Bielefeld (hsbi). Es war viel los auf den Fluren des Nebenstandorts der Hochschule Bielefeld (HSBI) in der Kurt-Schumacher-Straße am Freitag, 1. September: Das Transferprojekt InCamS@BI – Innovation Campus for Sustainable Solutions hat sein erstes Barcamp zum Thema Circular Design veranstaltet. Insgesamt 45 Studierende, Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie, kleinen und mittelständischen Unternehmen und verschiedenen Netzwerken sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich über zirkuläre Wertschöpfung, Innovationen und Kunststoffprodukte ausgetauscht. Das sind zugleich die Kernthemen von InCamS@BI, einem Transferprojekt der HSBI und der Universität Bielefeld.
InCamS@BI will Wissens- und Technologietransfer zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Hochschulen fördern
„Das erste Barcamp war ein toller Auftakt, bei dem wir aus dem Projekt Innovation Campus for Sustainable Solutions mit vielen verschiedenen Akteuren der Kunststoffbranche OWL ins Gespräch gekommen sind“, resümiert Melina Gurcke, eine der Organisatorinnen des Barcamps, InCamS@BI-Technologiescout und Mitarbeiterin am Institut für Technische Energie-Systeme (ITES) der HSBI. „Für unser Transferprojekt ist es ein ideales Veranstaltungsformat: Die Unternehmen konnten von ihren Herausforderungen berichten, wir haben Impulse geben können und einige Ansatzpunkte gefunden, an denen wir gemeinsam und interdisziplinär weiterarbeiten werden.“
Refuse, Rethink, Reduce, Replace, Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture, Repurpose, Recycle und Recover: Katharina Schnatmann, Technologiescout in InCamS@BI gab zu Beginn einen Überblick über die sogenannten „R-Strategien“, die das Ziel haben, den Verbrauch von natürlichen Ressourcen zu reduzieren und die zirkuläre Wertschöpfung von Materialien zu unterstützen. „Die Grundgedanken sind, Produkte verzichtbar zu machen oder eben klüger zu nutzen und herzustellen. Auch die Nutzungsphase von Produkten oder Bestandteilen zu verlängern, ist ein wichtiger Ansatz. Und schlussendlich sollten wir immer überlegen, wie wir Materialien sinnvoll wiederverwenden können“, so Schnatmann.
Offenes Format erfolgreich angewendet: Was ist eigentlich ein Barcamp?
„Die besten Ideen entstehen in der Kaffeepause“, erklärt InCamS@BI-Technologiescout Heike Wulf das Format Barcamp: „Eine Mitmachkonferenz, bei der jeder seine Themen einbringen kann, bei der Sessions ad hoc geplant und gewechselt werden können. Im Mittelpunkt steht der Austausch – und der kann während der Diskussionen oder an der Kaffeetheke entstehen.“
Gesagt, getan: Aus der Gruppe heraus kamen verschiedene Vorschläge für Sessions, die im Laufe des Vormittags besprochen wurden: Wie kann man die R-Strategien in der Praxis konkret anwenden, sodass sie noch wirtschaftlich sind? Welche „Kultur“ braucht ein Unternehmen, um auf zirkuläre Wertschöpfung umzustellen? Wie findet man Biokunststoffe, die langlebig und gleichzeitig langfristig auf dem Markt verfügbar sind? Rezyklate sind heute technisch viel sauberer als vor zehn Jahren – doch Gesetzgebung und Normung kommen nicht hinterher. Wie kann das schnellstmöglich angestoßen werden?
Die Studierenden aus dem Fachbereich Ingenieurswissenschaften und Mathematik waren besonders in der Session „Neue Berufsfelder“ in der Circular Economy aktiv. Gemeinsam mit Industrievertretern fassten sie zusammen: In Unternehmen könnten Beraterinnen und Berater für Circular Economy etabliert werden. Diese müssen in der Lage sein, verschiedene Perspektiven zusammen zu bringen, sie brauchen zusätzlich zum Fachwissen Methodenkompetenz. Um den Job dann wirklich gut zu machen, darf die intrinsische Motivation nicht fehlen – und man sollte gut im Unternehmen vernetzt sein. In dem Berufsfeld werden außerdem Data Scientists gesucht, die Datensysteme zusammenbringen und Experten für Lebenszyklusbilanzen, die sich mit Regelwerken auskennen und Branchenwissen besitzen. In dem Kontext wurde die Relevanz für Circular Economy in der Lehre an den Hochschulen deutlich.
Fazit: Herausforderungen gemeinsam angehen
Almut Rademacher, Geschäftsführerin owl maschinenbau: „Ich fand es großartig, dass die Unternehmen hier so viele neue, relevante und damit spannende Themen mitgebracht haben. Toll, dass der Kreis der Teilnehmenden so divers war: Entscheider, Inhaberinnen, Umsetzer, Studierende und Forschende – eine super Mischung.“
Jessica Krüger, Projektmanagement Digitalisierung & Innovation bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Paderborn mbH: „Solche Barcamps unterstützen aus meiner Sicht die Meinungsbildung. Denn gerade bei komplexen Themen wie Nachhaltigkeit hilft es, sich auf solchen Veranstaltungen auszutauschen. Dann kann sich jeder einordnen und bekommt noch einmal einen neuen Blick auf die eigene Position im Bereich Nachhaltigkeit.“
Weitere Veranstaltungsformate des Innovation Campus for Sustainable Solutions
Im Projekt InCamS@BI werden verschiedene Veranstaltungsformate ausprobiert. Dazu gehören Events für Jedermann und Jederfrau, wie die Science Bench in der Bielefelder Altstadt am 8. September 2023, aber auch Makeathons, Expert Panels und der Demo Day, der dieses Jahr am 9. November stattfindet. Für die Projektlaufzeit bis Ende 2027 ist jedes Jahr ein Barcamp geplant – das Thema für 2024 wird frühzeitig bekanntgegeben.
Über InCamS@BI
Mit InCamS@BI, dem Innovation Campus for Sustainable Solutions, positioniert sich die HSBI als innovative Transferakteurin im Feld der Kreislaufwirtschaft. In dem fächerübergreifenden Projekt werden Ideen generiert und Lösungen entwickelt, um Kunststoffe und deren Handhabung für eine Kreislaufwirtschaft zu optimieren. Mit innovativen Formaten und einem interdisziplinären Team gestaltet InCamS@BI den Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. In dem Projekt werden forschungsbasierte Transferstrukturen systematisch entwickelt, aufgebaut und erprobt. InCamS@BI wird im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule” von 2023 bis 2027 gefördert. www.hsbi.de/incamsbi
Über die Hochschule Bielefeld (HSBI)
Die „Hochschule Bielefeld (HSBI)“, bis 19. April dieses Jahres Fachhochschule Bielefeld, ist mit mehr als 10.500 Studierenden die größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften in OWL. Sie besitzt Standorte in Bielefeld, Minden und Gütersloh. Das Angebot der sechs Fachbereiche umfasst 75 Studiengänge und reicht von BWL und Ingenieurwissenschaften über Gestaltung, Architektur und Bauwesen bis hin zu Sozialer Arbeit, Pädagogik der Kindheit, Pflege und Hebammenwissenschaft. Studieren kann man klassisch in Vollzeit, praxisintegriert mit Anstellung (und Bezahlung!) in einem Unternehmen oder berufsbegleitend abends und am Wochenende. Die HSBI kooperiert mit 350 Unternehmen in OWL und darüber hinaus und ist international mit mehr als 150 Hochschulen vernetzt.