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  • 27.06.2025
  • Ausgabe 112
  • RegioCarl

BAROCK IN LETTLAND

DANIELAS BLOG PART 35
Daniela Toman Redakteurbild

Daniela Toman

FOTOS & TEXT: DANIELA TOMAN

Der französische Garten von Schloss Rundale.

SYMMETRISCH – PRUNKVOLL – KUNSTVOLL

Rund zehn Kilometer westlich von Bauska und etwa 80 Kilometer südlich von Riga liegt in Lettland das Schloss Rundāle, ein Meisterwerk des Barock und oft als »Versailles des Baltikums« bezeichnet. Das eindrucksvolle, dreiflügelige Schloss wurde 1735/36 nach Plänen von Francesco Rastrelli erbaut, der auch den Winterpalast in St. Petersburg gestaltete. Es ist von einem rund zehn Hektar großen französischen Barockgarten umgeben, der gleichzeitig mit dem Schloss angelegt wurde. Seit 1920 befindet sich das Anwesen in Staatsbesitz. Im Süden schließt ein ehemaliger Jagdpark an,im Norden Felder und Wiesen.

ROSENGARTEN

Im Garten von Schloss Rundāle blüht ein etwa 1 Hektar großer Rosengarten mit rund 2.230 Sorten, darunter 600 historische. Er liegt beidseits des ornamentalen Parterres an der Vorderseite des Schlosses. Nahe dem Gebäude wachsen englische Rosen, die historischen Arten besonders ähnlich sind. Weiter außen folgen moderne Sorten, farblich geordnet: Weiß, Rosa und Rot im Westen, Gelb, Orange und Pastelltöne im Osten.

Sie sind in 52 Rosenkreisen gepflanzt, 72 Züchtern aus 17 Ländern gewidmet. Auch historische und Wildrosen sind in je drei Flächen vertreten. Der Rosengarten wurde 2005 eröffnet und seither mehrfach erweitert. Viele Pflanzen stammen aus privaten Spenden, von Gärtnern und Züchtern aus aller Welt. Besonders stolz ist man auf die Sorten der deutschen Züchterfamilie Noack aus Gütersloh – einige ihrer Rosen haben im Garten einen festen Platz gefunden.

GEHÖLZSAMMLUNG

Rastrellis Gartenentwurf für Schloss Rundāle erinnert mit seinem Netz aus Alleen, Bosketten und Pergolen an Versailles. Archivdokumente geben Auskunft über die Anlage und die Pflanzenwahl. So ist belegt, welche Orangeriepflanzen und Gartengewächse einst für den Herzog geliefert wurden. Im Obstgarten wuchsen sogar Aprikosen und Pfirsiche.

Bis 1739 waren bereits über 32.000 Linden, dazu Kastanien, Eichen, sowie zahlreiche Apfel-, Birn-, Pflaumen- und Kirschbäume gepflanzt. Auch in der zweiten Bauphase (1763–1768) wurde der Park weiterentwickelt: 1767 entstanden Becken für Springbrunnen, 1768 ein Teich zur Wasserversorgung. Um 1777 folgten zwei Obstgärten, ein Hopfengarten und ein kleiner »Weinberg«, 1787 dann Gärten für Aprikosen und Pfirsiche. Zwischen 1774 und 1781 wurde der Park durch eine Feldsteinmauer eingefasst.

LINDENALLEE

Nach 1795 fiel Schloss Rundāle an Graf Subow. Obstgärten mit Aprikosen, Pfirsichen und Wein sowie eine Kastanienallee sind für 1802 belegt. Der Park blieb vom englischen Landschaftsstil des 19. Jahrhunderts weitgehend verschont. Ab 1972 begann die Restaurierung mit Hilfe vieler Freiwilliger. Wege, Hecken, Parterres und Wasseranlagen wurden nach barockem Vorbild erneuert.

2004 eröffnete das Grüne Theater, 2018 begann die Wiederherstellung der Obstgärten. Mitten in der lettischen Landschaft beeindruckt Schloss Rundāle mit diesem weitläufigen Barockgarten und streng geschnittenen Lindenbäumen. Ein Spaziergang durch die Anlage ist eine Reise in die Welt des barocken Hoflebens – ein Erlebnis, das man gesehen haben sollte.