PREMIUM - FLEISCH VON DER ZÜCHTUNG BIS ZUM TASTING

Text: Sandra Günnewig | Fotos: Matthias Kirchhoff

Wir sind zu Gast bei Familie Wulle in Friedrichsdorf. Auf ihrem landwirtschaftlichen Hof am Dürerweg 152 treffen wir heute auf ganz besondere Rinder. Sie haben schwarzes Fell, blaue Zungen und keine Hörner. Das sind die Merkmale der ursprünglich aus Japan stammenden Wagyu-Rinder, einer Rinderrasse gehörig zu den namentlich bekannteren Kobe-Rindern. Seit vier Jahren hat sich der landwirtschaftliche Betrieb von Michael und Alexandra Wulle auf diese besondere Rinderzüchtung spezialisiert.

Das Fleisch dieser Rasse ist nachweislich sehr gesund und soll vom Omega 3-Gehalt vergleichbar sein mit Lachs, erzählt uns Michael Wulle. Angefangen hat alles mit einem Embryo-Transfer aus Übersee. Es gibt einen weltweiten Markt und Handel mit Embryonen und Sperma für die Züchtung. So kommt Letzteres auch schon mal aus Australien. Die Züchtung der Landwirte war überaus erfolgreich und inzwischen läuft schon eine beachtliche Wagyu-Herde auf der Weide der Wulles herum. Als ob das nicht schon ungewöhnlich genug wäre, setzt Michael Wulle zusätzlich auf hornlose Züchtungen. Wagyu-Rinder, die normalerweise Hörner haben, bekommen diese oft nur unter großen Schmerzen entfernt, um sich selbst oder andere Tiere damit nicht zu verletzen.

Damit hat er ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal in Deutschland. Ziel der Wulles ist es, eine solide Zucht mit maximal 30 Tieren aufzubauen. Haben die Wagyu-Rinder dann je nach Geschlecht ein Gewicht von 400-500 Kilogramm erreicht, werden sie zu einem speziellen Schlachter nach Ascheberg gebracht. Dieser hat sich ebenfalls spezialisiert, er schlachtet und zerlegt die Wagyus. Das fertig abgepackte Fleisch landet danach in Größen von 200-350 Gramm, passend etikettiert, wieder auf dem Hof Wulle, direkt in der Kühlung bei minus18 Grad.

Die Kunden kommen dann ganz klassisch zum Hofverkauf vorbei, klingeln und bekommen das Wagyu-Fleisch direkt mit. Ganz besondere Premium-Stücke sind sogar schonmal vorreserviert. Zusätzlich bietet Familie Wulle neuerdings einen Verkaufsautomaten direkt an der Straße, der mit Snacks und Getränken für Fahrradfahrer und verschiedenen landwirtschaftlichen Produkten regelmäßig befüllt wird. Dort gibt es sogar Grill-Pattys und Wagyu-Rinderwürstchen, eine besondere Delikatesse. Die Grillbratzeit ist hier übrigens stark verkürzt gegenüber herkömmlichen Schweinsbratwürstchen erklärt uns Michael Wulle.

Wer jetzt neugierig geworden ist und einmal in den Genuss dieses Premium-Fleisches kommen möchte, der ist herzlich eingeladen an einem Wagyu-Fleischtasting auf dem Hof Wulle teilzunehmen. Dabei kann man nicht nur die unterschiedlichen Stücke aus den verschiedenen Partien des Wagyu-Rinds probieren, man erfährt auch allerlei Wissenswertes rund um die Herkunft und Züchtung der besonderen Rinder. Bis zu 30 Teilnehmer können sich je Tasting bei Familie Wulle anmelden. Dabei wird das Fleisch lediglich rund 4 Minuten auf dem Kontaktgrill angebraten, dann ist es innen schön zart-rosa und außen passend braun. Der Kontaktgrill garantiert das perfekte Grillergebnis, davon ist Michael Wulle überzeugt.

Für die Tastings gibt es auch Geschenkgutscheine zu erwerben – vielleicht ist das mal eine ganz besondere Idee als Mitbringsel, wenn Freunde wieder zum Grillen einladen?! In Planung ist auch ein Termin für einen Single-Tasting-Abend. Eine sehr schöne Idee für Menschen, die nicht gerne alleine essen! Alles in allem ist das qualitativ sehr hochwertige Fleisch nach Ansicht von Familie Wulle schon eher etwas für besondere Anlässe wie Geburtstage, Hochzeiten und sicherlich auch Menschen, die selten Fleisch essen und denen ein nachhaltiges Tierwohl am Herzen liegt.

Nichtsdestotrotz wünschen sie sich, dass möglichst viele Menschen in den Genuss des Premium-Fleisches kommen. So veranschlagen sie verhältnismäßig humane Kilogrammpreise von 35 Euro bei Braten und 45 Euro für das beliebte Kluftsteak. Wie gut, dass sich die Wulles keine Sorgen um die Weiterführung des Hofes und die weitere Wagyu-Zucht machen müssen. Zur allergrößten Freude ihrer Eltern wird ihre 15-jährige Tochter Leonie ab Sommer ihre Ausbildung zur Landwirtin aufnehmen. Vater Michael Wulle berichtet voller Stolz, dass Leonie mit viel Fleiß und Enthusiasmus »voll dabei« ist. Bis zum perfekt marmorierten Fleisch benötigt man jedenfalls viel Geduld bei der Zucht, denn die Mastzeit ist doppelt so lang im Verhältnis zu gewöhnlichem Fleckvieh. Der Hof Wulle bietet mittlerweile sogar das sehr begehrte Erbgut der Wagyu-Rinder zum Verkauf an.