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  • 19.12.2024
  • Ausgabe 106
  • RegioCarl

#JAZZCITYGT –

BLOG 19
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TEXT: REINHARD FULDE | FOTOS RAIMUND VORNBÄUMEN

Ein großes Dankeschön an den Fotografen Raimund Vornbäumen für diese fantastischen Bilder, die er in der Jazz-City Zeit für die Neue Westfälische eingefangen hat. Und an Reinhard Fulde, der uns mit seinen Texten in die vergangene Zeit eintauchen lässt.

Benny Golson

Benny Golson (* 25. Januar 1929 in Philadelphia; † 21. September 2024 in New York City) war ein US-amerikanischer Tenorsaxophonist, Komponist und Arrangeur. Golson gehört zu den stilbildenden Vertretern des Hardbop. Seine Kompositionen wie Whisper Not oder I Remember Clifford gehören zu den meistgespielten des Hardbop-Repertoires.

Lou Donaldson

Louis Andrew Donaldson (* 1. November 1926 in Badin, Stanly County, North Carolina; † 9. November 2024 in Daytona Beach, Florida) war ein US-amerikanischer Jazz-Altsaxophonist, Bandleader und Komponist. Donaldson war sowohl im Hardbop als auch im Soul-Jazz verwurzelt und ein oft gesampelter Musiker. (u.a. Alligator Bogaloo).

Die Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Musikern sind geradezu verblüffend: Sowohl Lou Donaldson als auch Benny Golson spielten in ihrer Jugend unter dem direkten Einfluss von Charlie Parker mit den absoluten Legenden des Jazz wie John Coltrane, Thelonious Monk, Miles Davis oder Art Blakey. Beide entwickelten sich als Musiker und Komponisten zu einflussreichen Persönlichkeiten, die beide wieder besonders seit den neunziger Jahren bis ins hohe Alter hinein große Anerkennung fanden. Beide waren rein zufällig im November 1996 kurz hintereinander zum ersten Mal und danach noch mehrfach Gast der Gütersloher Jazzreihe. Beide starben nun mit kurzem Abstand im hohen Alter von 95 bzw. 98 Jahren

DOWNBEAT nahm Benny Golson noch 2014 als „One of the greatest composers and saxophonists of the bebop era“ in die berühmte Hall of Fame auf, in Gütersloh war er vorher insgesamt viermal gefeierter Stargast mitunterschiedlichen Ensembles: Beim ersten Auftritt 1996 am „Jazz Gala Abend,“ u.a .mit dem legendären Trompeter Art Farmer und dem nicht minder berühmten Sänger Jon Hendricks, standen „Tributes“ an den früh verstorbenen Trompeter Clifford Brown ebenso im Mittelpunkt des Abends wie 2006 bei „We Remember Clifford“.

Neben der Clifford Komposition erklangen weitere vielgespielte Standards von Benny Golson, die an den Abenden natürlich ausgiebig zelebriert wurden: Killer Joe, Stablemates, Along came Betty – welcher Jazzfan kennt diese Stücke nicht? Unter keinem guten Stern stand leider das „Roots Salutes the Saxophone“- Konzert im Jahr 2000: Der Saxophonist Odean Pope, der wohl an den Tagen vorher schon Anzeichen einer wieder ausbrechenden Krankheit gezeigt hatte, musste als akuter Notfall in die LWL-Klinik eingeliefert werden, wo Josef sich in den nächsten Tagen rührend um ihn kümmerte, bevor er wieder reisefähig ins Flugzeug zurück in die USA entlassen werden konnte. 2007 kam es dann zu einem wunderbaren Konzert der Pianistin Lynne Arriale und ihrem Trio, bei dem Benny Golson als gefeierter „Special Guest“ auftrat.

Plattentips:

Lou Donaldson: Blues Walk

Everything I Play Is Funky

Art Blakey & Jazz Messengers: A Night at Birdland

Benny Golson: Turning Point

Complete 1957-1958 Quintet and Sextet Sessions

Benny blieb auch hier, unverkennbar in seinen gepflegten Ansagen, seinem Ruf als wahrer „Gentleman“ gerecht: „His use of vocabulary… could send even the most literate reader to a dictionary.“

(DOWNBEAT)

Ältere Jazzfans, die noch Blue Note LPs aus den fünfziger und sechziger Jahren im Regal stehen haben, werden den Namen von Lou Donaldson auf Dutzenden von Covern finden, nicht nur als Leader, sondern auch auf Platten von Thelonious Monk, Art Blakeys Jazz Messengers, Horace Silver oder Jimmy Smith. Ist bei diesen Aufnahmen noch deutlich der Einfluss von Charlie Parker zu hören, so besinnt er sich danach häufiger auf seine Blues-Wurzeln und wendet sich dem Funk und Soul-Jazz zu: Der Titel seiner LP Everything I Play Is Funky wurde zum Programm, das er auch zweimal vor dem begeisterten Publikum in Josefs Arena zelebrierte. Seine Auftritte gehören zu den Kultkonzerten, von denen viele Fans heute noch schwärmen. Im Organisten Dr. Lonnie Smith hatte Lou dabei seinen kongenialen Partner gefunden. Offenbar für die Gruppe nicht selbstverständlich war es, was Josef zweimal schaffte: Die legendäre Original Hammond B3 Orgel, natürlich inklusive der unverzichtbaren Leslie Speaker, mühsam zu besorgen und ins Jugendzentrum schaffen zu lassen. Belohnt wurden wir mit begeisternden Konzerten, bei denen sich Lou auch als begnadeter Entertainer erwies, der u.a. das Publikum nach jedem Solo des Organisten, auf ihn zeigend, mit dem Ausruf: „The doctor! The doctor!“ immer wieder zu Beifallsstürmen trieb.– Übrigens war dieser Doktortitel, den Dr. Lonnie Smith selbst auf Plattencovern trug, reiner Fake, also nur ein Spitzname für Lonnie Smith.