Eartha Kitt:
Eine schillernde Jazz-Ikone auf der Gütersloher Bühne
Josef Honcia begab sich mit seiner Jazzreihe schon sehr früh auch in Grenzbereiche des Jazz, sei es schon seit 1985 mit den legendären Gospelkonzerten in der Martin Luther Kirche, sei es mit zahlreichen Konzerten aus dem Bereich Rock-Jazz oder den Ausflügen in die Weltmusik. Mit der Verpflichtung von Eartha Kitt, nach Nina Simone der zweiten Vertreterin der kleinen Serie »Women’s Voice«, holte er die vielleicht schillerndste Persönlichkeit und einen weiteren Weltstar nach Gütersloh.
Als sich nach dem Konzert vor allem ältere Herren mit Tränen in den Augen bei ihm für die Erfüllung ihres Traumes bedankten, diese Künstlerin einmal live erleben zu dürfen, wurde ihm wohl erst so richtig klar, wen er da in das kleine Gütersloher Theater geholt hatte…
»I’m Still Here – Confessions of a Sex Kitten« war der bezeichnende Titel ihrer dritten (!) Autobiographie, in der sie erneut auf ihr bewegtes Leben zurückblickte: Geboren mit afrikanischen und indianischen Wurzeln auf einer Baumwollplantage in South Carolina, begann die lt. Orson Welles »aufregendste Frau der Welt« ihre Karriere Anfang der 50er Jahre nach mehrjähriger Ausbildung in Tanz, Gesang und Schauspiel in Paris und schon bald auch am Broadway. Schnell wurde sie zum Bühnen- und Leinwandstar mit Broadwayerfolgen, Auslandstourneen, Film- und Fernsehrollen (u.a. in »Miami Vice«, »Batman«), deren Songs »C’est si bon«, »Santa Baby« oder »My Heart Belongs to Daddy« Hits wurden.
Auch in den achtziger Jahren feierte sie vor allem in England mit mehreren Disco Titeln, u.a. mit Bronski Beat, noch beachtliche Erfolge. Josef wurde auf den Weltstar aufmerksam, als sie Anfang der 90er Jahre nach Veröffentlichung ihrer Platte »Thinking Jazz« mit einem Quartett bestehend aus reinen Jazzmusikern auf Europatournee ging. Der deutsche Pianist Joachim Kühn und der amerikanische Saxophonist Jerry Bergonzi waren das Rückgrat ihrer Band, die auch bei Jazzfreunden im hohen Ansehen stand. Die Platte wurde unterschiedlich bewertet – reine Jazzgazetten kritisierten sie (»Wir nehmen Platz in einem von schweren Parfümschwaden verhangenen Nachtlokal, das nie und nimmer ein Jazzkeller ist…« ), in Lifestyle Magazinen klang das z.T. ganz anders (»Die Jazzstandards klangen nie erotischer, verschmitzter und lebendiger als heute….. Ihre spielerische Verruchtheit läßt selbst einen alten Kater schmachten.«)
Das alte Gütersloher Theater erlebte dann aber wieder mal eine Sternstunde, die viele Zuhörer glücklich machte: Alte Fans des selbsternannten »Sexkätzchens«, aber auch Jazzfans, die die klug ausgewählte Mischung aus Jazzstandards und alten Hits von Eartha Kitt genossen. Natürlich gelang es auch Josef mit seinem unverwechselbaren Charme, Eartha gleich für sich einzunehmen, und nach dem Konzert gab es noch lange Gespräche, in denen sie ihm viele, z.T. sehr persönliche Dinge erzählte, von ihrer Heimat in Connecticut, wo sie nahe bei ihrer Tochter auf einer Farm lebte, aber auch Erlebnisse aus der schillernden Vergangenheit.
Info
Eartha Kitt (* 17. Januar 1927 in North, South Carolina; † 25. Dezember 2008 in New York; eigentlich Eartha Mae Keith) war eine USamerikanische Sängerin und Schauspielerin. Man nannte sie »die Königin der Nachtclubs«.
Übrigens
Interessant ist es auch (meist alte) Bilder von Eartha Kitt zu googeln.
Meine Lieblingsplatten:
Love for Sale
Bad but Beautiful
The Essential Eartha Kitt
Ein großes Dankeschön an den Fotografen Raimund Vornbäumen für diese fantastischen Bilder, die er in der Jazz-City Zeit für die Neue Westfälische eingefangen hat. Und an Reinhard Fulde, der uns mit seinen Texten in die vergangene Zeit eintauchen lässt.
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