“Ewig jung” im Renaissance Theater:
Ein Abend mit Freunden
Er war mal ganz oben. Er war aber auch mal ganz unten. Nach seinem Riesen-Hit »Hey Boss, ich brauch mehr Geld« kam der finanzielle Absturz. Doch der beliebte Country- und Schlagersänger Gunter Gabriel hatte sich wieder hochgekämpft. Am Sonntag, 25. Januar 2015 hat der damals 72-Jährige Gütersloh besucht und erklärt, warum er einem großen Unternehmen in dieser Stadt seine Karriere zu verdanken hat. Gunter Gabriel hatte an diesem Tag seine Gitarre im Auto gelassen. Staunend stand er vor dem weißen Prachtbau und bewunderte die riesigen, durchsichtigen Fenster des Theaters. Er konnte es kaum erwarten, bis er hineingehen und im Publikum Platz nehmen konnte. »Nee, heute bin ich nicht der Star, sondern meine Freunde aus Berlin.« Und das seien allesamt Schauspieler am Renaissance Theater in der Bundeshauptstadt, die das Songdrama »Ewig jung« in Gütersloh aufführten.
Von diesem Ensemble schwärmte Gabriel in höchsten Tönen: »Was die zeigen, ist allererste Sahne. Wenn ich die Zeit habe, lasse ich mir keine Vorstellung entgehen und fahre der Truppe sogar hinterher.«
Dann stiefelte er schnurstracks zur Kasse, holte sich seine reservierten Tickets ab und suchte nach seinen Kumpels, die er eingeladen hatte. »Die kommen von überall her«, sagte er und freute sich, dass zwei alte Gefährten bereits am Theatereingang auf ihn warteten. Achim Schreiber war extra aus Wuppertal angereist, um Gunter Gabriel zu treffen. Der umarmte ihn herzlich und nannte ihn liebevoll »Leiche«. Warum das? »Nun, Achim ist mein Bestatter. Wir haben bereits vor langer Zeit vereinbart, dass er mich unter die Erde bringt, wenn ich mal den Löffel abgebe.« Schreiber lachte: »So ist er eben, der Gunter. Wir haben uns vor etlichen Jahren im Hamburger Hafen kennengelernt. Seitdem sind wir dicke Freunde.«
Neben ihm stand Linth Hendriksen aus Osnabrück, selbst Sänger mit eigener CD (»Der Seemann«) und Gabriels ständiger Begleiter. »Der Linth ist singender Trucker und transportiert russische Rennpferde. Wir sind uns mal in Berlin auf einem Rasthof begegnet. Daraus ist eine echte Truckerliebe entstanden.«
Wenn Gunter Gabriel an Gütersloh dachte, dann blickt er zurück auf eine wie er sagte »traumhafte Zusammenarbeit« mit Bertelsmann. »Ich stand bis in die 90-er Jahren bei Ariola unter Vertrag, habe Millionen verdient. Die haben meine großen Songs herausgebracht. Wir haben gemeinsam 15 Langspielplatten produziert. Ohne Bertelsmann wäre ich heute ein Nichts.« Der Komponist, Texter, Produzent und Synchronsprecher hoffte, bald wieder mit dem Medienkonzern Geschäfte zu machen: »Ich verhandle gerade mit Random House über die Vermarktung meines Buches.« Es handelte von seinen berühmten »1000-Euro-
Wohnzimmerkonzerten«, mit denen er sich wieder finanziell auf die Beine gebracht hatte.
Sein wildes Leben (vier gescheiterte Ehen, Alkoholprobleme) schien er hinter sich gelassen zu haben. Im Oktober 2014 hatte er einen leichten Schlaganfall erlitten (»Eine Warnung vom lieben Gott.“) Mittlerweile ginge es ihm aber wieder gut. Gunter Gabriel starb am 22. Juni 2017 im Klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover an den Folgen von Operationen eines dreifachen Bruchs des ersten Halswirbels, den er sich elf Tage zuvor – an seinem 75. Geburtstag – in Herford bei einem Treppensturz zugezogen hatte.
In der Hamburger Flussschifferkirche wurde am 22. Juli 2017 seine Trauerfeier abgehalten. Am Tag danach wurde er in der Ostsee vor Travemünde im engen Familienkreis seebestattet. Auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin befindet sich ein Gedenkstein.
SEINEN KUMPEL UND SCHAUSPIELER KOLLEGEN DIETER LANDURIS HAT ER AM SONNTAG IN DER MASKE PERSÖNLICH GESCHMINKT.
»ENDLICH WIEDER IN GÜTERSLOH«, RUFT HIER COUNTRY- UND SCHLAGER – SÄNGER GUNTER GABRIEL, DER SICH AUF DER DACHTERRASSE DER SKYLOBBY FOTO GRAFIEREN LÄSST. » IN DIESER STADT HABE ICH DREI LIEBSCHAFTEN GEHABT«, VERRIET DAMALS DER TV STAR.