FOTOS & TEXT: DANIELA TOMAN
Ein Weltkulturerbe in Budapest Der Botanische Garten in Budapest gilt als der älteste Ungarns. Er wurde 1771 von Jakab Winterl gegründet, einem Chemiker und Botaniker, und später von seinem Schüler Pál Kitaibel weitergeführt. Nach mehreren Umzügen fand der Garten 1847 auf dem heute drei Hektar großen Anwesen der Familie Festetics seine endgültige Heimat.

Heute wachsen hier über 8.000 Pflanzenarten, von filigranen Bonsaipflanzen über exotische Orchideen bis zu mächtigen Palmen und heimischen Arten. Mitten im 8. Bezirk erhebt sich so eine grüne Oase im grauen Häusermeer. Seit 2006 gehört der Garten zum Weltkulturerbe und bewahrt einzigartige botanische Schätze.
Das bekannteste Gebäude des Gartens ist das Pálmaház, ein imposantes Palmenhaus aus dem 19. Jahrhundert, das Palmen und andere tropische Pflanzen aus der Äquatorregion beherbergt. 1865 erbaut, wurde es in den letzten Jahren sorgfältig restauriert und zählt zu den ältesten seiner Art in Ungarn. Im Inneren wachsen heute über 200 Palmenarten sowie eine vielfältige Sammlung tropischer Nutzpflanzen wie Bananenstauden, Kakao, Kaffee und Zuckerrohr.


Vor dem Palmen- haus lädt ein Heilkräuter- und Gewürzgarten zum Entdecken traditioneller Pflanzen ein, die seit Jahrhunderten in Medizin und Küche geschätzt werden. In unmittelbarer Nähe liegen weitere historische Gewächshäuser mit tropischen und subtropischen Pflanzen, darunter Kakteen, Orchideen, Bromelien und seltene Farnarten.
Versteckt im Victoria-Haus, einem achteckigen Gewächshaus, befindet sich eine der faszinierendsten Attraktionen des Füvészkert: die Riesen-Amazonas-Seerosen (Victoria amazonica). Ihre mächtigen, tellerförmigen Blätter können bis zu 1,5 Meter Durchmesser erreichen und sind stark genug, um das Gewicht eines Kindes zu tragen. Besonders eindrucksvoll ist ihre seltene Blüte, die sich
nur an zwei Nächten im Jahr öffnet. Zunächst strahlend weiß und nach Ananas duftend, am zweiten Abend zartrosa, bevor sie sich endgültig schließt. Ein geheimnisvolles Schauspiel, das nur wenige Besucher erleben dürfen. Doch auch außerhalb dieser kurzen Blütezeit bietet das Victoria Haus Staunenswertes. Dazu gehören die großen fleischfressenden Pflanzen, die mit raffinierten Fangmechanismen Insekten anlocken. Sie sind nicht nur bizarr und dekorativ, sondern zugleich ein spannendes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit der Natur.


Im Zentrum des Gartens liegt ein Arboretum mit rund 800 Baum- und Straucharten, darunter Ginkgobäume, die über 200 Jahre alt sind. Botanisch besonders interessant: Der Ginkgo ist weder ganz Nadel- noch Laubbaum, der letzte seiner Art ohne nahe lebende Verwandte.
Gerade an heißen Tagen, wie wir sie hatten, ist ein Besuch des Botanischen Gartens besonders angenehm und erfrischend.





