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  • 02.10.2024
  • Ausgabe 103
  • RegioCarl

JAZZCITYGT

-BLOG 16
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TEXT: REINHARD FULDE | FOTOS: RAIMUND VORNBÄUMEN

Ein großes Dankeschön an den Fotografen Raimund Vornbäumen für diese fantastischen Bilder, die er in der Jazz-City Zeit für die Neue Westfälische eingefangen hat. Und an Reinhard Fulde, der uns mit seinen Texten in die vergangene Zeit eintauchen lässt.

Beide entstammten derselben Generation von Musikern, als Pianisten und Keyboarder waren sie zunächst fest im Bebop verwurzelt, bevor sie in Grenzbereichen des Jazz (Rock Jazz bzw. Soul Jazz) große Erfolge feierten und noch heute oft gecoverte Hits komponierten. Joe Zawinuls »Mercy, Mercy« und McCanns »Compared to What« (270 mal gecovert!) sind auch heute noch auf den Dancefloors zu hören.

Joe Zawinul ist sicher der bekanntere der beiden Musiker. Der gebürtige Wiener startete nach einer frühen klassischen Ausbildung am Wiener Konservatorium in den frühen sechziger Jahren in den USA seinen unaufhaltsamen Aufstieg als Jazzmusiker. Der Band von Cannonball Adderly sollte er neun Jahre angehören, und aus dieser Zeit stammen auch einige seiner größten (Pop-) Hits u. a. »Walk Tall« oder »Country Preacher«, zudem nahm er mit Miles Davis die bahnbrechenden Alben »In A Silent Way« und »Bitches Brew« auf.

Hier entwickelte er sich zu einem der Pioniere am elektrischen Piano und den Keyboards. 1970 gründete er mit Weather Report die wohl erfolgreichste Fusion Band aller Zeiten, die 16 hochgelobte Alben aufnahm und 15 mal hintereinander zur besten Fusionband im DOWNBEAT gewählt wurde. Nach der Auflösung von Weather Reportfeierte er mit dem Zawinul Syndicate weltweit, dann auch dreimal in Gütersloh, weitere große Erfolge.

Natürlich waren der Wiener und der Gütersloher Josef von Beginn an ein Herz und eine Seele: Unvergessen die Slibowitz-getränkten langen Sitzungen nach den Konzerten mit Josefs polnisch-deutschem und Zawinuls wienerisch-amerikanisch getränktem Kauderwelsch. Dazwischen die spanisch- amerikanischen Einwürfe des legendären puertorikanischen Percussionisten Manolo Badrena und andere ähnlich gemischte Stimmen – das war Kommunikation at its best! Als Englischlehrer musste ich am anderen Morgen meinen Schülern wieder Grammatik- und Aussprachefehler korrigieren… Unvergessen auch Zawinuls emotionale Publikumsansprache nach dem letzten Konzert, in der er seine große Wertschätzung für Josefs Arbeit zum Ausdruck brachte und die Zuhörer ermahnte, diesen »Schatz« ihrer Stadt zu pflegen. Danach widmete er Josef den »Erdäpfelblues«.

Plattentipps:

Joe Zawinul

– Zawinul

– Vienna Nights

 

Weather Report

– Black Market

 

Les McCann

– The Pacific Jazz Collection

– Live in New Orleans

Les McCann galt als einer der »Väter« des Bebop. Zugang zum Jazz fand er wie so viele Schwarze über die Gospel- und Kirchenmusik, später auch in der Navy, von wo aus er früh den Sprung in die Ed Sullivan Show schaffte. Als einer der ersten Fusionmusiker feierte er schon in den sechziger Jahren große Erfolge. Darüber hinaus entdeckte und förderte er spätere Stars wie Roberta Flack und Lou Rawls und ging in den siebziger Jahren mit Popgrößen wie Ike and Tina Turner, Wilson Pickett und Santana auf Tournee. Ca. 50 LP-Einspielungen, Tätigkeiten als Musikdozent und seine Arbeit als Fotograf und Maler beschäftigten ihn bis ins hohe Alter.

Als begnadeter Entertainer machte es ihn glücklich, sein Publikum im besten Sinne zu »unterhalten«, und in der Tat ließ er gleich dreimal das Jugendzentrum beben und das Publikum Kopf stehen: »My music (GOSPEL-FUNK-BLUES- SOUL- JAZZ) grabs you, hugs you, and makes you feel good all over.« (Les McCann) Fast erübrigt es sich, es zu sagen: Josef wurde einer seiner erklärten besten Freunde. Ein überschwänglicher Dankesbrief von Les McCann, der eingerahmt in Josefs “Bude” hängt, zeigt exemplarisch was die Jazzmusiker an Gütersloh und Josef so schätzten.

Info

Josef Erich »Joe« Zawinul (* 7. Juli 1932 in Wien; † 11. September 2007 ebenda) war ein österreichischer Musiker und einer der einflussreichsten Jazz-Musiker des 20. Jahrhunderts. Er prägte zunächst als Pianist und Keyboarder, dann auch als Komponist, Bandleader und Arrangeur mehrere Jahrzehnte lang die internationale Musikszene. Les McCann (* 23. September 1935 in Lexington, Kentucky; † 29. Dezember 2023 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Jazz-Pianist, Sänger und Komponist. Er war blues- und gospelbeeinflusst und gehörte neben Ramsey Lewis zu den Pionieren des Soul Jazz.