FOTOS UND TEXTE: MATTHIAS KIRCHHOFF
Was passiert, wenn man mit außergewöhnlichen Menschen einen Kaffee trinkt und sich mal ungezwungen unterhält? Es wird spannend. Persönlich. Echt. CaféTalk ist das neue Format im Lifestyle Magazin Carl. Hier treffen wir Menschen mit Herz, Haltung und Heimatgefühl – Menschen, die Gütersloh geprägt haben. Oder gerade dabei sind, es zu tun. Ob Künstlerin, Handwerkerin, Unternehmer oder stille Helden von nebenan – wir sprechen mit denen, die was zu erzählen haben. Über ihr Leben. Ihren Weg. Und ihre ganz besondere Verbindung zu unserer Stadt. Kein Smalltalk. Sondern Geschichten, die berühren. Inspirieren. Und zeigen, wie vielfältig Gütersloh wirklich ist. Ein Tisch. Zwei Tassen. Und jede Menge Gesprächsstoff.

Willkommen bei CaféTalk – wo Gütersloh zur Sprache kommt. Unser erste Talkgast ist kein geringerer als Peter Bunnemann himself – exzentrisch, provokativ und unkonventionell. Jemand der auffällt und seine Umgebung öfters gerne mal schockiert und in Verlegenheit bringt, aber extrem kreativ und innovativ.
PETER BUNNEMANN, 78 JAHRE ALT, STORY ERZÄHLER, MACHER UND ANECKER. EIN »ENFANTTERRIBLE!« AUGEN ZU UND DURCH.
»Ich hab’s einfach gemacht« – Peter Bunnemann als ehemaliger Medienguru und Podcaster, über Kaffeebar, Kultur, Königstraße sowie Kreativität.
Anna: Peter, du hast viele in Gütersloh überrascht – ob als Macher des Stadtmagazins GT-Info, mit deinen charmantchaotischen Café-Ideen oder jetzt mit deinem Podcast »B-City«. Wie hat das eigentlich alles angefangen?
Peter: Ach, das war nicht geplant. Es ging los mit meiner Liebe zum Kaffee. Die entstand, weil ich dasGlück hatte, oft in Italien Urlaub machen zu können. Da gibt‘s ja in jedem Dorf, an jeder Ecke tollen Kaffee – echten, italienischen. Das prägt. Irgendwann habe ich mir dann selbst eine kleine Kaffeemaschine zugelegt, und dann wurde es ernster. Es hat sich so entwickelt.
Anna: Und irgendwann kam die Idee, das mit dem Kaffee professioneller zu machen?
Peter: Genau. Ich hatte nicht viel Geld – aber trotzdem wollte ich nicht nur zu Hause Kaffee machen, sondern auch für andere. Und dann ergab sich die Gelegenheit, mit einer kleinen Maschine in einem Secondhand- Laden »EXPO3« an der Hohenzollernstraße anzufangen. Das war eigentlich ein typischer Shop-in-Shop. Und es wurde super angenommen.
Anna: Was war der erste große Test?
Peter: Ich erinnere mich an eine Modenschau dort – plötzlich standen 55 Leute auf einmal im Laden. Ich dachte: Das war’s jetzt. Aber es ging gut, es hat funktioniert. Und dann entwickelt sich sowas weiter.


Anna: Und dann kam der Kultladen Königs-Villa am Dreiecksplatz – ein ziemlich verrückter Schritt, oder?
Peter: (lacht)- ja, total. Das war vorher ein abgerocktes Haus an der Königstraße. Aber ich dachte: Jetzt machen wir was, was keiner versteht. Eine Kaffeebar im Berliner Stil – wild, frech, gemütlich. Viele hielten das für verrückt. Aber genau das war das Schöne. War ein echtes Großstadt-Konzept mitten in Gütersloh. Nur: Auf Dauer lebt so ein Ort von Laufkundschaft. Und Gütersloh ist halt nicht Berlin.
Anna: Deshalb hast du weitergedacht – und bist dann mobil geworden mit dem »Königsbus«?
Peter: Ja, das war die nächste verrückte Idee. Ein gelber amerikanischer Schulbus, die kleine Version – sonst bräuchte man LKW-Führerschein. Den habe ich umgebaut und auf den Wochenmarkt gestellt. Das war wie ein Pop-up-Café auf Rädern. Und: Es hat funktioniert. Sogar WDR-Lokalzeit kam vorbei, hat gedreht. Aber im Winter wurde’s zu kalt. Irgendwann sagten die Finger: »Lass das mal besser.«
Anna: Dann ging’s wieder zurück in feste Wände – aber mit einem besonderen Standort, direkt gegenüber der Stadtbibliothek. Dort hast Du das Bunnemanns ins Leben gerufen.
Peter: Richtig. Viele haben gesagt: »Das klappt nie – das ist am A*** der Welt.« Aber ich hab gesagt: »Da ist Grün, da ist Traffic – das haut hin.« Und es hat hingehauen. Ich war dort mit meiner Tochter Ina fast 13 Jahre. Es war ein authentischer Ort. Kein Mainstream, aber mit Charme. Manche kamen sogar extra, weil sie von mir, auf meine ganz eigene Art, »charmant beleidigt« werden wollten – gegen Bezahlung.
Anna: Du hast das Café Bunnemann dann in gute Hände übergeben – an ein total nettes Paar?
Peter: Genau. Ich wünsche ihnen wirklich alles Gute. Wer in heutigen Zeiten in Gütersloh ein Geschäft eröffnet, verdient sowieso Respekt. Das ist mutiger denn je. Ich glaube, die beiden machen das gut – netter als ich sowieso.
Anna: Peter, das GT-Info, das es bald 50 Jahre gibt – war das auch deine Idee, dein Baby?
Peter: Ja. Ich habe das Magazin gegründet. Damals hat mich niemand ernst genommen – besonders nicht die Konkurrenz. Aber wie oft in meinem Leben: Es gab keine große Firma dahinter, kein Budget. Nur die Idee. Und ein bisschen Frechheit und es hat funktioniert.
Anna: Was hat dich damals so stark angetrieben?
Peter: Ich hatte einfach Bock. Ich wollte zeigen, dass alles geht. Ich habe keine Angst vor dem Scheitern – und das war schon bei vielen Projekten so: »gütersloh-läuft« im Stadtpark war auch so ein Ding. Innerhalb von vier Monaten organisiert – inklusive elektronischer Zeitmessung, was damals sonst nur die Großen hatten. Ich wollte einfach Dinge anstoßen, die sonst keiner macht.


Anna: Und jetzt machst du Podcasts – nach langer Pause?
Peter: Ja. Der Podcast heißt »B-City« – oder B wie Bunnemann und ist Comedy und Satire zugleich. Früher gab’s den schon mal, jetzt habe ich wieder Zeit und mach das neu. Die ersten Folgen heißen z. B. »The Official Podcast«, »Law & Order« oder »Mayday Mayday – Gütersloh geht auf Autopilot«.
Anna: Führst du Interviews oder sprichst du alleine?
Peter: Beides. Teilweise rede ich mit meiner »inneren Stimme«, die ist logischerweise weiblich oder wenn mich was aufregt, schreie ich’s direkt ins Mikro. Es gibt auch Formate wie „Peter erklärt die Welt“. Ich will nicht einfach irgendwas raushauen, sondern was mit Haltung machen – mit Witz, aber auch Substanz.
Anna: Was hörst du selbst für Podcasts?
Peter: »Fest & Flauschig«, »Gemischtes Hack«, manchmal auch »Lanz & Precht«, »Hotel Matze«. Ich mag satirische Sachen, die zum nachdenken. Das passt zu mir. Ich will nicht Reichweite um jeden Preis, ich will, dass es Sinn macht – und Spaß.
Anna: Kann man also sagen: Du machst all das, weil du es kannst?
Peter: Haha … lass ich jetzt mal so stehen. Wenn du das sagst, akzeptiere ich das.
Anna: Peter, lieben Dank für das großartige Gespräch.
Peter: Gerne. Und danke CARL, dass ihr immer noch zuhört, obwohl ich längst hätte aufhören sollen.


