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  • 01.10.2024
  • Ausgabe 103
  • RegioCarl

90 JAHRE LIEBE ZU LEBENSMITTELN

Als 1934 in Wiedenbrück alles begann
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TEXT: JEANNETTE HÖSCHER-SCHENKE | FOTOS: SCHENKE UND CARLMAKESMEDIA

1934 eröffneten Hubert und Käthe Schenke in Wiedenbrück an der Langen Straße in der Nähe des Kirchplatzes der St. Aegidius-Kirche einen kleinen Kolonialwarenladen. Familie Schenke kam ursprünglich aus Amelsbüren bei Münster. Dort hatte schon die Mutter von Käthe Schenke einen kleinen Lebensmittelladen gehabt. Die Männer waren Förster und versorgten die Münsteraner mit frischem Wild.

Schenke Stammhaus Strengerstraße

Rolf Schenke erzählt, dass er die Sommerferien seiner Kindheit immer in Amelsbüren bei seiner Oma verbrachte und dort im Kanal badete, während seine Eltern in Wiedenbrück im Geschäft standen und Lebensmittelverkauften. Der Krieg kam, der Laden in Wiedenbrück wurde aufgegeben und Rolfs Vater Hubert kam schließlich aus der russischen Gefangenschaft zurück. Nach dem Krieg zog es die Schenkes nach Gütersloh an die Strengerstraße, und sie eröffneten dort wieder einen Lebensmittelladen. Käthe Schenke ergänzte das Warenangebot bald mit selbstgemachtem Kartoffelsalat und Heringssalat.

Später, in den 50er und 60er Jahren, bot sie die typischen kalten Fleischplatten und Häppchen an, die damals so beliebt waren. Schenke Feinkost war in Gütersloh ein Begriff geworden. Und endlich, nach kargen Kriegsjahren, gönnte man sich wieder etwas. Alte Gütersloher erinnern sich noch an das Wild, das bei Schenke draußen zum Abhängen zu sehen war. Der junge Rolf Schenke ging bei Sternbergs in die Lehre, Feinkost-Kollegen in Bielefeld, und kehrte motiviert zurück. Gegen den Willen seines extrem sparsamen Vaters setzte er sich für die Filialisierung ein und eröffnete 1972 den Markt an der Kahlertstraße in der alten Seidenweberei Pott. Das Ehepaar Pott wollte aus Altersgründen aufgeben und sie waren auf Rolf Schenke zugekommen, der gerne zusagte.

Alles vom Feinsten

Und Rolf Schenke hatte auch schon sein nächstes Projekt im Visier und auch hier musste er sich bei seinem Vater wieder hart durchsetzen für die erneute Investition. Auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei an der Rhedaer Straße wurde schließlich 1977 ein neuer Schenke-Markt gebaut. Feinkost Schenke galt mit seinen langen Bedienungstheken als etwas Besonderes. Nicht umsonst war Rolfs Leitspruch noch bis tief in die 80er Jahre hinein: „Alles vom Feinsten“. Unterstützt wurde Rolf Schenke in allen Projekten jahrzehntelang von seinem Freund und Prokuristen Heino Vossen. Ein bekannter Auszubildender, der bei Schenke im April 1964 seinen Ausbildungsvertrag unterschrieben hatte, war im Übrigen der Gütersloher Jochen Bongartz.

Grundsteinlegung am Kolbeplatz 1989

Jochen Bongartz war bekanntlich lange beim Feinkostkollegen Karenfort, bzw. im Gütersloher Brauhaus beschäftigt und ist seit einigen Jahren wieder glücklich in Schenkes Weinkeller zurückgekehrt. Der nächste Schenke Markt eröffnete 1989 an der Carl-Bertelsmann-Straße und beherbergte im Obergeschoss die neue Schenke Küche sowie einen Festsaal. Rolfs Ehefrau Annemarie hatte seit dem plötzlichen Unfalltod ihrer Schwiegereltern 1978 die Schenke Küche an der Strenger Straße geleitet und dort nebenbei, während die Schenkes im Obergeschoss wohnten, zog sie auch 4 Kinder groß. Schenkes Feinkost und Partyservice hatte sich dank ihrer harten Arbeit einen Namen gemacht und längst war die Küche an der Strenger Straße zu klein geworden.

Ebenfalls 1989 wurde am Kolbeplatz ein Grundstein gelegt für einen weiteren Schenke Markt, denn Rolf Schenke hatte der Sparkasse für deren Erweiterung zugesagt, Schenkes Stammhaus an der Strengerstraße zu verkaufen und dem Abriss freizugeben. Ab 1990 war Schenke also auch am Kolbeplatz mitten in der Stadt mit einem typischen Feinkostladen und einem Schlemmerbistro vertreten. Doch die Zeiten des Lebensmitteleinkaufs in den Innenstädten waren spürbar Geschichte. Große Verbrauchermärkte eröffneten in den Neunziger Jahren auf der sogenannten „grünen Wiese“, auch in Gütersloh. Und so verschwanden nach und nach die zahlreichen kleinen Lebensmittelläden in Gütersloh, und auch der Feinkostladen am Kolbeplatz ließ sich nicht halten.

Schenke am Kolbeplatz ab 1990

1990 war der Enkel der Unternehmensgründer Reiner Schenke nach Lehr- und Wanderjahren nach Gütersloh zurückgekehrt und erhielt, nachdem er den Laden am Kolbeplatz jahrelang geleitet hatte, 1996 ziemlich plötzlich auf einem Betriebsfest von seinem Vater Rolf die Aufgabe der Geschäftsführung angetragen. Rolf Schenke war es ungemein wichtig, nicht wie sein Vater Hubert, der Erweiterung und Modernisierung im Wege zu stehen. Er konzentrierte sich lieber fortan auf seine Arbeit im Weinkeller und am Kaffeeröster und überließ das Tagesgeschäft seinem Sohn Reiner. Ohne ihm hineinzureden und voller Vertrauen in seinen Sohn. Reiner Schenke führte das Familienunternehmen nach wirtschaftlich unsicheren Jahren bei der Spar um 2000 zur Edeka, die als Genossenschaft und Großlieferant Unterstützung und gute Preise bot.

Dort, wo alles begann

Was die ältere Generation und so mancher Kunde etwas grummelnd zur Kenntnis nahmen („Schenke ist auch nicht mehr das, was es mal war“)… es gab nun neben Feinkost und Delikatessen auch günstige Einstiegsmarken und einen wöchentlichen Handzettel mit Angeboten. Schenke war kein kleiner Feinkostladen mehr, sondern ein inhabergeführter Edeka-Markt mit integrierter Feinkostabteilung. Und Reiner Schenke lag genau richtig. Viele kleine Feinkosthändler mussten in dieser Zeit aufgeben und konnten sich nicht halten. Schenke aber war groß geworden und hatte sich doch seine Kernkompetenz, die große Frischeabteilung mit hausgemachter Feinkost erhalten. Und Reiner Schenke setzt die Filialisierung konsequent fort. 2002 kam der Schenke Markt in Harsewinkel hinzu und 2010 und 2015 zwei privatisierte Marktkauf-Häuser in Bielefeld. Seit 2010 hatte Reiner Schenke tatkräftige Unterstützung durch seinen Sohn Janik Schenke, der nach seiner Ausbildung ins Familienunternehmen zurückkehrte.

Schenke-Märkte der Zukunft

Gemeinsam mit Bruder Robin, der 2020 nach Abschluss seines Masterstudiums ebenfalls ins väterliche Unternehmen eintrat, stellt Janik Schenke die 4. Unternehmensgeneration dar. Vater Reiner und seine beiden Söhne Janik und Robin sind nun als gleichberechtigte Geschäftsführer tätig. Ebenfalls unterstützend mit dabei in all den Jahren ist ihre Mutter und Ehefrau Jeannette, die sich vor allem ums Marketing und den Biomarkt (eröffnet 2008) kümmert, sowie Lars König seit 2022 als Prokurist.

Er hat bei Schenke eine Bilderbuchkarriere hingelegt, von der Schüleraushilfe an der Kasse in der Kahlertstraße über eine Ausbildung nach seinem Abitur, dualem Studium und zahlreichen Marktleiter-Stationen bei Schenke. Gemeinsam mit Janik und Reiner Schenke kümmert er sich vor allem um die Märkte, das Personal und den Vertrieb. 2020 eröffneten die Schenkes dann ein langgehegter Wunsch, in Wiedenbrück als Ort der Unternehmensgründung einen weiteren großen Schenke-Markt. Hier konnten viele ihrer Vorstellungen realisiert werden von dem, was ein moderner, food-betonter und nachhaltig konzipierter Frischemarkt heute sein kann.

Schenke in Rheda-Wiedenbrück seit 2020

Ebenfalls im Jahr 2020 zog die Schenke-Küche von der Carl-Bertelsmann-Straße in die jetzt fertiggestellte Schenke-Manufaktur in die Henry-Ford-Straße in Gütersloh-Avenwedde ein, die Robin Schenke leitet. Gemeinsam mit der Schenke Bäckerei (bis dahin in den Räumen des Knabbelbäckers in Quenhorn) und der Kaffeerösterei (bis dahin im Keller der Rhedaer Straße) werden nun alle Produktionsbereiche an diesem Standort vereint. Schenkes Catering wird in der Coronazeit aufgegeben. Im Jahr 2023 wurde der Schenke Markt an der Rhedaer Straße großzügig erweitert und neu gestaltet, in allen Bereichen auf den neuesten technischen Stand gebracht, vor allem im Bereich der Kühltechnik. Zudem wurde eine leistungsfähige Photovoltaikanlage auf dem Flachdach installiert, wie mittlerweile auf den meisten Schenke-Märkten. Das Thema Nachhaltigkeit ist der Familie Schenke sehr wichtig, sie investiert nicht nur aus Überzeugung in energieeffiziente Technik, sondern auch in heimische Umweltschutzprojekte („Artenvielfalt am Wegesrand“).

Obwohl Schenke in all den Jahren immer größer geworden ist, bleibt festzustellen, dass es einerseits gar keine Alternative dazu gab und andererseits alle Schenkes einfach spürbar mit Leib und Seele, mit Ideen und Motivation, mit Disziplin und Fleiß tagtäglich in ihrem Familienunternehmen tätig sind, das nun in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden ist. Und trotz der aktuellen Unternehmensgröße ist doch alles familiär geblieben. Man begegnet sich auf Augenhöhe. Die Schenkes stehen fest zu ihren teils jahrzehntelang bei ihnen beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der „großen Schenke-Familie“, wie sie sagen. So meinte vor einigen Jahren ein neu angestellter Schenke-Mitarbeiter: „Als mein Chef morgens um 6 Uhr mit der Wischmaschine um die Ecke kam, da wusste ich, hier bin ich richtig!“ Und auch mit vielen Schenke-Kundinnen und -Kunden haben die Schenkes wie auch ihr Team einen langjährigen persönlichen Kontakt und man hält gern inne für ein paar nette Worte zwischen Einkauf und Arbeit.

Man kennt sich. Seit 90 Jahren.

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