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  • 26.06.2025
  • Ausgabe 112
  • RegioCarl

TIME TO SAY GOODBYE

#JAZZCITYGT - BLOG 25
Reinhard Fulde Redakteurbild

Reinhard Fulde

Content-Redakteur

TEXT: REINHARD FULDE | FOTOS: RAIMUND VORNBÄUMEN

Zum Schluss ein herzliches Dankeschön von uns, dem Magazin CARL: an Raimund Vornbäumen (NW) für seine fantastischen Fotos, an Reinhard Fulde für die großartigen Texte, an Matthias Kirchhoff, der diese Reihe überhaupt möglich gemacht hat – und an sein wunderbares Team, allen voran Anne Sophie, die unsere Texte und Bilder stets in stimmige, liebevoll gestaltete Artikel verwandelt hat.

Mit Blog 25 wollen Raimund Vornbäumen und ich uns von euch verabschieden –  nicht dass es uns bei insgesamt rund 300 Konzerten der Jazzreihe zwischen 1981 und 2009 an weiteren Themen gefehlt hätte….

Alle zurückliegenden Blogs findet ihr im Original am besten, wenn ihr auf carlmakesmedia.de geht. Dort habt ihr über »Magazin« Zugriff auf die zurückliegenden Hefte im PDF-Format. In diesen müsst ihr dann nur blättern, um meist gegen Ende des Heftes auf den Jazzblog zu stoßen.

Foto: Howard Johnson

Ein kleiner Rückblick: In Ausgabe 87 brachte Thomas Klingebiel, bereits mit einer Fülle von wunderbaren Fotos von Raimund Vornbäumen und dem Artikel »Die Goldene Jazz-Ära«, den Stein ins Rollen. Es folgten dann 24 Artikel, die weitgehend einem »Who’s Who« des Jazz entsprechen könnten, und all diese Superstars waren zu Gast in Gütersloh! Die wohl spektakulärsten Musiker finden wir in den ersten Blogs    die Trompeter Dizzy Gillespie (CARL 88) und Miles Davis (90), den berühmten Gitarristen des Mahavishnu Orchestras John McLaughlin (92), den Blues- und Soul-Künstlern Ray Charles (94) und B.B. King (95). Das Heft 95 ist auch deshalb besonders bemerkenswert, weil es einen ausführlichen, 14 Seiten langen Bericht von einem freundschaftlichen Treffen in Josefs Bude enthält, in dem man viel über die Hintergründe der Jazzreihe erfährt.

Foto: Herbie Hancock

Die zwei wohl wichtigsten Jazzsängerinnen der 90er Jahre wurden im Heft 89 mit Betty Carter und in Heft 91 mit Abbey Lincoln ausführlich gefeiert. In Heft 96 standen die Gospelkonzerte im Mittelpunkt und weitere berühmte Sängerinnen im Grenzbereich zum Jazz fanden sich in Nr. 93 mit Eartha Kitt, in 98 mit Juliette Greco und in 102 mit Nina Simone.

Die herausragenden Pianisten sind vertreten durch Michel Petrucciani (97), Herbie Hancock (100) und Dave Brubeck (110) – wir erinnern uns an spektakuläre Konzerte in den beiden Stadthallen – und den Organisten/Keyboardern Joe Zawinul und Les McCann (103). Die Saxophonisten:  Altmeister Pharoah Sanders und der (damalige) Jungstar Joshua Redman (99) sowie die Altmeister des Bebop Benny Golson und Lou Donaldson (106).

Foto: Nina Simone

Schließlich ist da noch die Weltelite der Gitarristen mit Pat Metheny (111), John Scofield (107) und Bill Frisell (mit Paul Motian und Joe Lovano) (105), die an der Trompete mit Lester Bowie (108), Roy Hargrove und Freddie Hubbard (104) und am Bass mit Ray Brown, Ron Carter und Dave Holland (109) sowie meinen besonders geschätzten Freund Charlie Haden (101).

Foto: Miles Davis

Leider war unser Fotograf Raimund Vornbäumen erst ab 1996 dabei, und so haben wir keine Bilder der ersten 15 Jahre der Jazzreihe, auf die wir hier zurückgreifen könnten.

1981 begann die Jazzreihe sehr behutsam mit einem Vortrag (!) des bekannten Jazzkritikers, Autors und Produzenten Joachim Ernst Berendt. In den ersten Jahren spielten im Jugendzentrum vor allem deutsche und europäische Bands und Musiker. Stammgäste waren u.a. die Gitarristen Michael Sagmeister und Toto Blanke, die Bassisten Ali Haurand und Eberhard Weber, die Schlagzeuger Charlie Antolini und Pierre Courbois und Saxophonisten wie Leszek Zadlo und  Gerd Dudek.

Foto: Cassandra Wilson

 

Schon 1983/84 wagte Josef sich dann an die  internationalen Jazzgrößen: Die Konzerte mit dem damals schon sehr populären Saxophonisten Jan Garbarek,  der Schlagzeuglegende  Max Roach und dem Tenorsaxophonisten Archie Shepp fanden jeweils im hoffnungslos überfüllten Jugendzentrum statt – angesichts dieser Namen heute schier unglaublich: Max Roach, der Schlagzeuger von Charlie Parker, Dizzy Gillespie und Miles Davis, der mit sämtlichen (!) Legenden der Bebop-Ära  zusammengearbeitet hatte, saß ein paar Meter vor uns im Jugendzentrum hinterm Schlagzeug, und wir konnten uns hinter der Bühne mit ihm unterhalten! Bei Jan Garbarek saßen und standen die Leute so dicht gedrängt, dass es fast ein Wunder war, dass nichts Schlimmes passierte. Damals wurde übrigens im Saal noch geraucht ….

Foto: Geri Allen

In den folgenden Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt der Reihe immer mehr in Richtung »schwarzer«  Musik, die Künstler, vorwiegend aus den USA, bei denen sich Josefs Ruf langsam herumsprach, machten auf ihren Tourneen zunehmend gern Halt im kleinen Gütersloh und ließen sich von Josef verwöhnen. Arthur Blythe, Chico Freeman, James »Blood« Ulmer, Joe Henderson, David Murray, Larry Coryell, John Abercrombie u.v.a. waren schon Mitte der achtziger Jahre im Jugendzentrum hautnah zu erleben.

Foto: Randy Weston

Mit Abdullah Ibrahim (Dollar Brand), Cecil Taylor, Wayne Shorter und Art Blakey verließ Josef dann erstmal den sicheren Hafen des Jugendzentrums und ließ diese Künstler in der Aula des Städtischen Gymnasiums auftreten. In bleibender Erinnerung ist uns der Auftritt des Free-Jazz Pianisten Cecil Taylor geblieben, der bis 22 Uhr nicht aus seiner Suite im Hotel herauszubekommen war und das Konzert mit über zweistündiger Verspätung eröffnete. Ähnliche Probleme gab es später nur noch mit dem Drummer Ginger Baker (bekannt aus der Rockband Cream), der beim Soundcheck, als ihm Kleinigkeiten nicht gefielen, lauthals »Fuck off, fuck off, Gütersloh!« skandierte. Erst Josefs unkonventionelle Erwiderung: »I fuck you, too!« ließ ihn verstummen.

Foto: Carlos Ward

In den folgenden Jahren gaben sich die Jazzgrößen in Gütersloh die Klinke in die Hand. Ab 1996 wurden sie dann alle von Raimund Vornbäumen (häufig schon beim Soundcheck) im Bild festgehalten. Thomas Klingebiel schrieb zu jedem Konzert in der NW seine kompetenten Konzertkritiken. Eine kleine Auswahl der Fotos zeigt wir hier und auf den vorigen Seiten.

Foto: Dianne Reeves

Als Josef sie 1994 nach Gütersloh holte, hatte sie mit einer einzigen Platte »Blue Light til Dawn« bereits Superstar Status erlangt, inzwischen ist es um Cassandra Wilson etwas ruhiger geworden. Superstars wurden zumindest zwei der Kinder des Trompeters Don Cherry – seine Stieftochter Neneh Cherry und sein Sohn Eagle-Eye Cherry. Don selbst zählte zu den herausragenden Jazztrompetern: Berühmt geworden im legendären Ornette Coleman Quartet und später mit der »Weltmusik« von Codona, war er drei Mal mit verschiedenen Gruppen im Jugendzentrum zu Gast und, wie nicht anders zu erwarten, freundete sich eng mit Josef an. Unvergessen eine Sitzung in Josefs Bude bis morgens um 5 Uhr, wo er im Schneidersitz auf dem Teppich sitzend Josefs Plattensammlung durchhörte, besonders gebannt Freddy Quinn lauschend …

Foto: Roscoe Mitchell & Art Ensemble of Chicago

Wunderbare Fotos zeigen wir Euch hier von anderen unvergesslichen Konzerten: Am Schluss der Reihe trat noch einmal das Sun Ra Arkestra, mit dem heute 101 Jahre alten Marshall Allen auf. Die Gruppe lieferte jetzt gerade ein in der Presse enthusiastisch gefeiertes Comeback mit Marshall Allens erster(!) Platte »New Dawn« ab. Neben den vielen schon hervorgehobenen Sängerinnen hatten wir die damals noch weitgehend unbekannten, inzwischen populären Dianne Reeves und Vanessa Rubin bereits 1996 im Jugendzentrum sowie von den Kapverden Cesária Évora im alten Theater zu Gast. Die deutschen Pianisten Paul Kuhn und Joachim Kühn (mit Eartha Kitt) sollten nicht vergessen werden, ebenso wenig der als Fusion-Gitarrist bekannt gewordene Larry Coryell und die vielen amerikanischen Künstler, die im weitesten Sinne der Avantgarde zuzurechnen waren: Neben den schon erwähnten Chico Freeman (mit The Leaders) und Arthur Blythe  die Trompeter Eddie Henderson (ebenfalls bei The Leaders) und Wadada Leo Smith.

Die Fans mögen es uns verzeihen, wenn hier bei über dreihundert Konzerten der eine oder andere für sie vielleicht wichtige Name fehlt. Bei Interesse verweisen wir auf die untenstehende INFO.

Foto: Wallace Roney

INFO:

Wenn Ihr mir eine E-mail schreibt, schicke ich euch zu:

1. Eine chronologische Liste der 25 Jazz-Blogs  

2. Die vollständige Liste aller 300 Konzerte der Jazzreihe von 1981-2009 mit Namen aller Musiker, entnommen aus dem letzten Programmheft  

3. Den zweiten Teil meines Blogs 101 über Charlie Haden, der aus Platzgründen nicht mehr gedruckt werden konnte. Schon jetzt viel Spaß damit!   Reinfulde@t-online.de

Foto: v.l.n.r. Eddie Henderson, Chico Freemann