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  • 30.10.2025
  • Ausgabe 116
  • RegioCarl

WIE EIN GARTEN DAS SUMMEN ZURÜCKBRACHTE

HOLLER GRÜNZEUG
Regina Meier zu Verl Redakteurbild

Regina Meier zu Verl

Content-Redakteurin

VOM GARTENTEICH ZUR IDEE

Alles begann mit einem Loch in der Erde. Eigentlich war es nur ein kleiner Teich, den Christian Heitmann gemeinsam mit seinem Neffen Till anlegte. Doch aus dieser Idee wuchs etwas, das sich bald über Beete, Wege und sogar den angrenzenden Grünstreifen ausbreitete: ein Garten voller Leben.

WENN RASEN ZU WILDNIS WIRD

Während ringsum Rasenmäher surrten, verwandelte sich der einst konventionelle Familiengarten in ein wildes Paradies. Wo früher Kartoffeln wuchsen und akkurat geschnittene Hecken den Blick begrenzten, blühen heute Natternkopf, Akelei und Mädesüß. Der Boden ist bedeckt, die Luft erfüllt vom Summen und Zwitschern.

SCHRITT FÜR SCHRITT ZUM NATURPARADIES

Im Laufe der Jahre wurde aus dem Experiment ein Herzensprojekt. Bücher und Internetseiten lieferten Ideen, der Austausch mit Gleichgesinnten vom Naturgarten- Verein brachte Mut, Neues auszuprobieren. Immer mehr heimische Stauden und Gehölze fanden ihren Platz, alte Thujahecken und Kirschlorbeer mussten weichen. Schritt für Schritt entstand ein Refugium, in dem Insekten, Vögel und kleine Tiere ihre Nischen finden – Teiche, Benjeshecken, Totholzhecken, Käferkeller, Nisthilfen.

DIE RUHE WÄCHST MIT

Das Besondere: Heitmann ließ seinen Garten wachsen, statt ihn zu planen. Wege aus Hackschnitzeln führen wie von selbst durch das Grün, hier und da taucht eine Holzbank auf, von der aus man die Natur einfach machen lassen kann. Selbst die Wachteln, die unter den Bäumen scharren, scheinen zu wissen, dass sie hier willkommen sind.

EIN GARTEN, DER WISSEN TEILT

Der schmale Streifen hinter dem Gartenzaun ist inzwischen zu einer kleinen Entdeckerzone geworden. Spaziergänger bleiben stehen, lesen die handbeschrifteten Schilder, die auf Wildpflanzen und Nisthilfen hinweisen, und nehmen ein Stück Inspiration mit. Der Name des Projekts – »Holler Grünzeug« – ist längst über Gütersloh hinaus bekannt, nicht zuletzt durch den gleichnamigen Instagram-Kanal, der mit Fotos durchs Gartenjahr führt.

AUSZEICHNUNG FÜR GELEBTEN NATURSCHUTZ

Im Sommer 2025 bekam der Garten schließlich Besuch: Eine Vertreterin des Vereins »Natur im Garten NRW e.V.« kam, um zu prüfen, ob das kleine Paradies die strengen Kriterien für eine Auszeichnung erfüllt. Kunstdünger, Pestizide und Torf waren tabu – stattdessen überzeugten Vielfalt, Wildpflanzen, Regenwassernutzung und die Liebe zum Detail. Kurz darauf glänzte am Gartenzaun eine neue Plakette: das sichtbare Zeichen für einen Ort, an dem Natur willkommen ist.

WO VIELFALT HEIMISCH WIRD

Und während manche Nachbarn noch den Rasen lüften, summt und raschelt es bei den Heitmanns in allen Ecken. Selbst Christians Mutter, die den Garten einst in Schuss hielt, hat Gefallen gefunden an der neuen, wilden Ordnung. Am meisten freut sie sich über die vielen Vögel, die jetzt kommen – und bleiben. Ein Garten, der zeigt, wie wenig es braucht, um Vielfalt zurückzubringen: ein bisschen Mut, Geduld – und die Freude am Grün, das einfach wachsen darf.