Wir sind CarlMakesMedia
a
  • 19.12.2024
  • Ausgabe 106
  • RegioCarl

ZWISCHEN HÖHENRAUSCH UND DEMUT:

JOST KOBUSCHS WINTEREXPEDITIONEN
Regina Meier zu Verl Redakteurbild

Regina Meier zu Verl

Content-Redakteurin

TEXT: REGINA MEIER ZU VERL | FOTOS: DANIEL HUG

Dem ein oder anderen ist der Name Jost Kobusch sicher ein Begriff. »Das ist doch der, der den Mount Everest ohne Zuhilfenahme von Sauerstoff bewältigen will!« Dass er aber hier aus unserer Region, nämlich aus Borgholzhausen kommt, wussten wir auch nicht. Umso toller, dass wir nun die Gelegenheit haben, ein wenig über ihn und sein Lebensprojekt zu erzählen. Im Kreis Gütersloh gibt es wirklich viele großartige Menschen – Jost (32) ist einer von ihnen.

Als Jost Kobusch das erste Mal einen Achttausender besteigen wollte, fiel ihm eines sofort auf: Da waren einfach viel zu viele Leute unterwegs. Sein Gedanke? »Da will ich solo hoch!« Eigentlich war das »Solo« eher Zufall – in seiner Heimatregion Borgholzhausen fand er kaum Seilpartner, und mit kleinem Budget war es sowieso nicht leicht, jemanden zu finden. Also ging es allein los. Und siehe da: Das passte perfekt zu ihm. »Irgendwann war dann der Moment da: Solo ist angesagt! « erinnert sich Jost. Und so war er plötzlich auf dem Lhotse unterwegs. Der Lhotse, Nachbar des Everest, teilt sich mit diesem das Basislager – und dort stand Jost mitten im berühmten Khumbu-Eisfall. Im Stau. Das war’s dann mit der großen Freiheit, die er sich erträumt hatte. 2016 zog es ihn deshalb zur Annapurna – dem vielleicht gefährlichsten Achttausender der Welt. Mit ihren 8.091 Metern ist sie nicht nur der zehnthöchste Berg der Erde, sondern auch der am seltensten bestiegene. Klingt nach Wildnis pur? Fast. Da waren zwar nur 20 Leute statt der 1.000 vom Everest, aber trotzdem: Es fühlte sich nicht so an, wie Jost es wollte.

Also dachte er größer. Viel größer. Warum nicht einen unbestiegenen Siebentausender? Ein Ort ohne Routen, ohne Plan, ohne Gewissheit, ob es überhaupt möglich ist. Genau das reizte ihn. »Es war wie ein kreativer Prozess: Alles selbst herausfinden, alles selbst gestalten.« Als er schließlich den Gipfel des Nangpai Gosum II erreichte, hatte er seinen Stil gefunden – und sich eine neue Frage gestellt:

»Wie kann ich diese unberührte Wildnis, dieses Gefühl, auf einen Achttausender übertragen?« Die Antwort kam schnell: das größte, härteste Projekt, das er sich vorstellen konnte. Everest. Winter. Solo. »Es ist wie eine Zeitreise – zurück in eine Zeit, als es noch keine kommerziellen Anbieter und keine präparierten Aufstiegspisten gab. Teams Man ist einfach völlig auf sich allein.

So ging es los

Der Anfang von allem? Das war mit zwölf Jahren in der Kletter-AG in Borgholzhausen. In der sechsten Klasse musste man sich für eine AG entscheiden, und Jost wählte Klettern – ausgerechnet, obwohl er Höhenangst hatte. Genau deshalb: Er wollte sich der Herausforderung stellen. Vom Klettern war der Weg zum Bergsteigen dann nicht mehr weit.

Für Jost steht fest: Man sollte sich der Umgebung anpassen, nicht umgekehrt. Deshalb sein minimalistischer Stil: ohne Sauerstoff, mit so wenig Ausrüstung wie möglich »Wenn man sich auf Technik und große Teams verlässt, verliert man den Bezug zur Natur,« sagt er. Fixseile und Co. schaffen eher eine Distanz, statt sie zu überbrücken. Jost sucht das Ursprüngliche, das Archaische – echtes Abenteuer eben.

Bildunterschrift: AUF 5700 METERN HÖHE: ANSPRUCHSVOLLES EISKLETTERN UND KOMBINIERT SCHWIERIGES GELÄNDE AUS EIS UND FELS.

Die beste mentale Vorbereitung fürs Bergsteigen? Ganz einfach: Bergsteigen.

Wer in die Berge geht, muss immer mit einem Restrisiko rechnen, auch wenn man alles richtig macht. Die Kunst ist, die Balance zwischen Risiko und Belohnung zu finden – und das gilt am Everest genauso wie überall, nur eben auf einer viel größeren Bühne.

Scheitern? Kein Problem mehr, seit seiner Besteigung der Annapurna 2016. Die Todesrate lag damals bei rund 30 Prozent. »Das ist einfach krass,« sagt er. Der Gipfel? Ein Bonus. Viel wichtiger war ihm, zu lernen, als Alpinist und Mensch zu wachsen – und natürlich heil wieder nach Hause zu kommen. »Wenn der Gipfel klappt, super. Wenn nicht, auch gut.« Genau diese Einstellung hat ihm ermöglicht, sich voll auf das Abenteuer einzulassen. Und am Ende bleibt der Gipfel eben genau das: ein Bonus.

Bildunterschrift: CAMP 2 AUF DEM LOH-PASS: AUF ETWA 6000 METERN HÖHE WIRD DAS NÄCHSTE LAGER ERRICHTET.

Wenn das Zelt sich selbständig macht

Vier Mal – von 2019 bis 2022 – hat Jost Kobusch sein Projekt schon versucht. Und was das Ganze so richtig hart macht? Die Kombination aus Wintertemperaturen und brutalem Wind. Im Winter kann der Jetstream, in dem sonst Flugzeuge unterwegs sind, so weit absinken, dass er direkt auf den Berg knallt. Genau das ist 2022 passiert: 180 bis 200 Stundenkilometer Wind, konstant.

Ein Moment hat sich besonders eingebrannt: Jost lag in seinem Zelt, als der Wind es einfach komplett zerfetzte. »Das ist nicht ohne,« sagt er. Es gibt genug Unfälle, bei denen Alpinisten mit ihrem Zelt vom Berg geweht werden. Zum Glück hatte Jost alles gut verankert – Hausaufgaben gemacht, wie er es nennt. Trotzdem: Sich eingerollt in ein Zeltwrack bei eisigen Wintertemperaturen auf 6.000 Metern wiederzufinden, bringt einen an die Grenzen. Physisch und psychisch.

Bildunterschrift: DER EVEREST WIRKT NOCH HÖHER: DURCH EXTREME KÄLTE ERREICHT DIE RECHNERISCHE HÖHE UNGLAUBLICHE 9135 METER. WINDE MIT BIS ZU 250 KM/H PEITSCHEN ÜBER DEN GIPFEL.

Gänsehautmomente

Natürlich gibt es diesen Punkt, an dem man umkehren muss – wenn das Risiko einfach größer ist als die Belohnung. Dann heißt es: Schluss, zurück. Es gibt Momente, da macht es einfach überhaupt keinen Sinn mehr, weiterzugehen. Als erfahrener Bergsteiger spürt man das. Es ist wie eine Intuition, als würde dein Unterbewusstsein alles auswerten: Wetterdaten, Schneebedingungen, Windgeschwindigkeiten und sogar, wie sehr du dich in den letzten Tagen verausgabt hast. »Irgendwann weißt du einfach: Okay, jetzt ist Schluss.« Und wenn Jost an diesem Punkt angekommen ist, weiß er: Er hat alles gegeben. Deshalb gibt es für ihn nichts zu bereuen, wenn er umdreht.

»Wenn man so einen hohen Berg besteigt, dann ist es so, dass der Himmel immer dunkler wird, je höher man steigt. Das Blau wird immer, immer dunkler. Ein immer dunkleres Blau. Es fühlt sich so an, als würde man Schritt für Schritt in den Weltraum hineinsteigen. Und da oben gehören wir Menschen nicht hin. Wir sind nicht gebaut dafür, da zu überleben. Es ist eine lebensfeindliche Umgebung. Da lebt nichts. Es ist eine Eiswüste. Man riecht nichts. Ja, ich denke, alle Zeichen zeigen einem eigentlich konstant, dass man da eigentlich nichts verloren hat.«, erzählt uns Jost Kobusch und irgendwie ergreift uns das Gänsehaut-Gefühl, diese Situation durch seine Worte mitzuerleben.

Bildunterschrift: TECHNISCHES EISKLETTERN AUF 2600 METERN HÖHE: SCHNELLERES FORTBEWEGEN DURCH IDEALES GELÄNDE.

Allein, aber nicht einsam

Wenn Jost Kobusch an einem Projekt arbeitet, ist er zwar allein, aber nicht einsam. Im Gegenteil: Er taucht in einen tiefen Flow-Zustand ein. Es hat fast etwas Meditatives, wenn er völlig fokussiert ist – nur auf das, was direkt vor ihm liegt. Der nächste kleine Schritt, mehr zählt in diesem Moment nicht.

»Ich denke nicht an den Gipfel oder das Camp, das ich heute erreichen will«, erklärt er. Stattdessen zerlegt er das Ziel in kleinste Etappen, Mikroschritte. In diesem Zustand existiert er einfach. Alles wird zur reinen Tatsache, ohne Emotionen.

»Wenn der Wind mein Zelt verbiegt und ein Liter Wasser in den Schlafsack läuft, weil der Kocher umgekippt ist – ja, passiert. Aber es bleibt ein Fakt. Sich aufzuregen bringt nichts.«

Über die Jahre hat Jost gelernt, diesen tiefen Fokus zu erreichen. Genau das lässt ihn dort oben, unter den härtesten Bedingungen, funktionieren.

Bildunterschrift: SPEKTAKULÄRE AUFNAHMEN: FOTOGRAF DANIEL HUK FILMT AUS DEM HELIKOPTER IN 6500 METERN HÖHE – EINE LOGISTISCHE UND TECHNISCHE MEISTERLEISTUNG

Von Routinen und Strategien

Routinen sind für Jost ein Schlüssel zur Stabilität. Das beginnt schon im Training. Dort nutzt er möglichst dieselbe Ausrüstung, die später auch am Berg dabei ist. Und oben im Camp läuft jeder Morgen genau gleich ab: »Ich liege im Schlafsack, mache den Kocher an und koche Wasser – direkt aus dem Schlafsack heraus. Das kalte Wasser aus meiner Trinkflasche mische ich mit einem Nahrungsergänzungsmittel, um den Vitaminhaushalt auszugleichen, wenn es kein frisches Gemüse gibt. Dann kommt das heiße Wasser ins Frühstück, und mit dem Rest mache ich Tee.«

Erst danach wagt er sich langsam aus dem Schlafsack. Alles Schritt für Schritt. Jeden Morgen. Immer gleich.

Diese festen Abläufe geben ihm mentale Stabilität, selbst wenn der Weg, der vor ihm liegt, sich ständig verändert. »Man bringt so viel aus dem Training mit und wendet es einfach am Berg an. Das sind Routinen. Und ich denke, Routinen sind unglaublich wichtig.«

Für Jost ist es wichtig, sich klare Strategien zurechtzulegen. Eine seiner Taktiken ist, große Ziele in ganz kleine Etappen zu zerlegen. Dazu kommen smarte Techniken und strategische Planung: Wann ist der beste Zeitpunkt für den Aufstieg, wie schnell sollte man unterwegs sein? Besonders in Sachen Sicherheit hat er ein klares System: Die gefährlichen Abschnitte nennt er rote Zonen – da muss es zackig gehen. Dann gibt’s die grünen Zonen, wo man auch mal durchatmen und kurz chillen kann. Und die orangefarbenen Zonen? Da ist volle Konzentration angesagt, weil Fehler da böse enden können. Schritt für Schritt arbeitet er sich so durch jedes Projekt. Über die Jahre hat Jost ein ganzes Arsenal an Strategien entwickelt – viele sind für ihn mittlerweile so selbstverständlich, dass er sie gar nicht mehr bewusst wahrnimmt. Sie gehören einfach zu ihm.

Seine Ausrüstung? Ziemlich minimalistisch.

Alles, was er braucht, steckt in einem 90-Liter-Rucksack: Zelt, Schlafsack, Kocher, Brennstoff, ein paar extra Schichten für die Kälte, was zu essen und Kletter-Equipment. Sauerstoffflaschen schleppt er keine mit hoch, da er ohne künstlichen Sauerstoff unterwegs ist. Auch mit Seilen hält er sich zurück – gerade mal 120 Meter sind dabei. Zum Vergleich: Auf der Normalroute bis zum ersten Lager werden oft schon kilometerweise Seile verlegt.

Was die Ausrüstung angeht, ist Jost übrigens kreativ unterwegs: Viele Teile entwickelt er selbst oder zusammen mit BlackYack. Gerade für die extremen Bedingungen, in denen er klettert, braucht’s oft maßgeschneiderte Lösungen. So hat er immer wieder Prototypen am Start, egal ob Kleidung oder Ausrüstung. Für ihn ist das auch ein Lernprozess – aus jedem Projekt entstehen neue Ideen, wie man es noch besser machen kann.

Ohne Sauerstoff unterwegs zu sein, ist nicht nur anstrengender, es verändert auch komplett, wie man sich vorbereitet. Für Jost bedeutet das, deutlich mehr Zeit in die Akklimatisation zu stecken. Oft ist er schon ein oder zwei Monate vorher in der Höhe unterwegs, um seinen Körper langsam daran zu gewöhnen. Mit künstlichem Sauerstoff wäre das alles viel schneller erledigt. Aber es gibt noch einen anderen Unterschied: Ohne Sauerstoff ist es einfach kälter. Der Körper nutzt den zusätzlichen Sauerstoff auch, um Wärme zu produzieren. Das bedeutet: Ohne die Extraportion Luft ist nicht nur die Leistung eingeschränkt – es wird auch bitterkalt.

Bildunterschrift: DER BEGINN DER ROUTE AUF 5600 METERN: EIN TECHNISCH HERAUSFORDERNDER EINSTIEG INS HOCHGEBIRGE.

Von Lawinen, Lebensträumen und einem eisigen Steinhaufen

Wenn Entscheidungen über Leben und Tod fallen, entsteht ein unfassbar intensiver Fokus – und gleichzeitig eine tiefe Dankbarkeit fürs Leben. Jost betont, dass er alles andere als lebensmüde ist. Im Gegenteil: Er ist hungrig nach einem Leben, das richtig gelebt wird. Für ihn bedeutet das, rauszugehen und diese Intensität voll auszukosten – genau diese Entscheidungen zu treffen, bei denen es um alles geht.

»Am Ende des Tages klettere ich doch nur auf einen riesigen, eisbedeckten Steinhaufen«, sagt Jost ganz nüchtern. Er produziert dabei nichts, hinterlässt nichts – alles spielt sich eigentlich nur im Kopf ab. Ultimativ sei das irgendwie sinnlos. Aber genau deshalb hat er sich dieses Ziel gesetzt: damit sein Leben eine Richtung bekommt. Und weil das Ziel so verdammt schwer ist, gibt es ihm eine langfristige Perspektive. »Das Schlimmste ist doch, wenn man das Ziel erreicht – dann ist es weg, dann muss man sich ein neues suchen.« Für Jost ist das Everest- Projekt genauso ein großes, fast schon überdimensionales Ziel, das ihm Orientierung gibt.

Die Natur ist für ihn ein Rückzugsort, eine Quelle der Kreativität, der Ruhe und Energie. Sie bringt ihn wieder zu sich selbst zurück. Jost liebt diese Klarheit, die die Natur ihm zeigt – eine Art Schönheit des Lebens, die einen leitet. Nach einer Zeit des Verzichts dort draußen fühlt sich das Leben in der Zivilisation wieder viel intensiver an. »Digitalisierung ist toll«, sagt er, »aber es tut auch mal gut, wenn das Handy einfach nicht funktioniert.« In der Natur schafft er es, sich wieder voll zu fokussieren und sich mit den grundlegenden Fragen des Lebens auseinanderzusetzen.

Bildunterschrift: BEIM EINSTIEG IN DIE STEILWÄNDE GEHT ES BIS ZU 1000 METER IN DIE TIEFE

Grenzgänger zwischen Gipfelträumen und Realität

2020 war er schon ziemlich hoch – etwa 7366 Meter – und stolz wie Bolle. Genau das hatte er sich vorgenommen: die Westschulter zu erreichen. Als das geschafft war, kletterte er wieder ab. Klingt easy, aber dann kam der Schneefall – erst sachte, dann so heftig, dass sogar kleine Lawinen abgingen. Jost musste mitten im Nirgendwo campen, weil sein Zelt einfach unauffindbar war. Erst am nächsten Tag fand er es wieder und machte sich weiter auf den Weg runter. Kurz vor Schluss hing er an einer mega steilen Felsklippe, etwa 100 Meter hoch, und seilte sich ab. Plötzlich hörte er ein tiefes Grollen. Gewitter? Nein. Eine Lawine donnerte los, direkt auf ihn zu. In dem Moment, erzählt Jost, lief sein Kopf auf Hochtouren:

Bildunterschrift: »ICH FOLGE MEINER NEUGIERDE. INS UNBEKANNTE. ETWAS ZU VERSUCHEN VON DEM ICH NICHT SICHER BIN, OB ES ÜBERHAUPT MÖGLICH IST. DAFÜR LEBE ICH.«

»Ich hänge da in der Wand, checke alles: Kann ich von Steinen getroffen werden? Nee, hier nicht. Kann ich unter der Lawine begraben werden? Auch nicht, ich hänge ja in der Wand. Okay, also sollte ich sicher sein. Dann sehe ich die Schneewolke über die Klippenkante quellen und denke nur: Tief Luft holen, gleich geht’s los. Und dann kam sie – die Druckwelle hat mich wie ein Blatt im Wind zur Seite gedrückt. Ich hing im Seil fast im 45-Grad-Winkel und dachte nur: Verdammt, hoffentlich schneidet die Lawine nicht das Seil durch! Hat sie zum Glück nicht. Aber dieser Moment, als ich da hing und nicht mehr atmen konnte, das war irre. Kennst du diese Videos, wo einer unter der Dusche steht und jemand kippt immer mehr Shampoo drauf? Du spülst und spülst, kriegst das Zeug nicht weg und kannst kaum atmen. Genau so hat sich das angefühlt, nur halt mit Schnee. Als die Lawine vorbei war, konnte ich wieder Luft holen. Ich hab mich noch zu Ende abgeseilt und war einfach nur froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.«

Die gesamte Ebene unter ihm war verschüttet – ein paar Minuten später wäre er unten gewesen, genau dort, wo die Lawine alles begraben hat. Kein Wunder, dass er beim nächsten Versuch die Route in den unteren Abschnitten geändert hat. Risiko minimieren ist schließlich auch eine wichtige Lektion.

Bildunterschrift: ALPINIST JOST KOBUSCH

Warum der Everest mehr ist als ein Ziel

Sein großes Ziel bleibt: Den Everest im Winter, solo und ohne Sauerstoff erklimmen. Klar, das ist ein Riesenprojekt, und Jost weiß, dass es Jahre dauern wird. Aber genau das ist es ja, was ihn antreibt. Es geht nicht nur darum, den Gipfel zu erreichen. Viel mehr will er als Alpinist wachsen, seine Fähigkeiten ausbauen und herausfinden, was er als Mensch und Athlet überhaupt draufhat. Und ob der Gipfel am Ende tatsächlich klappt?

Keine Ahnung. Aber er wird es versuchen.

»Eins kann ich euch sagen: Ein Mentor macht einen riesigen Unterschied. Gerade als junger Alpinist hätte ich mir oft jemanden gewünscht, der schon da ist, wo ich hinwollte, der mir zeigen kann, wie ich diese Fähigkeiten aufbaue, die man für die ganz großen Projekte braucht,« erzählt Jost.

Bildunterschrift: DER GIBFEL DES MOUNT EVEREST WIRD VON DER AUFGEHENDEN SONNE ERWECKT

Ein Mentor ist jemand, bei dem man die Fragen loswerden kann, die Google einfach nicht beantwortet. Besonders im Alpinismus ist das Lernen ein harter Prozess. Man muss sich eingestehen, wie wenig man am Anfang wirklich kann, und das tut manchmal weh. Aber genau da setzt der Fortschritt an: Feedback holen, sich selbst kritisch hinterfragen und immer wieder trainieren. So wird man irgendwann zu der Person, die bereit ist, ihre Träume zu verwirklichen. Und dabei darf der Spaß nicht fehlen. »Wenn’s keinen Spaß macht, dann bleibst du auch nicht dran. Die echte Schönheit liegt doch im Machen, im Erleben – nicht nur im Ankommen.«

Neben den Bergen steht Jost aber auch oft mit beiden Füßen fest im Büroalltag. »Man glaubt gar nicht, wie viel Zeit ich am Schreibtisch verbringe! Sponsorings organisieren, Medienanfragen beantworten – und dann noch der Klassiker: Steuerkram.« Zum Glück hat er ein starkes Team im Rücken. Sein Steuerberater (Wortmann & Partner) ist nicht nur Profi für die Finanzen, sondern unterstützt ihn auch als Sponsor. »Das macht es möglich, dass ich mein Potenzial voll ausschöpfen kann – und dafür bin ich unglaublich dankbar.«

Wir vom CARL bedanken uns, dass wir unseren Lesern von diesen spannenden Abenteuern erzählen durften, und werden das große Projekt weiter im Auge behalten.

Instagram