Wir sind CarlMakesMedia
a
  • 26.06.2025
  • Ausgabe 112
  • RegioCarl

KATHRIN SCHÖNEGGE

WENN DER WASSERTURM PLÖTZLICH SCHUBLADEN HAT
Regina Meier zu Verl Redakteurbild

Regina Meier zu Verl

Content-Redakteurin

TEXT: REGINA MEIER ZU VERL FOTOS: KATHRIN SCHÖNEGGE

Wenn andere Feierabend machen, geht es bei Kathrin Schönegge erst richtig los. Die Acrylfarben werden ausgepackt, die Leinwand aufgestellt – und dann kann es passieren, dass aus einer ganz gewöhnlichen Orchidee ein singendes Wesen wird. Oder dass ein vertrautes Gütersloher Gebäude plötzlich Glühbirnen trägt, die aus Lampionblumen entwickelt wurden, Schleifen und Loopings macht oder in den Himmel davonfliegt.

Kathrin Schönegge ist Künstlerin aus Leidenschaft. Und das ganz ohne Akademie oder Atelierlaufbahn. »Ich hab nie eine Malschule besucht«, sagt sie, »ich hab mir das alles selbst beigebracht.« Stattdessen führt ihr Weg über Umwege in die Kunst: Aufgewachsen am Waldrand im Sauerland, studierte sie Biologie und Germanistik, arbeitet aktuell im Krankenhaus in der medizinischen Codierung– und malt heute, als Ausgleich, als Notwendigkeit, als Lebensform. Es vergeht kein Tag ohne Malen!

REALITÄT TRIFFT AUF FANTASIE

2019 hat sie sich entschieden, das Malen ernst zu nehmen. Nicht als Beruf, sondern als festen Teil ihres Lebens. Perfekionismus raus, Freude rein – das war ihr Plan. Seitdem entstehen regelmäßig Werke, die irgendwo zwischen Gegenständlichkeit und Fantasie balancieren. »Ich will die Schönheit der Dinge zeigen – aber immer mit einem Dreh«, sagt sie. Lampionblumen werden zu Glühbirnen, Türme bekommen Schubladen, und wenn’s gut läuft, springt auch bei den Betrachtenden die Fantasie an.

ORCHIDEEN, BÄRTIERCHEN UND GÜTERSLOH

Inspiration findet sie überall: bei Freunden, in der Literatur, beim Hören von H.rbüchern – oder einfach beim Blick aus dem Fenster. Ihre Gütersloher Umgebung spielt eine große Rolle. »Ich male das, was ich täglich sehe – und verwandle es«, sagt sie. So entstehen Bilder, die Vertrautes zeigen und zugleich zum Träumen einladen.

Ein Freund brachte sie auf Orchideen – der Sohn eines ehemaligen Orchideengärtners, nach dem sogar eine Sorte benannt ist. Ein anderer Freund legte Platten auf – prompt fanden Schallplatten ihren Weg in die Bilder. Und wer sich mit ihr über Mikrobiologie unterhält, findet plötzlich Bärtierchen auf der Leinwand. »Ich hab immer Ideen – ich komm nur nicht hinterher.«

KUNST ZUM TEILEN, NICHT ZUM VERKAUFEN

Verkaufen? Das ist nicht ihr Ziel. »In meinen Bildern steckt mein Alltag. Ich trenne mich nur selten von ihnen.« Stattdessen möchte sie ihre Werke zeigen – auf Ausstellungen, im öffentlichen Raum, auf Kunstaktionen. Ihre erste Ausstellung fand in der Musikgalerie am Dreiecksplatz statt. Später war sie bei der »Langen Nacht der Kunst« dabei, beim Künstlernetzwerk »Gützilla« ist sie beinahe von Anfang an dabei, im Café »Greens« oder beim »Frühlingszauber«. Ihre »Gütersloh-Reihe« wächst und soll eines Tages als Gesamtwerk gezeigt werden. 

Bis dahin malt Kathrin Schönegge weiter – mal draußen, mal drinnen, immer mit offenen Augen und viel Lust auf das Skurrile. »Wenn ich nicht male, fehlt mir was«, sagt sie. Und wer ihre Bilder sieht, merkt: Das ist keine Kunst aus dem Lehrbuch. Das ist Kathrins Welt. Und die ist herrlich schräg. 

Wir vom Carl wünschen uns noch viele Bilder von Kathrin und werden die Künstlerin sowie ihre herrlichen Bilder im Auge behalten!