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  • 25.11.2025
  • Ausgabe 117
  • RegioCarl

JARDIM BOTÂNICO

DER UNIVERSVITOÄNT LISSABON
Daniela Toman Redakteurbild

Daniela Toman

FOTOS & TEXT: DANIELA TOMAN

Part 40: Danielas Blog

Ein »grünes« Nationaldenkmal

Im Stadtteil Príncipe Real/Rato liegt der rund vier Hektar große Garten im Herzen von Lissabon. Heute ist er Teil des Nationalmuseums für Naturgeschichte und Wissenschaft. Ursprünglich gehörte das Gelände zum Colégio Real dos Nobres, dem »Königlichen Kolleg der Adligen«, einer bedeutenden Bildungseinrichtung des 18. Jahrhunderts. Die höhere Lehranstalt bereitete den portugiesischen Adel auf Karrierewege in Verwaltung, Militär und Diplomatie vor, bevor sie 1837 aufgelöst wurde.

Zwischen 1873 und 1878 wurde der Jardim Botânico auf einem Teil des ehemaligen Kolleggeländes angelegt, unter der Leitung des deutschen Gartenbau- und Botanikexperten Edmund Goeze sowie des französischen Botanikers Jules Alexandre Daveau. Ursprünglich diente er vor allem als Lehr- und Forschungsstätte für den Unterricht in Botanik und Landwirtschaft. Heute zählt der Garten zu den grünen Sehenswürdigkeiten der portugiesischen Hauptstadt und trägt seit 2010 den Titel eines nationalen Denkmals.

Er beherbergt eine beeindruckende Vielfalt an Pflanzenarten, heimische ebenso wie zahlreiche exotische, subtropische und tropische Gewächse. Hier gedeihen Pflanzen aus allen Teilen der Welt, besonders aus Neuseeland, Australien, China, Japan und Südamerika. Zu den bedeutendsten Sammlungen gehören Palmen, Araukarien, Trockenpflanzen und Palmfarne.

Der Garten gliedert sich in einen oberen und einen unteren Bereich. Im oberen Teil beeindruckt eine vielfältige Sammlung von Feigenbaumarten, deren Star die Großblättrige Feige mit ihren markanten Luftwurzeln ist. Daneben wachsen hier große Immergrüne Magnolien sowie ein weiblicher, fruchttragender Ginkgo. Inmitten der Anlage liegt ein rundes Wasserbecken mit Fontäne und verschiedenen Wasserpflanzen. Direkt angrenzend steht die Astronomische Sternwarte der ehemaligen Polytechnischen Schule. Sie wurde 1898 zur Unterstützung des Astronomieunterrichts und der Ausbildung von Technikern für die Vermessung der portugiesischen Kolonien errichtet. Seit 2016 wird sie restauriert. Am Rand des Geländes finden sich halbrunde Gewächshäuser, die ausschließlich Forschungszwecken dienen.

Das hügelige Gelände des unteren Gartenteils wird von geschwungenen Wegen erschlossen. Auch hier finden sich besondere Pflanzen wie ein alter Drachenbaum, verschiedene Zypressenarten, ein eindrucksvoller Florettseidenbaum, der Tipubaum und ein tropischer Kaiserbaum. Zwei Teiche, der mittlere und der untere, wurden Ende des 19. Jahrhunderts angelegt. Zentral entstand 2018 das Fernando-Catarino-Amphitheater, das im Sommer kulturelle Veranstaltungen beherbergt und sonst als stiller Rückzugsort dient. Zwar ist der Botanische Garten sichtbar in die Jahre gekommen und nicht so gepflegt, wie man es erwarten würde, doch ein Besuch lohnt sich dennoch. Trotz seiner Lage mitten in der trubeligen Stadt bietet er eine wohltuende Oase der Ruhe.