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  • 29.01.2025
  • Ausgabe 107
  • RegioCarl

#JAZZCITYGT

-BLOG 20
Reinhard Fulde Redakteurbild

Reinhard Fulde

Content-Redakteur

TEXT: REINHARD FULDE | FOTOS: RAIMUND VORNBÄUMEN

Ein großes Dankeschön an den Fotografen Raimund Vornbäumen für diese fantastischen Bilder, die er in der Jazz-City Zeit für die Neue Westfälische eingefangen hat. Und an Reinhard Fulde, der uns mit seinen Texten in die vergangene Zeit eintauchen lässt.

Viele der Superstars, die sich in Josefs Jazzreihe die Klinke in die Hand gaben, sind inzwischen verstorben oder nicht mehr aktiv. Zu den Ausnahmen zählt der bis heute ungeheuer populäre und noch sehr agile Gitarrist John Scofield, inzwischen auch 73 Jahre alt, der seit Ende der Achtziger Jahre bis heute zu den führenden Jazz- und Fusion-Gitarristen gehört. Nach dem Urteil des renommierten Jazz-Journalisten Richard Cook zählt Scofield mit Bill Frisell und Pat Metheny (ich würde Jim Hall und John McLaughlin dazurechnen) zu den bedeutendsten und einflussreichsten Jazzgitarristen seit Wes Montgomery. Mit allen erwähnten Gitarrenikonen ist er übrigens aufgetreten bzw. hat er Plattenaufnahmen gemacht.

Nach seinem Studium am berühmten Berklee College of Music in Boston sammelte er erste Erfahrungen als Profimusiker bei Gerry Mulligan und Chet Baker, spielte danach bei zahlreichen Jazzgrößen und hatte erste Erfolge mit dem eigenen Trio mit Adam Nussbaum am Schlagzeug und dem Bassisten Steve Swallow. Den endgültigen Durchbruch schaffte er ab 1982 durch eine mehr als dreijährigen Zusammenarbeit mit Miles Davis. 1986 hatten wir dann zum ersten Mal mit Marc Johnsons Gruppe „Bass Desires“ (zusammen mit Bill Frisell) das Vergnügen, ihn in Gütersloh erleben zu können.

Es sollte eine lange Reihe von Begegnungen werden – er trat in den folgenden Jahren insgesamt siebenmal (!) im Rahmen der Jazzreihe auf. Natürlich holte ihn Josef immer wieder, weil er sich seit dem ersten Konzert eine Fangemeinde geschaffen hatte, die sofort immer nach dem nächsten Konzert fragte. Natürlich hatten wir auch zu ihm schon bald eine besonders enge, freundschaftliche Beziehung und er kam immer wieder gerne nach Gütersloh. Übrigens war die Nachfrage so groß, dass praktisch alle Konzerte entweder in der Aula des Städtischen Gymnasiums oder in der kleinen Stadthalle stattfinden mussten.

Scofield

John Scofield (* 26. Dezember 1951 in Dayton, Ohio) ist ein US-amerikanischer Jazz-Gitarrist und Komponist. Sein leicht angezerrter Sound und sein äußerst sicheres Timing mit ausgeprägtem Laidback-Spiel haben ihn unverwechselbar gemacht, diese Spielweise unter Jazzgitarristen popularisiert und eng mit seinem Namen verknüpft.

Erschien er erstmals 1982 mit »Bass Desires« in der ungewöhnlichen Kombination von zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug, so erlebten wir John danach in fast regelmäßigen Abständen bis 2008 u.a. mit mehreren Saxophonisten (u.a. Joe Lovano, Eddie Harris), mit dem berühmten Keyboarder Larry Goldings, mit seinem »klassischen« Trio mit Steve Swallow am Elektrobass , der Gruppe »Überjam« und häufig mit seinem bevorzugten Schlagzeuger Bill Stewart.

 

Siebenmal (damit ist er Rekordhalter der Reihe) trat er in unterschiedlichen Besetzungen und mit unterschiedlichen musikalischen Konzepten an. Von den heute noch aktiven Jazzmusikern habe ich daher auch von ihm die meisten CDs bzw. LPs im Regal – inzwischen mehr als 40 mit ihm als Leader, viele inzwischen mit Widmungen von John bzw. seinen Sidemen. Besonders stolz bin ich auf ein gut erhaltenes Exemplar von einer seiner ersten LPs, »Bar Talk«, die er mit einem anerkennenden »Oh, a collector’s item« unterschrieb.

Die Platte ist tatsächlich bisher nicht als CD herausgekommen. John zählte hinter der Bühne zu den besonders freundlichen und kommunikativen Musikern, ohne jede Starallüren . Natürlich hatte Josef auch (nicht nur) für ihn eine »Spezialität« vorrätig, nämlich seine berühmte »Buffalo Piss«, den Vodka mit dem Büffelgrashalm. Ich erinnere mich an einen besonders lustigen Abend mit diesem Getränk im Mittelpunkt, in dem John u.a. viel über Miles Davis erzählte, aber auch zahlreiche Anekdoten mit anderen Musikern von sich gab.

Beim nächsten Auftritt in Gütersloh wollte er allerdings den Vodka nicht mehr sehen und er erinnerte sich: »Oh, no! What a terrible headache!« – Die Bezeichnung »Buffalo Piss« verdankte dieses, inzwischen selbst im Supermarkt erhältliche, Getränk übrigens dem Tenorsaxophonisten Chico Freeman, dem Josef erklärt hatte, der Grashalm in der Flasche käme aus der Prärie, wo die Büffel grasen. Chico Freemans natürlich scherzhafte Frage »And the buffalos piss on them!?« wurde bei uns zum Markenzeichen dieses Schnapses, dessen Ruhm sich auch wieder bis nach New York verbreitet haben musste, denn es gab danach immer wieder Nachfragen verschiedener Musiker, die ihm alle gern zusprachen.