Nou.Niss: Wenn aus alten Pullovern neue Lieblingsstücke entstehen
Erfahren Sie, wie Jutta Meisen und Faraaz Sedaghati mit Visible Mending und kreativem Upcycling hochwertige Materialien in farbenfrohe Unikate verwandeln
Ihr kennt das sicher alle: eines Tages findet man in seinem Lieblingspullover ein Loch, wie auch immer das dort hineingekommen ist, es schmerzt. Bei genauerem Betrachten stellt man fest, dass diese kleinen Löchlein bereits in Gesellschaft sind. Dazu kommt die dünne Stelle am Ellbogen, eine stark beanspruchte Stelle, die gern mal transparent wird oder ein Fleck, der sich nicht entfernen lässt. Der Lieblingspullover verschwindet in den Tiefen des Kleiderschrankes oder wird gleich entsorgt. Wie schade – er war doch mal so teuer.
Hier kommen Jutta Meisen und Faraaz Sedaghati ins Spiel. Die beiden lernten sich während ihres Studiums an der FH Bielefeld kennen. Als Jutta die Idee hatte, Pullovern ein zweites Leben zu schenken, holte sie Faraaz ins Boot und gemeinsam gründeten sie ihr Startup Nou.Niss.
Doch was heißt das denn und was machen die beiden Frauen da? Nou.Niss bedeutet »es ist nicht neu« und diese Aussage ist Programm. Der Begriff stammt aus dem Persischen, das ist Faraaz Muttersprache. Das Upcycling Modelabel rettet beschädigte Wollwaren, wie unsere Lieblingspullis, vor der Entsorgung. Dabei achten die beiden Modedesignerinnen darauf, dass es sich um hochwertiges Material handelt und so viel wie möglich davon weiter verwendet werden kann. Es entstehen farbenfrohe Pullover oder Jacken, Schals oder Mützen aus hochwertigem Material wie Schurwolle, Kaschmir, Merino oder Seide. Die neu entstandenen Kleidungsstücke sind farbenfroh und einzigartig. Wenn man einen solchen Pullover besitzt, kann man sicher sein, dass es ein Unikat ist – einzigartig, ganz wie wir selbst.
Doch was ist mit den Löchern, Flecken und Beschädigungen in den alten Lieblingspullovern? Die sind doch nicht einfach weg! Hier kommt das Visible Mending zum Einsatz! Das ist die Kunst, sichtbare Reparaturen, inspiriert von den Fehlern des Materials, zu nutzen, um liebevolle Handstickereien zu kreieren. So gewinnt die reparierte Kleidung an Wert, anstatt ihn zu verlieren. Wir haben uns das zeigen lassen und finden es großartig, so wie uns die neu entstehenden Kleidungsstücke begeistern.
Jutta und Faraaz arbeiten derzeit noch in ihrem Atelier an der Brandenburger Straße, ziehen aber demnächst um.
Ihre „Werkstatt“ ist mit allem ausgerüstet, was die beiden für kreatives Arbeiten brauchen, gutes Licht, gute Maschinen, die alle einen Namen haben und somit wertgeschätzt werden. So trägt eine der Dürkopp-Adler Nähmaschinen den Namen »Die Schöne«, weil sie ein Erbstück von Frau Schöne ist. Der Kollege »Thomas« ist ein Bügelautomat und die Nähmaschine »Sewerus Snape« gehören ebenfalls zum Personal.
Ab und an werden die Inhaberinnen durch PraktikantInnen unterstützt, denn es ist eine Menge Arbeit, das Material, das zum Teil aus Recyclingbörsen oder aus der Brockensammlung Bethel stammt, zu sichten, zu waschen und gegen Motten zu behandeln. Danach erfolgt das Zerlegen des Grundmaterials, das Bügeln und dann entstehen die Quadrate in verschiedenen Größen, die fein sortiert in den Regalen auf ihren Einsatz warten. Nach eigens entwickelten Schnittmustern werden die Quadrate dann zusammengenäht und nach und nach entsteht ein neuer Lieblingspullover – wunderschön, farbenfroh oder auch Ton in Ton und einzigartig.
Wir vom CARL wünschen den beiden weiterhin ganz viel Erfolg!
Nou.Niss Atelier
Brandenburger Straße 10, im Hinterhof,
33602 Bielefeld
https://www.nou-niss.de/
