Wir sind CarlMakesMedia
a
  • 30.05.2025
  • Ausgabe 111
  • RegioCarl

#JAZZCITY GT –

BLOG 24
Reinhard Fulde Redakteurbild

Reinhard Fulde

Content-Redakteur

TEXT: REINHARD FULDE | FOTOS: RAIMUND VORNBÄUMEN

Ein großes Dankeschön an den Fotografen Raimund Vornbäumen für diese fantastischen Bilder, die er in der Jazz-City Zeit für die Neue Westfälische eingefangen hat. Und an Reinhard Fulde, der uns mit seinen Texten in die vergangene Zeit eintauchen lässt.

Pat Metheny

Noch einen Superstar hätten wir fast vergessen, keinen Geringeren als Pat Metheny, der bereits vor 25 Jahren Gast der Jazzreihe war. Zwei Wochen später folgte ihm im Jugendzentrum(!) sein früherer Lehrmeister Jim Hall…. Bereits im Jahr 2000 sorgte Pat Metheny dafür, dass der Große Saal der Stadthalle fast so schnell ausverkauft war wie für das Miles Davis- Konzert. Viele Jahre später, 2017, erschien er dann, freilich unter ganz anderen Umständen, erneut in Gütersloh im neuen Theater der Stadt innerhalb der Vier Jahreszeiten Reihe.

Schon mit 15 spielte er mit den Jazzgrößen von Kansas City, mit 18 wurde er Dozent für Gitarre an der University of Miami, ein Jahr später am Berklee College of Music in Boston. Seine Karriere als Bandleader begann schon 1978, ebenfalls sehr früh, beim renommierten ECM Label, wo er schnell einen großen Fankreis gewann. Er spielte mit unzähligen Jazzmusikern zusammen, angefangen bei Gary Burton und Jaco Pastorius über Herbie Hancock, Michael Brecker, Jack DeJohnette, Dave Holland, Ornette Coleman, Charlie Haden, John Scofield und vielen anderen, dann aber auch mit Musikern aus dem Popbereich wie Joni Mitchell, Bruce Hornsby oder David Bowie sowie zahlreichen südamerikanischen Musikern. 

Unverwechselbar ist sein Ton, seine Fans erkennen ihn schon bei den ersten Zupfern: melodiös, leichtfüßig, sich häufig im Grenzbereich von Pop, Jazz, ja sogar Free Jazz bewegend. Für seine Leistungen als Gitarrist, Komponist und Produzent wurde Pat Metheny vielfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er 20 Grammys. 

Josef lernte Pat Metheny über seine Freundschaft mit Charlie Haden persönlich kennen und konnte ihn dafür gewinnen, auch einmal im kleinen Gütersloh aufzutreten, war er doch sonst im Jahr 2000 nur größere Arenen gewohnt. 1997 hatten die beiden die überaus erfolgreiche, grandiose Duo-Platte Beyond the Missouri Sky (Anspieltipp: »The Moon is a Harsh Mistress«) aufgenommen. Sie gingen aber aus Zeitgründen nur sehr kurz zusammen auf Tournee. Josef reiste extra nach Zürich, wo er das Konzert in Gütersloh verabredete.

Ich selbst durfte die beiden kurz danach in der Kölner Philharmonie erleben. Kurz gesagt: Es war für mich und meine Frau, nicht nur als erklärte Fans und Freunde von Charlie Haden, das schönste Konzert unseres Lebens! Die einmalige Atmosphäre der Kölner Philharmonie beeindruckte besonders Charlie und riss ihn zu Höchstleistungen hin. Ich saß in der 2. Reihe und hatte schon Augenkontakt während des Konzerts aufgenommen, und ich konnte nach Ende des Konzerts auf die Bühne und wurde von Charlie herzlichst begrüßt. (»Where is the Topfenstrudel?«)

Lieblingsplatte:

American Garage
80/81
Rejoicing
Charlie Haden, Beyond the Missouri Sky

Auch das erste Gütersloher Konzert bleibt unvergesslich und nicht nur, weil es trotz der Osterferien blitzschnell ausverkauft war: Pat entsprach auch beim näheren Kennenlernen absolut seinem Image vom netten Jungen aus dem Mittleren Westen der USA, der in seinem unverwechselbaren Ringelpullover, dem Wuschelkopf und dem eindrucksvollen Gitarrenarsenal die Fans bezauberte. Pat kam mit seinem eingespielten Trio mit Larry Grenadier am Bass und Bill Stewart am Schlagzeug, die wir beide auch später noch u.a. mit John Scofield erneut in Gütersloh begrü.en konnten. Die Große Stadthalle stand Kopf – erlebte sie doch eine weitere Sternstunde des Jazz.

Umso enttäuschender für viele Jazzfans dann das zweite Konzert von Pat in Gütersloh, 17 Jahre später. Bekanntlich geht ja rund die Hälfte der Tickets für die Reihe der Vier Jahreszeiten schon im Vorfeld an die Sponsoren, danach sind dann die meisten weiteren Karten nur im Viererpack zu bekommen. Unvermeidlich nun, dass die wenigen Restkarten sofort vergriffen waren und hunderte von Fans richtig sauer zurückblieben. Ich hatte mit viel Glück eine Karte bekommen und musste dann erleben, dass prompt viele Plätze beim Konzert frei blieben und ein Großteil des Publikums nicht gerade aus Jazzfans bestand.

Es tat mir leid für die vielen enttäuschten Fans, aber auch für Pat, der so viele leere Plätze nicht gewohnt war. Das Konzert, zum ersten Mal mit dem »Rising Star« am Bass, Linda May Han Oh, war dennoch eindrucksvoll, und Pat konnte hinter der Bühne tatsächlich Josef, der sich irgendwie ins Theater geschlichen hatte, herzlich in die Arme nehmen.