dankeschön an den Fotografen Raimund Vornbäumen für diese fantastischen Bilder, die er in der Jazz-City Zeit für die Neue Westfälische eingefangen hat.
Und an Reinhard Fulde, der uns mit seinen Texten in die vergangene Zeit eintauchen lässt.
Für Jazzfreunde unvergesslich blieb das Ray Charles Konzert allerdings auch wegen eines anderen Ereignisses: Wie es der Zufall wollte, hatte Josef für den Abend vor dem Großereignis ein Konzert (im ebenfalls ausverkauftem) Jugendzentrum mit der damaligen Nr.1 an der Jazztrompete, Roy Hargrove, geplant. Als Mitglieder der Band von Ray Charles, die schon am Tage vorher angereist waren, davon erfuhren, packten sie sich ihre Instrumente und marschierten vom Hotel aus direkt ins Jugendzentrum, um dort bei Roy Hargrove »einzusteigen«. – Dort brannte dann die Hütte! Dies wurde eines der mitreißendsten Konzerte, die je im Jugendzentrum stattfanden, und mitreißende Konzerte gab es dort bekanntlich viele!
Info
Ray Charles (* 23. September 1930 als Raymond Charles Robinson in Albany, Georgia; † 10. Juni 2004 in Beverly Hills, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Sänger, Songwriter und Pianist. Er wird auch als der »Hohepriester des Soul« bezeichnet. Insgesamt hat er etwa 90 Millionen Tonträger verkauft. Er erhielt ein Dutzend »Grammys« und zahlreiche Ehrungen bis zur »National Medal of Arts« (1993 von Präsident Bill Clinton überreicht).
Die erste Hälfte seines Lebens wurde eindrucksvoll in dem sehenswerten Spielfilm »Ray« portraitiert, an dem er und Verwandte noch mitgewirkt hatten und der kurz vor seinem Tode fertiggestellt wurde.
Plattentips:
Ray Charles at Newport
The Atlantic Studio Albums
The Genious of Soul
Ray Charles Sings the Blues