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  • 31.07.2025
  • Ausgabe 113
  • RegioCarl

DIESE KÜNSTLER BE(K)LEBEN GÜTERSLOH

PASTE UP
CarlMakesMedia Redakteurbild

CarlMakesMedia

FOTOS:MATTHIAS KIRCHHOFF UND MEIKE OBLAU | TEXT: MEIKE OBLAU

Wer in den letzten Tagen durch Gütersloh spaziert ist, dem dürfte es aufgefallen sein: Überdimensionale Bilder zieren markante Fassaden – etwa an der Volksbank oder Avenstroths Mühle. Die Stadt ist zur Open-Air-Galerie geworden.

Hinter dieser ungewöhnlichen Kunstaktion, die im Rahmen des Stadtjubiläums entstanden ist, stehen die Berliner Künstler David Mannstein und Maria Vill. Gemeinsam mit dem Gestalter Steffen Mittelsdorf verwandeln sie Alltagsarchitektur in künstlerische Erzählflächen.

»Eigentlich ist das wie Tapezieren«, sagt Mittelsdorf – nur, dass die »Tapeten« bis zu 30 großformatige Puzzleteile sind, die er von einer Hebebühne aus millimetergenau verklebt. Das Ergebnis: 22 sogenannte Paste-Ups, die Stadtgeschichte und Gegenwart überraschend verbinden.

Viele Motive beziehen sich direkt auf das Gebäude: An der alten Nudelfabrik saugt ein junges Paar an den Enden einer Spaghettinudel – ein spielerischer Gruß an die Vergangenheit. Auf der Rückseite des »Alex« spielen Kinder aus den 1950er Jahren. An der Volksbank wiederum zieht ein überlebensgroßes Porträt der Friedensaktivistin Sabine Gramlich die Blicke auf sich – es stammt aus einer Diplomarbeit von Detlef Güthenke.

Doch nicht nur das Bild ist stark, auch seine Platzierung: Gegenüber zeigen Paste-Ups die unbeschwerte Kindheit früherer Jahrzehnte. Es entsteht ein stiller Dialog zwischen Ernst und Leichtigkeit, zwischen Geschichte und Momentaufnahme.

Die Kunstaktion will keine elitäre Veranstaltung sein – im Gegenteil: Sie bringt Kunst zu den Menschen. Bei der ersten Führung durch die Innenstadt folgten rund 70 Neugierige dem Künstlerpaar. Los ging es am Stadtmuseum, wo Collagen aus Turnerin, Webstuhl, Lexikonstapel und Meteoritenfund die Vielfalt der lokalen Geschichte widerspiegeln.

An der Stadtbibliothek, der Stadthalle, dem Stadtpark-Minigolfhäuschen oder der Kreismusikschule – überall lassen sich kleine und große Entdeckungen machen. Mal singt ein Junge im Duett mit einer Nachtigall, mal taucht James Bond als KI-generierte Figur am Filmwerk-Kino auf.

Bis Oktober sind die Werke sichtbar, danach verschwinden sie spurlos – aber sie hinterlassen bleibenden Eindruck. Ein begleitender Flyer mit allen Standorten erscheint in Kürze, Führungen werden ebenfalls angeboten.

Wir vom Carl würden sagen: »So etwas hat Gütersloh noch nicht gesehen«, Und tatsächlich: Wer die Augen offen hält, sieht eine Stadt, die sich neu erfindet – kreativ, vielschichtig und ungewohnt nahbar – Daumen hoch!

Hier findet Ihr die großartigen Paste-Ups:

· Volksbank, Friedrich-Ebert-Straße
· Alex/Kaiserquartier
· Fernmeldeturm/C&A
· Filmwerk/ZOB
· Bankery, Kolbeplatz
· Stadtmuseum, Front
· Stadtmuseum, Seite
· Deutsche Bank, Stohlmannplatz
· Musikschule, Kirchstraße
· Tanzschule, Kirchstraße
· Haus der Kirchenmusik, Kirchstraße
· Unterführung am Bachschemm
· Weberei
· Stadtbibliothek
· Stadthalle
· Sprachcenter, Innenhof Hohenzollernstraße 11
· Wurstfabrik, Bismarckstraße
· Städtisches Gymnasium (zwei Motive)
· Ehem. Nudelfabrik, Gartenstraße 4
· Mohn Media, Carl-Bertelsmann-Straße 161
· Haus am Minigolfplatz, Stadtpark
· Avenstroths Mühle am Parkbad
· LWL-Klinik, Haus 8