Wir sind CarlMakesMedia
a
  • 08.03.2024
  • Ausgabe 97
  • RegioCarl

Vikings in Gütsel

Die Wikinger aus Gütersloh
Timon Oelker Redakteurbild

Timon Oelker

Content-Redakteur

Wikinger-Spektakel in Gütersloh: Historische Zeitreise oder Dreharbeiten für "Vikings"?

Plötzlich mitten im Geschehen: Ein unerwarteter Anblick auf den Straßen von Gütersloh

Stellt Euch das mal bildlich vor. Ihr geht in Gütersloh spazieren und plötzlich hört ihr metallisches Klirren von aneinanderschlagenden Schwertern, dumpfes Poltern von Einschlägen auf hölzernen Kampfschilden und auf einmal steht Ihr einer wütenden Meute kämpfender Wikinger gegenüber. Ihr denkt, Ihr habt eine Zeitreise hinter euch oder seid am Set einer neuen Folge des Serien-Blockbusters »Vikings« und das einzige, was jetzt noch fehlt, ist ein feuerspeiender Drache, der über Eure Köpfe fliegt.

So ging es uns tatsächlich, als wir den historischen Hof von Christopher Kunz betreten haben, um eine wirklich fantastische und atemberaubende Story für Euch zu schreiben. Im Schatten der ganz normalen Berufswelt und des alltäglichen Wahnsinns, kommen Leute »wie du und ich«, Anwälte, Ärzte, Ingenieure und viele andere aus NRW und Niedersachsen zusammen, um zweimal im Monat ihre große Leidenschaft auszuleben.

Und dabei geht es richtig zur Sache. Die Schwerter, Beile, Speere und anderen Nahkampfwaffen sind zwar nicht geschärft, aber immer noch aus Metall und demnach genau so schwer, wie ihre echten Vorbilder. Das gilt auch für die Rüstungen, Helme und Brustpanzer, der sogenannte Harnisch, bei denen man schon beim Hochheben merkt, dass da einige Kilos zusammenkommen. Ein Treffer lässt einen zwar nicht vor Schmerz niederknien (in der Regel), deutlich zu spüren sind sie aber allemal!

Es geht aber nicht nur um das Rollenspiel selbst, denn der Kontakt-Schwertkampf ist tatsächlich ein richtiger Sport mit klaren Regeln. Die Schläge sind so auszuführen, dass sie spürbar, aber nicht richtig schmerzhaft sind. Außerdem ist das Zielen auf Gesicht, Kehlkopf und Nacken tabu. Es soll nämlich Spaß machen und kein Kampf um Leben und Tod werden.

Und wer glaubt, dass auf dem Schlachtfeld nur riesige, fast schon angsteinflößende Männer in kompletter Kettenmontur mit großen Speeren und Schwertern kämpfen, der ist komplett auf dem Holzweg. Denn auch Frauen machen in dem Sport richtig Action. Gerade, als zwei männliche Kämpfer in einem Duell verwickelt sind, kommt eine Wikingerin von hinten und zeigt den Männern mal so richtig, wo es langgeht, indem sie einem der Wikinger mit ihrem Beil so richtig einen auf den Helm zimmert, welcher daraufhin leider sofort ausscheiden muss. Selbst als Zuschauer gibt es hier permanent hitzige und absurde Szenen zu entdecken.

Alle 14 Tage trifft sich die Gruppe rund um Christopher Kunz zum Training. Dabei kommen in der Regel in etwa 10 Männer und Frauen zusammen, um in Team- oder auch Einzelgefechten wortwörtlich aufeinander loszugehen. Die Vorbereitung ist wichtig, vor allem für das Highlight im Sommer, eine Veranstaltung bei der sich eine riesige Menge an Wikinger-, Ritterund Mittelalter-Fans treffen und vor allem auch in diesem Stil für diese Zeit leben. Geschlafen wird in Zelten, gekocht mit dem Lagerfeuer. Es geht ums Miteinander. Auf den Mittelaltermärkten dort kann Ausrüstung von Schmieden erworben werden und manche stellen diese sogar selbst her.

Und auch hier werden Schlachten veranstaltet. Bis zu 600 Leute, aufgeteilt auf 2 Teams, kämpfen bis der letzte Teilnehmer fällt. Denn wer getroffen wird, scheidet aus und muss bis zum Ende des Kampfes, reglos am Boden liegen – so, als wäre er tot. Auch das wird Sonntags in Gütersloh geübt. Dazu werden Traktorreifen auf das Schlachtfeld gelegt, die die Leichen darstellen sollen. Beim Kämpfen gilt es dann, nicht auf diesen herumzutrampeln.

Und wer nach all diesen Eindrücken jetzt glaubt »Das ist doch verdammt gefährlich! Man verletzt sich doch nur!«, der irrt sich. Klar – wie in jedem Sport, kommen Verletzungen vor. Laut den Mitspielern vor Ort sind die Verletzungen, die man sich beim Fußball zuziehen kann aber häufiger und extremer.

Beim Kontakt-Schwertkampf gilt, je mehr Spieler, desto mehr Spaß macht es. Wer glaubt, dass der Sport oder der sogar Lifestyle etwas für Ihn ist, kann sich bei Christopher Kunz (unter der Internet-Adresse www.rcf-owl.de) melden. und bei einem Training einfach mal vorbeischauen! Es sind kaum Voraussetzungen nötig: Man sollte lediglich 18 sein und das Wichtigste: Es muss menschlich einfach passen.

Und dass es hier menschlich passt, ist ja wohl offensichtlich. Nach der intensiven Trainingspartie schlüpfen alle erschöpft aus ihren Wikinger-Rollen heraus und versammeln sich bei dem ein oder anderen isotonischen (Bier) Getränk. Dabei wird über die vielen heldenhaften Taten, die die heutige Schlacht hervorgebracht hat, voller Inbrunst lamentiert.